Kurzform - Orginalübersetzung von Blizzard
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Kurzform - Orginalübersetzung von Blizzard
Quelle: http://www.wow-europe.com/de/info/story/
Übersicht:
1. Kapitel: "Mythos"
Die Titanen und die Entstehung des Universums
Sargeras und der Verrat
Die Alten Götter und die Ordnung von Azeroth
Die Weisung der Drachenschwärme
Die erwachende Welt und der Brunnen der Ewigkeit
Der Krieg der Ahnen
Die Spaltung der Welt
Der Berg Hyjal und Illidans Geschenk
Der Weltbaum und der Smaragdgrüne Traum
Die Verbannung der Hochelfen
Die Schildwachen und die lange Wacht
2. Kapitel: "Die neue Welt"
Die Gründung von Quel’Thalas
Arathor und die Trollkriege
Die Wächter von Tirisfal
Eisenschmiede – das Erwachen der Zwerge
Die sieben Königreiche
Aegwynn und die Drachenjagd
Krieg der drei Hämmer
Der letzte Wächter
3. Kapitel: "Der Untergang von Draenor"
Kil’jaeden und der Schattenpakt
Aufstieg der Horde
4. Kapitel: "Allianz und Horde"
Das Dunkle Portal und der Untergang von Sturmwind
-- (Warcraft: Orcs and Humans)
Die Allianz von Lordaeron
-- (Warcraft 2: Tides of Darkness)
Die Invasion von Draenor
-- (Warcraft 2X: Beyond the Dark Portal)
Die Geburt des Lichkönigs
Eiskrone und Frostthron
Die Schlacht von Grim Batol
Die Lethargie der Orcs
Die neue Horde
Der Krieg der Spinne
Kel’Thuzad und die Formung der Geißel
Die Allianz zerbricht
5. Kapitel: "Die Rückkehr der brennenden Legion"
Die Geißel von Lordaeron
-- (Warcraft 3: Reign of Chaos)
Sonnenbrunnen – Der Fall von Quel’Thalas
Archimondes Rückkehr und die Flucht nach Kalimdor
Die Schlacht am Berg Hyjal
Der Aufstieg des Verräters
-- (Warcraft 3X: The Frozen Throne)
Der Aufstand der Blutelfen
Bürgerkrieg in den Pestländern
Der Triumph des Lichkönigs
Alter Hass – Die Kolonialisierung von Kalimdor
Übersicht:
1. Kapitel: "Mythos"
Die Titanen und die Entstehung des Universums
Sargeras und der Verrat
Die Alten Götter und die Ordnung von Azeroth
Die Weisung der Drachenschwärme
Die erwachende Welt und der Brunnen der Ewigkeit
Der Krieg der Ahnen
Die Spaltung der Welt
Der Berg Hyjal und Illidans Geschenk
Der Weltbaum und der Smaragdgrüne Traum
Die Verbannung der Hochelfen
Die Schildwachen und die lange Wacht
2. Kapitel: "Die neue Welt"
Die Gründung von Quel’Thalas
Arathor und die Trollkriege
Die Wächter von Tirisfal
Eisenschmiede – das Erwachen der Zwerge
Die sieben Königreiche
Aegwynn und die Drachenjagd
Krieg der drei Hämmer
Der letzte Wächter
3. Kapitel: "Der Untergang von Draenor"
Kil’jaeden und der Schattenpakt
Aufstieg der Horde
4. Kapitel: "Allianz und Horde"
Das Dunkle Portal und der Untergang von Sturmwind
-- (Warcraft: Orcs and Humans)
Die Allianz von Lordaeron
-- (Warcraft 2: Tides of Darkness)
Die Invasion von Draenor
-- (Warcraft 2X: Beyond the Dark Portal)
Die Geburt des Lichkönigs
Eiskrone und Frostthron
Die Schlacht von Grim Batol
Die Lethargie der Orcs
Die neue Horde
Der Krieg der Spinne
Kel’Thuzad und die Formung der Geißel
Die Allianz zerbricht
5. Kapitel: "Die Rückkehr der brennenden Legion"
Die Geißel von Lordaeron
-- (Warcraft 3: Reign of Chaos)
Sonnenbrunnen – Der Fall von Quel’Thalas
Archimondes Rückkehr und die Flucht nach Kalimdor
Die Schlacht am Berg Hyjal
Der Aufstieg des Verräters
-- (Warcraft 3X: The Frozen Throne)
Der Aufstand der Blutelfen
Bürgerkrieg in den Pestländern
Der Triumph des Lichkönigs
Alter Hass – Die Kolonialisierung von Kalimdor
1. Kapitel
Die Titanen und die Entstehung des Universums
Niemand weiß genau, wie das Universum seinen Anfang nahm. Manche glauben an die Theorie, nach der eine ungeheure kosmische Explosion die unendliche Vielzahl der Welten in das Große Dunkel geschleudert hat – Welten, die eines Tages Lebensformen von wundersamer und schrecklicher Vielfalt tragen sollten. Andere glauben, dass das Universum von einer einzigen allmächtigen Wesenheit geschaffen wurde. Der exakte Ursprung des chaotischen Universums ist unklar, aber sicher ist, dass ein Volk mächtiger Wesen entstand, das für Stabilität in den verschiedenen Welten sorgte und den Lebewesen, die in seine Fußstapfen traten, eine sichere Zukunft gewährleistete.
Die Titanen, kolossale Götter mit metallisch schimmernder Haut aus den Weiten des Kosmos, erkundeten das neu entstandene Universum und machten sich auf den Welten, die sie fanden, an die Arbeit. Sie gestalteten ihre Welten, indem sie riesige Gebirge aufwarfen und gewaltige Meere aushoben. Sie atmeten Firmamente und tosende Atmosphären aus. Und das alles als Teil ihres unbegreiflichen Planes, Ordnung aus dem Chaos zu erschaffen. Sie verliehen sogar primitiven Völkern die Macht, ihre Arbeit zu tun und die Integrität ihrer jeweiligen Welt zu erhalten.
Die Titanen, die von einer Elitegruppe regiert wurden, die man Pantheon nannte, brachten im ersten Zeitalter der Schöpfung Ordnung zu hundert Millionen, über das gesamte Große Dunkle Jenseits verstreuten Welten. Das gütige Pantheon, das die geordneten Welten beschützen wollte, war stets auf der Hut vor drohenden Angriffen der bösen, extradimensionalen Wesen der wirbelnden Nether-Welt. Die Nether-Welt, eine astrale Dimension chaotischer Magie, die die Myriaden Welten des Universums verbindet, war die Heimat einer unendlichen Zahl von hinterhältigen dämonischen Wesen – die das Leben zerstören und die Energien des lebenden Universums verschlingen wollten. Die Titanen konnten sich das Böse oder Hinterhältige in keiner Form vorstellen und suchten nach einer Möglichkeit, die konstante Bedrohung durch die Dämonen zu beenden.
Sargeras und der Verrat
Mit der Zeit fanden dämonische Wesenheiten aus der wirbelnden Nether-Welt ihren Weg in die Welt der Titanen und das Pantheon gab seinem größten Krieger Sargeras den Auftrag, das Reich an vorderster Front zu verteidigen. Sargeras, ein edler Riese aus gegossener Bronze, erledigte seine Pflichten zahllose Jahrtausende lang. Er suchte und vernichtete diese Dämonen, wo immer er sie finden konnte. Im Laufe der Äonen begegnete Sargeras zwei mächtigen Dämonenvölkern, die beide danach trachteten, Macht und Vorherrschaft über das materielle Universum zu erlangen.
Die Eredar, ein heimtückisches Volk teuflischer Zauberhexer, nutzten ihre Hexenmeistermagien dazu, eine Anzahl von Welten zu erobern und zu versklaven. Die eingeborenen Völker dieser Welten mutierten durch die bösen Mächte der Eredar und wurden selbst zu Dämonen. Sargeras’ fast grenzenlose Macht reichte zwar aus, um die schändlichen Eredar zu besiegen, doch die Verderbnis und das alles verschlingende Böse dieser Kreaturen beunruhigten ihn zutiefst. Da der große Titan unfähig war, dieses Maß an Verworfenheit und Bösartigkeit zu verstehen, verfiel er langsam in eine tiefe Depression. Doch trotz seines zunehmenden Unbehagens befreite Sargeras das Universum von den Hexenmeistern, indem er sie in einem Winkel der wirbelnden Nether-Welt einsperrte.
Während seine Verwirrung und sein Elend schlimmer wurden, war Sargeras gezwungen, sich mit einer anderen Gruppe auseinander zu setzen, die darauf aus war, die Ordnung der Titanen zu stören: die Nathrezim. Dieses finstere Volk vampirischer Dämonen (auch als Schreckensfürsten bekannt) eroberte eine Anzahl bewohnter Welten, indem sie von ihren Bewohnern Besitz ergriffen und sie dem Schatten zuführten. Die hinterhältigen, ränkeschmiedenden Schreckensfürsten hetzten ganze Nationen gegeneinander auf, indem sie durch ihre Manipulationen gedankenlosen Hass und Misstrauen erzeugten. Sargeras besiegte die Nathrezim mühelos, doch ihre Verderbnis beeinflusste ihn zutiefst.
Der edle Sargeras wurde mit der Verzweiflung und den Zweifeln nicht mehr fertig, die seine Sinne überwältigten. Er verlor nicht nur den Glauben an seine Mission, sondern auch an die Vision der Titanen von einem geordneten Universum. Schließlich kam er zu der Überzeugung, dass allein schon die Vorstellung von Ordnung töricht und Chaos sowie Verworfenheit die einzigen absoluten Konstanten im dunklen, einsamen Universum seien. Seine Titanenbrüder versuchten, ihn von seinem Irrtum zu überzeugen und die Wogen seiner aufgepeitschten Emotionen zu glätten, doch tat er ihre optimistischen Überzeugungen als selbstbetrügerischen Irrglauben ab. Sargeras sagte sich für immer von ihnen los und machte sich auf die Suche nach seinem eigenen Platz im Universum. Das Pantheon bedauerte sein Fortgehen zwar, doch konnten sich die Titanen nicht vorstellen, wie weit ihr verirrter Bruder tatsächlich gehen würde.
Als Sargeras’ Wahnsinn den letzten Rest seiner wackeren Gesinnung verdrängt hatte, glaubte er, dass die Titanen selbst für das Scheitern der Schöpfung verantwortlich wären. Er beschloss, ihr Werk im gesamten Universum ungeschehen zu machen und eine unaufhaltbare Armee aufzustellen, die das materielle Universum in Brand stecken sollte.
Sogar Sargeras’ titanische Gestalt veränderte sich angesichts der Verderbnis, die sein einst edles Herz verseuchte. Seine Augen, Haare und Bart gingen in Flammen auf, seine metallische, bronzene Haut platzte und brachte einen ewigen Brennofen aus sengendem Hass zum Vorschein.
In seiner Wut zerschmetterte Sargeras die Gefängnisse der Eredar und Nathrezim und befreite die abscheulichen Dämonen. Die verschlagenen Kreaturen verneigten sich vor der grenzenlosen Wut des dunklen Titanen und schworen, ihm in jeder erdenklichen bösartigen Form behilflich zu sein. Aus den Reihen der mächtigen Eredar wählte Sargeras zwei Helden aus, die seine Dämonenarmee der Zerstörung anführen sollten. Kil’jaeden der Betrüger wurde auserkoren, die dunkelsten Völker im Universum zu suchen und für Sargeras’ Reihen zu rekrutieren. Der zweite Held, Archimonde der Entweiher, sollte Sargeras’ riesige Armeen in den Kampf gegen alle führen, die sich dem Willen des Titanen widersetzten.
Kil’jaeden machte als Erstes die vampirischen Schreckensfürsten zu willfährigen Sklaven seiner schrecklichen Macht. Die Schreckensfürsten dienten im ganzen Universum als seine persönlichen Agenten und fanden Gefallen daran, für ihren Meister primitive Völker zu finden, zu verderben und in die eigenen Reihen aufzunehmen. Der Erste unter den Schreckensfürsten war Tichondrius der Verfinsterer. Tichondrius diente Kil’jaeden als perfekter Soldat und willigte ein, Sargeras’ brennende Willenskraft in die finstersten Winkel des Universums zu bringen.
Der mächtige Archimonde schickte auch eigene Agenten aus. In der Hoffnung, eine Elitetruppe zu bilden, die die Schöpfung allen Lebens zunichte machen konnte, wandte sich Archimonde an die abgrundtief bösen Schmerzensfürsten und deren barbarischen Anführer Mannoroth den Zerstörer.
Als Sargeras sah, dass seine Armeen aufgestellt und bereit waren, seinen Befehlen zu folgen, führte er seine wilden Truppen in die Weite des Großen Dunkels. Seine wachsende Armee nannte er die Brennende Legion. Bis auf den heutigen Tag ist nicht bekannt, wie viele Welten auf ihrem unheiligen Kreuzzug durch das Universum verzehrt und niedergebrannt wurden.
Die Alten Götter und die Formung von Azeroth
Die Titanen bemerkten offenbar nichts von Sargeras’ Absicht, ihre zahllosen Werke zu vernichten, und zogen weiter von Welt zu Welt, um ihnen Form und Ordnung zu geben, wie es ihnen rechtens erschien. Auf ihrer Reise stießen sie auf eine kleine Welt, die ihre Bewohner später Azeroth nennen sollten. Als die Titanen über das urzeitliche Land zogen, begegnete ihnen eine Anzahl feindseliger Elementargeistwesen. Diese Elementargeister, die ein Volk unvorstellbar böser Wesen verehrten, das nur die Alten Götter genannt wurde, schworen einen Eid, dass sie die Titanen vertreiben und ihre Welt vor der metallenen Berührung der Invasoren behüten würden.
Beunruhigt angesichts des bösen Charakters der Alten Götter, erklärte das Pantheon den Elementargeistern und ihren dunklen Meistern den Krieg. Die Armeen der Alten Götter wurden von den mächtigsten Offizieren der Elementargeister befehligt: Ragnaros der Feuerfürst, Therazane die Steinmutter, Al’Akir der Windfürst und Neptulon der Gezeitenjäger. Ihre chaotischen Streitkräfte lieferten sich auf der ganzen Welt Gefechte mit den kolossalen Titanen. Zwar waren die Elementargeister viel mächtiger, als Sterbliche es sich ausmalen können, dennoch vermochten ihre vereinten Streitkräfte die mächtigen Titanen nicht aufzuhalten. Einer nach dem anderen fielen die Fürsten der Elementargeister und ihre Kriegsmacht löste sich auf.
Das Pantheon zerschmetterte die Zitadellen der Alten Götter und kettete die vier bösen Gottheiten tief unter der Oberfläche der Welt an. Da die Macht der Alten Götter die Elementargeister nicht mehr in der materiellen Welt verankerte, wurden sie auf eine abgrundtiefe Ebene verbannt, wo sie in alle Ewigkeit unter sich bleiben sollten. Nach dem Verschwinden der Elementargeister beruhigte sich die Natur und eine Zeit der friedlichen Harmonie brach an. Als die Titanen sahen, dass die Gefahr gebannt war, machten sie sich an die Arbeit.
Die Titanen gaben einer Anzahl von Völkern die Fähigkeit, ihnen bei der Neugestaltung der Welt zu helfen. Damit die unauslotbaren Höhlen unter der Erde gegraben werden konnten, erschufen die Titanen die zwergenähnlichen Irdenen aus magischem, lebendem Stein. Um Meere auszuheben und Land vom Meeresboden aufsteigen zu lassen, schufen die Titanen die gigantischen, aber sanftmütigen Meeresriesen. Viele Äonen lang bewegten und formten die Titanen die Erde, bis zuletzt ein einziger perfekter Kontinent übrig blieb. Im Zentrum dieses Kontinents schufen die Titanen einen See flimmernder Energien. Der See, den sie Brunnen der Ewigkeit nannten, sollte der Quell des Lebens dieser Welt sein. Seine kraftvollen Energien sollten die Gebeine der Welt nähren und dem Leben ermöglichen, im fruchtbaren Boden des Landes Wurzeln zu schlagen. Mit der Zeit gediehen Pflanzen, Bäume, Monster und Kreaturen jedweder Art auf dem urzeitlichen Kontinent. Als die Dämmerung am letzten Tage ihrer Arbeit anbrach, nannten die Titanen den Kontinent Kalimdor: „Land des ewigen Sternenlichts“.
Die Weisung der Drachenschwärme
Damit zufrieden, dass Ordnung auf die kleine Welt gebracht worden und ihre Arbeit getan war, bereiteten sich die Titanen darauf vor, Azeroth zu verlassen. Vor ihrem Aufbruch jedoch wiesen sie noch der größten Spezies dieser Welt die Aufgabe zu, Kalimdor zu behüten, sollte je etwas den perfekten Frieden bedrohen. In jenem Zeitalter existierten viele Drachenschwärme. Fünf Drachenschwärme gab es, die Macht über ihre Brüder ausübten. So beschlossen die Titanen, die aufblühende Welt in die Obhut dieser fünf Schwärme zu geben. Die größten Mitglieder des Pantheons erfüllten jeden Anführer eines Schwarms mit einem Teil ihrer Macht. Diese majestätischen Großdrachen (nachfolgend aufgeführt) wurden unter der Bezeichnung Große Aspekte oder Großdrachenaspekte bekannt.
Aman'Thul, der Hochvater des Pantheons, spendete einen Teil seiner kosmischen Macht dem gewaltigen Bronzegroßdrachen Nozdormu. Der Hochvater ermächtigte Nozdormu, die Zeit selbst zu hüten und die sich ewig kreuzenden Pfade von Vorbestimmung und Schicksal zu bewachen. Der stoische, ehrbare Nozdormu bekam den Beinamen der Zeitlose.
Eonar, die Schützerin allen Lebens bei den Titanen, gab einen Teil ihrer Macht dem roten Leviathan Alexstrasza. Fortan wurde Alexstrasza Lebensbinderin genannt und sie beschützte unermüdlich alle lebendigen Geschöpfe auf der Welt. Wegen ihrer großen Weisheit und grenzenlosen Liebe zu allen Lebewesen krönte man Alexstrasza zur Drachenkönigin und machte sie zur Herrscherin ihrer Art.
Eonar segnete auch Alexstraszas jüngere Schwester, den wendigen grünen Großdrachen Ysera, mit einem Teil des Einflusses der Natur. Ysera versank, an den Wachtraum der Schöpfung gebunden, in eine ewige Trance. Unter dem Namen „die Träumerin“ behütete sie aus ihrem tiefgrünen Reich, dem Smaragdgrünen Traum, die wachsenden Wildgebiete der Welt.
Norgannon, der Bewahrer der Lehre und Meistermagicus der Titanen, gewährte Malygos, dem blauen Großdrachen, einen Teil seiner unglaublichen Macht. Fortan hieß Malygos Zauberwirker, Wächter der Magie und des verborgenen Arkanums.
Khaz’goroth, der Former und Weltenschmied der Titanen, gab einen Teil seiner riesigen Macht dem mächtigen schwarzen Wyrm Neltharion. Der großherzige Neltharion, fortan als Erdwärter bekannt, erhielt die Herrschaft über die Erde und die tiefen Regionen der Welt. Er verkörperte die Kraft der Welt und fungierte als größter Unterstützer von Alexstrasza.
Solchermaßen ermächtigt erhielten die Fünf Aspekte die Aufgabe, die Welt in Abwesenheit der Titanen zu schützen. Nachdem die Großdrachen bereit waren, ihre Schöpfung zu verteidigen, verließen die Titanen Azeroth für immer. Zu ihrem Unglück dauerte es nicht lange, bis Sargeras von der Existenz der neugeborenen Welt erfuhr...
Die erwachende Welt und der Brunnen der Ewigkeit
Zehntausend Jahre bevor die Menschen und die Orcs ihren Ersten Krieg führten, gab es auf dem Planeten Azeroth nur einen einzigen, von einem Meer umgebenen Kontinent. Diese Landmasse mit dem Namen Kalimdor, war die Heimat einer ganzen Anzahl unterschiedlicher Völker und Kreaturen – die alle versuchten, sich gegen die wilden Elemente der erwachenden Welt zu behaupten. Im Herzen des dunklen Kontinents lag ein geheimnisvoller See glühender Energien. Der See, der später die Bezeichnung Brunnen der Ewigkeit tragen sollte, war das wahre Herz der magischen und natürlichen Macht dieser Welt. Der Brunnen bezog seine Energien aus dem unendlichen Großen Dunkel jenseits der Welt und diente als mystischer Quell – er sandte seine starken Energien über die ganze Welt aus und nährte so das Leben in all seinen wundersamen Gestalten.
Im Laufe der Zeit bahnte sich ein primitiver Stamm nachtaktiver Humanoider vorsichtig einen Weg zum Ufer dieses hypnotischen verzauberten Sees. Die wilden nomadischen Humanoiden wurden von den seltsamen Energien des Brunnens angezogen und errichteten primitive Behausungen an seinen friedlichen Ufern. Mit der Zeit beeinflussten die kosmischen Energien des Brunnens den Stamm und machten ihn stark, weise und so gut wie unsterblich. Der Stamm gab sich selbst den Namen Kaldorei, was in seiner Sprache so viel wie „Kinder der Sterne“ bedeutete. Um ihre aufstrebende Gesellschaft zu feiern, errichteten sie gewaltige Bauwerke und Tempel um den See herum.
Die Kaldorei oder Nachtelfen, wie sie später genannt werden sollten, beteten die Mondgöttin Elune an und glaubten, dass sie tagsüber in den schimmernden Tiefen des Brunnens schliefe. Die frühen Priester und Seher der Nachtelfen studierten den Brunnen mit unstillbarer Neugier, von dem Wunsch getrieben, seine Geheimnisse und Kräfte zu enträtseln. Als ihre Gemeinschaft wuchs, erforschten die Nachtelfen ganz Kalimdor und begegneten seinen zahllosen Lebensformen. Die einzigen Kreaturen, die sie beeindruckten, waren die uralten und mächtigen Großdrachen. Die riesigen, schlangengleichen Bestien lebten zwar häufig sehr zurückgezogen, trugen aber viel dazu bei, das bekannte Land vor potenziellen Gefahren zu beschützen. Die Nachtelfen fanden heraus, dass die Drachen sich selbst als Beschützer der Welt betrachteten – und waren sich einig, dass man sie und ihre Geheimnisse am besten in Ruhe ließ.
Mit der Zeit führte die Neugier der Nachtelfen dazu, dass sie sich mit einer Reihe mächtiger Wesenheiten anfreundeten – nicht zuletzt mit Cenarius, einem Halbgott aus den unberührten Urwaldgebieten. Der großherzige Cenarius fand Gefallen am Forscherdrang der Nachtelfen und lehrte sie vieles über die natürliche Welt. Die abgeklärten Kaldorei entwickelten eine starke Verbundenheit mit den lebenden Wäldern von Kalimdor und lebten in einem harmonischen Gleichgewicht mit der Natur.
Doch im Laufe scheinbar endloser Zeitalter expandierte die Zivilisation der Nachtelfen territorial und kulturell. Ihre Tempel, Straßen und Wohnorte erstreckten sich über den gesamten dunklen Kontinent. Azshara, die begabte und wunderschöne Königin der Nachtelfen, erbaute einen riesigen, Ehrfurcht gebietenden Palast am Ufer des Sees, in dessen juwelengeschmückten Sälen ihre bevorzugten Bediensteten lebten. Diese Untertanen, die sie Quel’dorei oder „Hochgeborene“ nannte, lasen ihr jeden Wunsch von den Augen ab und hielten sich für etwas Besseres als den Rest ihrer Brüder. Doch obwohl Königin Azshara im Volk allseits beliebt war, beneideten und verachteten die übrigen Nachtelfen die Hochgeborenen insgeheim.
Da sie die Neugier der Priesterschaft hinsichtlich des Brunnens der Ewigkeit teilte, wies Azshara die Hochgeborenen an, seinen Geheimnissen buchstäblich auf den Grund zu gehen und seinen Zweck in dieser Welt zu enthüllen. Die Hochgeborenen machten sich an die Arbeit und studierten den Brunnen ohne Unterlass. Mit der Zeit entwickelten sie die Fähigkeit, die kosmischen Energien des Brunnens zu manipulieren und zu kontrollieren. Mit jedem neuen Experiment entdeckten die Hochgeborenen, dass sie ihre neu erlangte Macht nutzen konnten, um ganz nach Gutdünken zu erschaffen oder zu zerstören. Die unachtsamen Hochgeborenen waren auf eine primitive Magie gestoßen und fest entschlossen, es darin zur Meisterschaft zu bringen. Obschon sich alle darin einig waren, wie gefährlich Magie sein konnte, wenn man verantwortungslosen Umgang damit pflegte, praktizierten Azshara und ihre Hochgeborenen ihre Zauberei immer tollkühner. Cenarius und viele weise Gelehrte der Nachtelfen mahnten unablässig, dass es nur zur Katastrophe führen konnte, wenn man mit den so offensichtlich unberechenbaren Künsten der Magie herumspielte. Dennoch erforschten Azshara und ihre Anhänger ihre aufblühenden Fähigkeiten unbekümmert weiter.
Je größer ihre Macht wurde, desto deutlicher wurden Veränderungen an Azshara und den Hochgeborenen. Die hochmütige und selbstverliebte Oberschicht verhielt sich zunehmend geringschätziger und grausamer zu den anderen Nachtelfen. Ein finsterer, düsterer Schleier umwölkte Azsharas einst atemberaubende Schönheit. Sie zog sich von ihren Untertanen zurück und pflegte nur noch Umgang mit den Priestern der Hochgeborenen, die ihr Vertrauen besaßen.
Ein junger, mutiger Gelehrter namens Malfurion Sturmgrimm, der ausgiebig die primitive Kunst des Druidentums studiert hatte, kam zu der Überzeugung, dass eine schreckliche Macht die Hochgeborenen und seine geliebte Königin verdarb. Er konnte das Ausmaß des Bösen zwar nicht ahnen, das über sie kommen sollte, spürte aber, dass das Leben der Nachtelfen bald nie mehr so sein würde wie früher...
Der Krieg der Ahnen
10.000 Jahre vor Warcraft I
Die unbekümmerte Anwendung der Magie seitens der Hochgeborenen sandte Schockwellen vom Brunnen der Ewigkeit durch das Große Dunkle Jenseits aus. Die herausströmenden Energiewellen wurden von schrecklichen fremden Wesen gespürt. Sargeras – der Großfeind allen Lebens, Verwüster der Welten – fühlte die mächtigen Wellen und wurde zu ihrem fernen Ursprung hingezogen. Als er die urzeitliche Welt Azeroth erkundete und die grenzenlose Energie des Brunnens der Ewigkeit spürte, wurde er von einem unstillbaren Hunger erfüllt. Der große, dunkle Gott der Namenlosen Leere beschloss, die aufstrebende Welt zu zerstören und ihre Energien für sich zu beanspruchen.
Sargeras sammelte seine gewaltige Brennende Legion und machte sich zur ahnungslosen Welt Azeroth auf. Die Legion bestand aus einer Million kreischender Dämonen, samt und sonders aus den entlegensten Winkeln des Universums gerissen, und die Dämonen gierten nach Eroberungen. Sargeras’ Offiziere, Archimonde der Entweiher und Mannoroth der Zerstörer, bereiteten ihre höllischen Diener auf den entscheidenden Schlag vor.
Königin Azshara erlag in der schrecklichen Ekstase ihrer Magie der unentrinnbaren Macht von Sargeras und willigte ein, ihm Zutritt zu ihrer Welt zu gewähren. Sogar ihre hochgeborenen Bediensteten ergaben sich der unausweichlichen Verderbnis der Magie und beteten Sargeras als ihren Gott an. Um ihre Verbundenheit mit der Legion zu beweisen, unterstützten die Hochgeborenen ihre Königin dabei, ein weites, wirbelndes Portal in den Tiefen des Brunnens der Ewigkeit zu öffnen.
Kaum waren alle Vorbereitungen abgeschlossen, begann Sargeras mit seiner katastrophalen Invasion von Azeroth. Die Krieger-Dämonen der Brennenden Legion stürmten durch den Brunnen der Ewigkeit in die Welt und belagerten die schlafenden Städte der Nachtelfen. Unter der Führung von Archimonde und Mannoroth schwärmte die Legion über ganz Kalimdor aus und ließ nur Asche und Elend hinter sich zurück. Die Dämonen-Hexenmeister riefen die sengenden Höllenbestien herbei, die wie Meteore in die anmutigen Türme der Tempel Kalimdors krachten. Eine Bande brennender, blutrünstiger Killer, Verdammniswache genannt, marschierte über Kalimdors Felder und schlachtete alles ab, was sich ihr in den Weg stellte. Meuten wilder, dämonischer Teufelshunde zogen ungehindert durch das Land. Die tapferen Krieger der Kaldorei griffen zwar zu den Waffen, um ihre alte Heimat zu verteidigen, mussten aber Zoll für Zoll vor dem Ansturm der Legion zurückweichen.
Malfurion Sturmgrimm blieb es überlassen, Hilfe für sein bedrängtes Volk zu finden. Sturmgrimm, dessen Bruder Illidan selbst die Magie der Hochgeborenen praktizierte, war erbost über die zunehmende Verderbtheit der Oberschicht. Malfurion brachte Illidan dazu, von seiner gefährlichen Besessenheit abzulassen, und machte sich auf die Suche nach Cenarius, um Widerstandskämpfer um sich zu scharen. Die wunderschöne junge Priesterin Tyrande willigte ein, die Brüder im Namen von Elune zu begleiten. Insgeheim waren Malfurion und Illidan beide in die idealistische Priesterin verliebt, doch Tyrandes Herz gehörte allein Malfurion. Illidan missfiel die zarte Romanze zwischen seinem Bruder und Tyrande, doch er wusste, sein Herzeleid war nichts im Vergleich zu den Schmerzen seiner Sucht nach Magie.
Illidan, der von den stärkenden Energien der Magie abhängig geworden war, unternahm jede Anstrengung, den fast überwältigenden Wunsch nach neuerlicher Nutzung der Energien des Brunnens in sich zu unterdrücken. Mit Hilfe von Tyrandes geduldiger Unterstützung konnte er sich beherrschen und seinem Bruder helfen, den einsiedlerischen Halbgott Cenarius zu finden. Cenarius, der auf der hochheiligen Mondlichtung auf dem fernen Berg Hyjal lebte, willigte ein, den Nachtelfen zu helfen, indem er die alten Großdrachen suchte und ihre Hilfe erbat. Die Großdrachen, die von dem großen roten Leviathan Alexstrasza angeführt wurden, willigten ein, ihre mächtigen Schwärme zu schicken und sich den Dämonen und deren infernalischen Meistern entgegenzustellen.
Cenarius rief die Geister der verzauberten Wälder herbei, stellte eine Armee von alten Baummännern zusammen und führte sie als seine Infanterie in einen verwegenen Kampf gegen die Legion. Als die Verbündeten der Nachtelfen auf Azsharas Tempel und den Brunnen der Ewigkeit marschierten, brach allumfassender Krieg aus. Trotz der Stärke der neuen Verbündeten wurde Malfurion und seinen Mitstreitern klar, dass die Legion nicht allein durch Kampfkraft besiegt werden konnte.
Während der titanische Kampf in Azsharas Hauptstadt tobte, wartete die getäuschte Königin nervös auf die Ankunft von Sargeras. Der Fürst der Legion bereitete sich darauf vor, die verwüstete Welt durch den Brunnen der Ewigkeit zu betreten. Als sich sein unvorstellbar riesiger Schatten der brodelnden Oberfläche des Brunnens näherte, rief Azshara ihre mächtigsten Anhänger unter den Hochgeborenen zu sich. Nur wenn sie ihre vereinte Magie zu einem einzigen Zauber bündelten, konnten sie ein Portal erschaffen, das groß genug für Sargeras sein würde.
Während der Kampf auf Kalimdors brennenden Feldern wütete, nahmen die Ereignisse eine schreckliche Wendung. Einzelheiten des Vorfalls gingen im Lauf der Zeit verloren, aber man weiß, dass Neltharion, der Großdrachenaspekt der Erde, während eines entscheidenden Gefechts gegen die Brennende Legion den Verstand verlor. Flammen und Wut loderten aus seiner dunklen Haut empor. Der brennende Großdrache gab sich selbst den Namen Todesschwinge, wandte sich gegen seine Brüder und vertrieb die restlichen Drachenschwärme vom Schlachtfeld.
Todesschwinges unerwarteter Verrat erwies sich als so verheerend, dass sich die fünf Drachenschwärme nie mehr davon erholten. Alexstrasza und die anderen verwundeten und bestürzten edlen Großdrachen mussten ihre sterblichen Verbündeten im Stich lassen. Malfurion und seine Gefährten überlebten den folgenden Ansturm der hoffnungslos überlegenen Gegner nur mit Mühe und Not.
Malfurion war überzeugt, dass der Brunnen der Ewigkeit die einzige Verbindung der Dämonen mit der materiellen Welt darstellte, und plädierte für seine Zerstörung. Dieser unerwartete Vorschlag entsetzte seine Gefährten, die wussten, dass der Brunnen die Quelle ihrer Unsterblichkeit und Macht war. Tyrande indessen sah ein, wie weise Malfurions Theorie war, und brachte Cenarius und seine Gefährten dazu, Azsharas Tempel zu stürmen, um eine Möglichkeit zu finden, den Brunnen zu verschließen.
Die Spaltung der Welt
Illidan wusste genau, würde der Brunnen zerstört werden, so könnte er nie wieder Magie wirken, daher setzte er sich, egoistisch wie er war, von der Gruppe ab, um die Hochgeborenen über Malfurions Pläne zu informieren. Illidans Sucht und die Kränkung durch die Beziehung seines Bruders zu Tyrande hatten seinen Geist umnachtet, daher verspürte er keine Reue, als er Malfurion verriet und sich auf die Seite von Azshara und ihren Anhängern schlug. Illidan schwor darüber hinaus, die Macht des Brunnens mit allen erforderlichen Mitteln zu schützen.
Nach dem Verschwinden seines Bruders führte Malfurion seine Gefährten mit gebrochenem Herzen in Azsharas Tempel. Doch als sie den Audienzsaal stürmten, fanden sie die Hochgeborenen mitten in ihrer letzten dunklen Beschwörung. Der wilde, gemeinschaftliche Zauber erzeugte einen instabilen Wirbel aus Energie in den turbulenten Tiefen des Brunnens. Während Sargeras’ bedrohlicher Schatten immer näher zur Oberfläche stieg, stürmten Malfurion und seine Verbündeten zum Angriff.
Azshara hatte sich Illidans Warnung zu Herzen genommen und war mehr als bereit. Fast alle Gefolgsleute Malfurions fielen der wütenden Macht der Königin zum Opfer. Tyrande versuchte, Azshara von hinten anzugreifen, wurde aber von den hochgeborenen Gardisten der Königin überrascht. Zwar konnte Tyrande die Gardisten abwehren, wurde dabei aber schwer verwundet. Als Malfurion seine Liebste fallen sah, kam eine blindwütige Mordlust über ihn, und er beschloss, Azsharas Leben zu beenden.
Während der Kampf innerhalb und außerhalb des Tempels tobte, kam Illidan aus dem Schatten am Ufer des großen Brunnens. Er holte einen Satz eigens angefertigter Phiolen hervor, kniete nieder und füllte jede einzelne mit dem schimmernden Wasser des Brunnens. In der festen Überzeugung, dass die Dämonen die Zivilisation der Nachtelfen auslöschen würden, wollte er etwas von dem hochheiligen Wasser stehlen und seine Energie ganz für sich allein haben.
Bei dem nun ausbrechenden Kampf zwischen Malfurion und Azshara zerbrach die sorgsam gewirkte Magie der Hochgeborenen. Der instabile Wirbel in den Tiefen des Brunnens explodierte und setzte eine katastrophale Kette von Ereignissen in Gang, die die Welt für alle Zeiten zerreißen sollten. Die ungeheure Explosion erschütterte den Tempel bis in die Grundmauern und erzeugte ein gewaltiges Erdbeben. Während der schreckliche Kampf zwischen der Legion und den Verbündeten der Nachtelfen in und über der zerstörten Hauptstadt tobte, wallte der Brunnen der Ewigkeit auf und brach in sich zusammen.
Die Folge war eine gigantische Explosion, die die Erde erbeben ließ und den Himmel verdunkelte.
Nach der durch die Implosion des Brunnens erzeugten Schockwelle, die die ganze Welt bis ins Innerste erschütterte, strömte das Meer in die klaffende Wunde der Welt und füllte sie. Fast achtzig Prozent der Landmasse von Kalimdor waren zerstört worden – zurück blieben eine Hand voll separater Kontinente, die von einem neuen, tosenden Meer umgeben waren. In der Mitte des neuen Meeres, wo sich einst der Brunnen der Ewigkeit befunden hatte, herrschte ein tobender Sturm wütender Gezeiten und chaotischer Energien. Der Wirbel der schrecklichen Narbe, die Mahlstrom genannt wurde, sollte nie wieder zum Stillstand kommen. Der Mahlstrom blieb eine ständige Erinnerung an die furchtbare Katastrophe ... und das utopische Zeitalter, das für immer dahin war.
Irgendwie gelang es Königin Azshara und ihrer Elite von Hochgeborenen gegen jede Chance, die Prüfung zu überleben. Azshara und ihre Anhänger versanken, verkrüppelt und gequält von den Mächten, die sie entfesselt hatten, durch die Explosion des Brunnens in den tosenden Fluten des Meeres. Verflucht und verwandelt wurden sie in neuer Gestalt zu den verhassten schlangengleichen Naga. Azshara selbst verwandelte sich, von Hass und Wut aufgedunsen, in eine gewaltige Monstrosität, ein äußeres Zeichen der Bösartigkeit und Gemeinheit, die sie in ihrem tiefsten Inneren stets zerfressen hatten.
Auf dem Grunde des Mahlstroms errichteten sich die Naga die neue Stadt Nazjatar, wo sie ihre Macht wieder auszubauen gedachten. Zehntausend Jahre sollten vergehen, bis die Naga die Welt oben von ihrer Existenz wissen ließen.
Der Berg Hyjal und Illidans Geschenk
Die wenigen Nachtelfen, die die entsetzliche Explosion überlebt hatten, drängten sich auf behelfsmäßigen Flößen zusammen und ruderten langsam der einzig sichtbaren Landmasse entgegen. Irgendwie überlebten Malfurion, Tyrande und Cenarius dank der Gnade Elunes die große Teilung. Die erschöpften Helden waren sich einig, dass sie die Überlebenden führen und ihrem Volk eine neue Heimat suchen mussten. Im Laufe ihrer schweigsamen Fahrt betrachteten sie die Trümmer ihrer Welt und gelangten zu der Einsicht, dass ihr Ehrgeiz für die Verwüstungen ringsum verantwortlich war. Sargeras und seine Legion waren zwar durch die Zerstörung des Brunnens aus der Welt verschwunden, doch Malfurion und seine Kameraden quälte der Gedanke, welch schrecklichen Preis der Sieg gekostet hatte.
Es gab viele Hochgeborene, die die Katastrophe unbeschadet überstanden. Sie stießen zusammen mit den anderen Nachtelfen zur Küste des neuen Landes vor. Malfurion misstraute zwar ihren Motiven, war aber überzeugt, dass sie keinen Unfug mehr mit den Energien des Brunnens anstellen konnten.
Als die erschöpften Nachtelfen an der Küste des neuen Kontinents landeten, stellten sie fest, dass der heilige Berg Hyjal die Katastrophe überlebt hatte. In dem Trachten, sich eine neue Heimat zu schaffen, erklommen Malfurion und die Nachtelfen die Hänge des Hyjal und gelangten auf den windumtosten Gipfel. Als sie in das bewaldete Tal zwischen den hohen Berggipfeln hinabstiegen, fanden sie einen kleinen, friedlichen See. Doch zu ihrem Entsetzen mussten sie feststellen, dass das Wasser dieses Sees durch Magie verdorben war.
Illidan, der die Teilung ebenfalls überlebt hatte, hatte den Gipfel des Hyjal lange vor Malfurion und den Nachtelfen erreicht. In seinem wahnsinnigen Begehren, die Ströme der Magie in der Welt zu erhalten, hatte Illidan die Phiolen mit dem kostbaren Wasser des Brunnens der Ewigkeit in den Bergsee geschüttet. Die kraftvollen Energien zündeten umgehend und verschmolzen zu einem neuen Brunnen der Ewigkeit. Der begeisterte Illidan war überzeugt, dass der neue Brunnen ein Geschenk für künftige Generationen darstellte, und konnte nicht fassen, als der wütende Malfurion ihn jagte. Malfurion erklärte seinem Bruder, dass Magie an sich chaotisch sei und unweigerlich zu Verderbnis und Unfrieden führen musste. Dennoch wollte Illidan seinen magischen Kräften nicht abschwören.
Malfurion wusste genau, wohin Illidans ruchlose Ränke führen würden, und beschloss, seinen machtgierigen Bruder ein für alle Male festzusetzen. Mit Hilfe von Cenarius sperrte Malfurion Illidan in eine große Kammer in einem Grabhügel, wo er bis ans Ende der Zeit angekettet und machtlos bleiben sollte. Malfurion wollte ganz sichergehen, dass sein Bruder in Gefangenschaft blieb, und ernannte die junge Aufseherin Maiev Schattensang zu Illidans persönlicher Kerkermeisterin.
Die Nachtelfen befürchteten, die Zerstörung des neuen Brunnens könnte eine noch größere Katastrophe auslösen, daher beschlossen sie, ihn in Ruhe zu lassen. Malfurion verkündete jedoch, dass nie wieder Magie praktiziert werden sollte. Unter den Augen des wachsamen Cenarius begannen die Nachtelfen das Studium der alten Druidenkünste, mit denen sie die verwüstete Erde heilen und ihre geliebten Wälder am Fuße des Berges Hyjal wieder aufforsten konnten.
Der Weltbaum und der Smaragdgrüne Traum
9.000 Jahre vor Warcraft I
Viele Jahre arbeiteten die Nachtelfen unermüdlich daran, ihre alte Heimat so gut es ging wieder aufzubauen. Der Wald wuchs über den Ruinen der Tempel und Straßen, während sie neue Gebäude zwischen den tiefgrünen Bäumen und schattigen Hügeln am Fuße des Hyjal errichteten. Mit der Zeit kamen dann auch die Großdrachen, die die große Teilung überlebt hatten, aus ihren geheimen Verstecken.
Alexstrasza die Rote, Ysera die Grüne und Nozdormu der Bronzene schwebten über den friedlichen Tälern der Druiden und betrachteten die Früchte der Arbeit der Nachtelfen. Malfurion, der zu einem Erzdruiden mit großer Macht geworden war, begrüßte die mächtigen Großdrachen und erzählte ihnen von der Erschaffung des neuen Brunnens der Ewigkeit. Die großen Drachen reagierten beunruhigt auf diese Neuigkeit und mutmaßten, dass die Legion eines Tages wiederkehren und die Welt abermals angreifen könnte, solange dieser Brunnen existierte. Malfurion und die drei Großdrachen schlossen einen Pakt, den Brunnen zu schützen und sicherzustellen, dass die Lakaien der Brennenden Legion nie wieder einen Weg in diese Welt finden sollten.
Alexstrasza die Lebensbinderin legte eine einzelne verzauberte Eichel im Herzen des Brunnens der Ewigkeit ab. Die durch die zauberkräftigen magischen Wasser aktivierte Eichel keimte und wuchs zu einem riesigen Baum heran. Die Wurzeln des gewaltigen Baumes wuchsen aus dem Wasser des Brunnens und seine tiefgrüne Krone schien das Dach des Himmels selbst zu berühren. Der imposante Baum sollte ein ewiges Symbol der Verbundenheit der Nachtelfen mit der Natur sein und seine Leben spendenden Energien sollten mit der Zeit auch den Rest der Welt heilen. Die Nachtelfen gaben ihrem Weltbaum den Namen Nordrassil, was in ihrer Sprache so viel wie „Krone des Himmels“ bedeutete.
Nozdormu der Zeitlose belegte den Weltbaum mit einem Zauber, der gewährleistete, dass kein Nachtelf Opfer von Krankheiten werden konnte, solange der kolossale Baum stand.
Ysera die Träumerin verzauberte den Weltbaum ebenfalls, indem sie ihn mit ihrem Reich verband, der Astraldimension, die Smaragdgrüner Traum genannt wurde. Der Smaragdgrüne Traum, eine in ewiger Veränderung begriffene Geisterwelt, existierte außerhalb der Grenzen der materiellen Welt. Aus dem Traum heraus regelte Ysera das Auf und Ab der Natur und den evolutionären Weg der Welt. Die Druiden der Nachtelfen, Malfurion eingeschlossen, waren durch den Weltbaum mit dem Traum verbunden. Als Teil ihres mystischen Pakts willigten die Druiden ein, Jahrhunderte am Stück zu schlafen, damit ihre Seelen auf den unendlichen Traumpfaden von Yseras Reich wandeln konnten. Es bekümmerte die Druiden zwar, so viele Jahre ihres Lebens für den Großen Schlaf zu opfern, aber sie hielten sich selbstlos an ihren Teil der Abmachung mit Ysera.
Die Verbannung der Hochelfen
7.300 Jahre vor Warcraft I
Im Lauf der Jahrhunderte erlebte die Gesellschaft der Nachtelfen eine Blüte und expandierte über den gesamten neuen Wald, den sie Eschental nannten. Viele der Geschöpfe, die es vor der großen Teilung im Übermaß gegeben hatte, wie zum Beispiel Furbolgs und Stacheleber, tauchten wieder auf und breiteten sich im Land aus. Unter der gütigen Führerschaft der Druiden genossen die Nachtelfen eine Ära des beispiellosen Friedens und der Ruhe unter den Sternen.
Doch viele der ursprünglichen Hochgeborenen wurden unruhig. Genau wie Illidan vor ihnen, verspürten sie Entzugserscheinungen nach dem Verlust ihrer geliebten Magie. Sie waren versucht, die Energien des Brunnens der Ewigkeit anzuzapfen und ihren magischen Ritualen nachzugehen. Dath’Remar, der dreiste Anführer der Hochgeborenen, verspottete die Druiden in aller Öffentlichkeit und nannte sie Feiglinge, weil sie die Magie nicht nutzten, die ihnen rechtmäßig zustünde. Malfurion und die Druiden ließen Dath’Remars Argumente unbeachtet und warnten die Hochgeborenen, dass jegliche Anwendung von Magie mit der Todesstrafe geahndet werden würde. In ihrer Unbelehrbarkeit riskierten Dath’Remar und seine Anhänger einen vergeblichen Versuch, die Druiden zur Rücknahme ihres Gesetzes zu veranlassen, und entfesselten einen schrecklichen magischen Sturm über Eschental.
Die Druiden brachten es jedoch nicht fertig, so viele ihrer Art zu töten, daher beschlossen sie, die unverbesserlichen Hochgeborenen aus ihrem Land zu verbannen. Dath’Remar und seine Anhänger waren froh, dass sie ihren konservativen Vettern den Rücken kehren konnten, gingen an Bord einiger eigens angefertigter Schiffe und stachen in See. Keiner von ihnen wusste, was sie jenseits der Gewässer des tosenden Mahlstroms erwarten würde, doch sie brannten darauf, eine neue Heimat zu finden, wo sie ihre geliebte Magie ungehindert ausüben konnten. Die Hochgeborenen oder „Quel’dorei“, wie Azshara sie früher einst genannt hatte, landeten schließlich an der Küste des östlichen Landes, das die Menschen Lordaeron nennen sollten. Sie hatten vor, ein eigenes magisches Königreich zu gründen, Quel’Thalas, und der nächtlichen Lebensweise und Mondanbetung der Nachtelfen abzuschwören. Von nun an wollten sie sich der Sonne zuwenden und nur noch „Hochelfen“ genannt werden.
Die Schildwachen und die lange Wacht
Nach der Abreise ihrer abtrünnigen Vettern konzentrierten sich die Nachtelfen wieder darauf, ihre verzauberte Heimat zu sichern. Die Druiden spürten, dass abermals die Zeit des Großen Schlafes heranrückte, und bereiteten sich darauf vor, zu schlafen und ihre Liebsten und Familien zurückzulassen. Tyrande, die zur Hohepriesterin der Elune geworden war, flehte ihren geliebten Malfurion an, sie nicht wegen Yseras Smaragdgrünem Traum zu verlassen. Doch Malfurion war durch seine Ehre gebunden, den unsteten Traumpfaden zu folgen, verabschiedete sich von der Priesterin und schwor, dass sie nie getrennt sein würden, solange sie ihre Liebe hatten.
Tyrande blieb es nun allein überlassen, Kalimdor vor den Gefahren der neuen Welt zu schützen. Zu diesem Zweck versammelte sie eine kampfstarke Truppe aus dem Kreis ihrer Nachtelfen-Schwestern um sich. Die furchtlosen, bestens ausgebildeten Kriegerinnen, die sich der Verteidigung Kalimdors verschrieben hatten, wurden Schildwachen genannt. Zwar zogen sie es vor, allein durch die schattigen Wälder von Eschental zu streifen, schufen sich aber viele Verbündete, auf die sie sich in Notzeiten verlassen konnten.
Der Halbgott Cenarius blieb in der Nähe der Mondlichtung am Berg Hyjal. Seine Söhne, die Bewahrer des Hains genannt wurden, behüteten die Nachtelfen und halfen den Schildwachen regelmäßig dabei, den Frieden im Land zu wahren. Selbst die scheuen Töchter des Cenarius, die Dryaden, ließen sich immer häufiger sehen.
Die Aufgabe, über Eschental zu wachen, beschäftigte Tyrande ohne Unterlass, doch ohne Malfurion an ihrer Seite war sie einsam und freudlos. Im Lauf der vielen Jahrhunderte, in denen die Druiden schliefen, wuchs ihre Angst vor einer zweiten Invasion der Dämonen ins Unermessliche. Sie konnte das beunruhigende Gefühl nicht abschütteln, dass die Brennende Legion noch da draußen sein könnte, jenseits des Großen Dunkels der Firmamente, um Rachepläne gegen die Nachtelfen und die Welt Azeroth zu schmieden.
Niemand weiß genau, wie das Universum seinen Anfang nahm. Manche glauben an die Theorie, nach der eine ungeheure kosmische Explosion die unendliche Vielzahl der Welten in das Große Dunkel geschleudert hat – Welten, die eines Tages Lebensformen von wundersamer und schrecklicher Vielfalt tragen sollten. Andere glauben, dass das Universum von einer einzigen allmächtigen Wesenheit geschaffen wurde. Der exakte Ursprung des chaotischen Universums ist unklar, aber sicher ist, dass ein Volk mächtiger Wesen entstand, das für Stabilität in den verschiedenen Welten sorgte und den Lebewesen, die in seine Fußstapfen traten, eine sichere Zukunft gewährleistete.
Die Titanen, kolossale Götter mit metallisch schimmernder Haut aus den Weiten des Kosmos, erkundeten das neu entstandene Universum und machten sich auf den Welten, die sie fanden, an die Arbeit. Sie gestalteten ihre Welten, indem sie riesige Gebirge aufwarfen und gewaltige Meere aushoben. Sie atmeten Firmamente und tosende Atmosphären aus. Und das alles als Teil ihres unbegreiflichen Planes, Ordnung aus dem Chaos zu erschaffen. Sie verliehen sogar primitiven Völkern die Macht, ihre Arbeit zu tun und die Integrität ihrer jeweiligen Welt zu erhalten.
Die Titanen, die von einer Elitegruppe regiert wurden, die man Pantheon nannte, brachten im ersten Zeitalter der Schöpfung Ordnung zu hundert Millionen, über das gesamte Große Dunkle Jenseits verstreuten Welten. Das gütige Pantheon, das die geordneten Welten beschützen wollte, war stets auf der Hut vor drohenden Angriffen der bösen, extradimensionalen Wesen der wirbelnden Nether-Welt. Die Nether-Welt, eine astrale Dimension chaotischer Magie, die die Myriaden Welten des Universums verbindet, war die Heimat einer unendlichen Zahl von hinterhältigen dämonischen Wesen – die das Leben zerstören und die Energien des lebenden Universums verschlingen wollten. Die Titanen konnten sich das Böse oder Hinterhältige in keiner Form vorstellen und suchten nach einer Möglichkeit, die konstante Bedrohung durch die Dämonen zu beenden.
Sargeras und der Verrat
Mit der Zeit fanden dämonische Wesenheiten aus der wirbelnden Nether-Welt ihren Weg in die Welt der Titanen und das Pantheon gab seinem größten Krieger Sargeras den Auftrag, das Reich an vorderster Front zu verteidigen. Sargeras, ein edler Riese aus gegossener Bronze, erledigte seine Pflichten zahllose Jahrtausende lang. Er suchte und vernichtete diese Dämonen, wo immer er sie finden konnte. Im Laufe der Äonen begegnete Sargeras zwei mächtigen Dämonenvölkern, die beide danach trachteten, Macht und Vorherrschaft über das materielle Universum zu erlangen.
Die Eredar, ein heimtückisches Volk teuflischer Zauberhexer, nutzten ihre Hexenmeistermagien dazu, eine Anzahl von Welten zu erobern und zu versklaven. Die eingeborenen Völker dieser Welten mutierten durch die bösen Mächte der Eredar und wurden selbst zu Dämonen. Sargeras’ fast grenzenlose Macht reichte zwar aus, um die schändlichen Eredar zu besiegen, doch die Verderbnis und das alles verschlingende Böse dieser Kreaturen beunruhigten ihn zutiefst. Da der große Titan unfähig war, dieses Maß an Verworfenheit und Bösartigkeit zu verstehen, verfiel er langsam in eine tiefe Depression. Doch trotz seines zunehmenden Unbehagens befreite Sargeras das Universum von den Hexenmeistern, indem er sie in einem Winkel der wirbelnden Nether-Welt einsperrte.
Während seine Verwirrung und sein Elend schlimmer wurden, war Sargeras gezwungen, sich mit einer anderen Gruppe auseinander zu setzen, die darauf aus war, die Ordnung der Titanen zu stören: die Nathrezim. Dieses finstere Volk vampirischer Dämonen (auch als Schreckensfürsten bekannt) eroberte eine Anzahl bewohnter Welten, indem sie von ihren Bewohnern Besitz ergriffen und sie dem Schatten zuführten. Die hinterhältigen, ränkeschmiedenden Schreckensfürsten hetzten ganze Nationen gegeneinander auf, indem sie durch ihre Manipulationen gedankenlosen Hass und Misstrauen erzeugten. Sargeras besiegte die Nathrezim mühelos, doch ihre Verderbnis beeinflusste ihn zutiefst.
Der edle Sargeras wurde mit der Verzweiflung und den Zweifeln nicht mehr fertig, die seine Sinne überwältigten. Er verlor nicht nur den Glauben an seine Mission, sondern auch an die Vision der Titanen von einem geordneten Universum. Schließlich kam er zu der Überzeugung, dass allein schon die Vorstellung von Ordnung töricht und Chaos sowie Verworfenheit die einzigen absoluten Konstanten im dunklen, einsamen Universum seien. Seine Titanenbrüder versuchten, ihn von seinem Irrtum zu überzeugen und die Wogen seiner aufgepeitschten Emotionen zu glätten, doch tat er ihre optimistischen Überzeugungen als selbstbetrügerischen Irrglauben ab. Sargeras sagte sich für immer von ihnen los und machte sich auf die Suche nach seinem eigenen Platz im Universum. Das Pantheon bedauerte sein Fortgehen zwar, doch konnten sich die Titanen nicht vorstellen, wie weit ihr verirrter Bruder tatsächlich gehen würde.
Als Sargeras’ Wahnsinn den letzten Rest seiner wackeren Gesinnung verdrängt hatte, glaubte er, dass die Titanen selbst für das Scheitern der Schöpfung verantwortlich wären. Er beschloss, ihr Werk im gesamten Universum ungeschehen zu machen und eine unaufhaltbare Armee aufzustellen, die das materielle Universum in Brand stecken sollte.
Sogar Sargeras’ titanische Gestalt veränderte sich angesichts der Verderbnis, die sein einst edles Herz verseuchte. Seine Augen, Haare und Bart gingen in Flammen auf, seine metallische, bronzene Haut platzte und brachte einen ewigen Brennofen aus sengendem Hass zum Vorschein.
In seiner Wut zerschmetterte Sargeras die Gefängnisse der Eredar und Nathrezim und befreite die abscheulichen Dämonen. Die verschlagenen Kreaturen verneigten sich vor der grenzenlosen Wut des dunklen Titanen und schworen, ihm in jeder erdenklichen bösartigen Form behilflich zu sein. Aus den Reihen der mächtigen Eredar wählte Sargeras zwei Helden aus, die seine Dämonenarmee der Zerstörung anführen sollten. Kil’jaeden der Betrüger wurde auserkoren, die dunkelsten Völker im Universum zu suchen und für Sargeras’ Reihen zu rekrutieren. Der zweite Held, Archimonde der Entweiher, sollte Sargeras’ riesige Armeen in den Kampf gegen alle führen, die sich dem Willen des Titanen widersetzten.
Kil’jaeden machte als Erstes die vampirischen Schreckensfürsten zu willfährigen Sklaven seiner schrecklichen Macht. Die Schreckensfürsten dienten im ganzen Universum als seine persönlichen Agenten und fanden Gefallen daran, für ihren Meister primitive Völker zu finden, zu verderben und in die eigenen Reihen aufzunehmen. Der Erste unter den Schreckensfürsten war Tichondrius der Verfinsterer. Tichondrius diente Kil’jaeden als perfekter Soldat und willigte ein, Sargeras’ brennende Willenskraft in die finstersten Winkel des Universums zu bringen.
Der mächtige Archimonde schickte auch eigene Agenten aus. In der Hoffnung, eine Elitetruppe zu bilden, die die Schöpfung allen Lebens zunichte machen konnte, wandte sich Archimonde an die abgrundtief bösen Schmerzensfürsten und deren barbarischen Anführer Mannoroth den Zerstörer.
Als Sargeras sah, dass seine Armeen aufgestellt und bereit waren, seinen Befehlen zu folgen, führte er seine wilden Truppen in die Weite des Großen Dunkels. Seine wachsende Armee nannte er die Brennende Legion. Bis auf den heutigen Tag ist nicht bekannt, wie viele Welten auf ihrem unheiligen Kreuzzug durch das Universum verzehrt und niedergebrannt wurden.
Die Alten Götter und die Formung von Azeroth
Die Titanen bemerkten offenbar nichts von Sargeras’ Absicht, ihre zahllosen Werke zu vernichten, und zogen weiter von Welt zu Welt, um ihnen Form und Ordnung zu geben, wie es ihnen rechtens erschien. Auf ihrer Reise stießen sie auf eine kleine Welt, die ihre Bewohner später Azeroth nennen sollten. Als die Titanen über das urzeitliche Land zogen, begegnete ihnen eine Anzahl feindseliger Elementargeistwesen. Diese Elementargeister, die ein Volk unvorstellbar böser Wesen verehrten, das nur die Alten Götter genannt wurde, schworen einen Eid, dass sie die Titanen vertreiben und ihre Welt vor der metallenen Berührung der Invasoren behüten würden.
Beunruhigt angesichts des bösen Charakters der Alten Götter, erklärte das Pantheon den Elementargeistern und ihren dunklen Meistern den Krieg. Die Armeen der Alten Götter wurden von den mächtigsten Offizieren der Elementargeister befehligt: Ragnaros der Feuerfürst, Therazane die Steinmutter, Al’Akir der Windfürst und Neptulon der Gezeitenjäger. Ihre chaotischen Streitkräfte lieferten sich auf der ganzen Welt Gefechte mit den kolossalen Titanen. Zwar waren die Elementargeister viel mächtiger, als Sterbliche es sich ausmalen können, dennoch vermochten ihre vereinten Streitkräfte die mächtigen Titanen nicht aufzuhalten. Einer nach dem anderen fielen die Fürsten der Elementargeister und ihre Kriegsmacht löste sich auf.
Das Pantheon zerschmetterte die Zitadellen der Alten Götter und kettete die vier bösen Gottheiten tief unter der Oberfläche der Welt an. Da die Macht der Alten Götter die Elementargeister nicht mehr in der materiellen Welt verankerte, wurden sie auf eine abgrundtiefe Ebene verbannt, wo sie in alle Ewigkeit unter sich bleiben sollten. Nach dem Verschwinden der Elementargeister beruhigte sich die Natur und eine Zeit der friedlichen Harmonie brach an. Als die Titanen sahen, dass die Gefahr gebannt war, machten sie sich an die Arbeit.
Die Titanen gaben einer Anzahl von Völkern die Fähigkeit, ihnen bei der Neugestaltung der Welt zu helfen. Damit die unauslotbaren Höhlen unter der Erde gegraben werden konnten, erschufen die Titanen die zwergenähnlichen Irdenen aus magischem, lebendem Stein. Um Meere auszuheben und Land vom Meeresboden aufsteigen zu lassen, schufen die Titanen die gigantischen, aber sanftmütigen Meeresriesen. Viele Äonen lang bewegten und formten die Titanen die Erde, bis zuletzt ein einziger perfekter Kontinent übrig blieb. Im Zentrum dieses Kontinents schufen die Titanen einen See flimmernder Energien. Der See, den sie Brunnen der Ewigkeit nannten, sollte der Quell des Lebens dieser Welt sein. Seine kraftvollen Energien sollten die Gebeine der Welt nähren und dem Leben ermöglichen, im fruchtbaren Boden des Landes Wurzeln zu schlagen. Mit der Zeit gediehen Pflanzen, Bäume, Monster und Kreaturen jedweder Art auf dem urzeitlichen Kontinent. Als die Dämmerung am letzten Tage ihrer Arbeit anbrach, nannten die Titanen den Kontinent Kalimdor: „Land des ewigen Sternenlichts“.
Die Weisung der Drachenschwärme
Damit zufrieden, dass Ordnung auf die kleine Welt gebracht worden und ihre Arbeit getan war, bereiteten sich die Titanen darauf vor, Azeroth zu verlassen. Vor ihrem Aufbruch jedoch wiesen sie noch der größten Spezies dieser Welt die Aufgabe zu, Kalimdor zu behüten, sollte je etwas den perfekten Frieden bedrohen. In jenem Zeitalter existierten viele Drachenschwärme. Fünf Drachenschwärme gab es, die Macht über ihre Brüder ausübten. So beschlossen die Titanen, die aufblühende Welt in die Obhut dieser fünf Schwärme zu geben. Die größten Mitglieder des Pantheons erfüllten jeden Anführer eines Schwarms mit einem Teil ihrer Macht. Diese majestätischen Großdrachen (nachfolgend aufgeführt) wurden unter der Bezeichnung Große Aspekte oder Großdrachenaspekte bekannt.
Aman'Thul, der Hochvater des Pantheons, spendete einen Teil seiner kosmischen Macht dem gewaltigen Bronzegroßdrachen Nozdormu. Der Hochvater ermächtigte Nozdormu, die Zeit selbst zu hüten und die sich ewig kreuzenden Pfade von Vorbestimmung und Schicksal zu bewachen. Der stoische, ehrbare Nozdormu bekam den Beinamen der Zeitlose.
Eonar, die Schützerin allen Lebens bei den Titanen, gab einen Teil ihrer Macht dem roten Leviathan Alexstrasza. Fortan wurde Alexstrasza Lebensbinderin genannt und sie beschützte unermüdlich alle lebendigen Geschöpfe auf der Welt. Wegen ihrer großen Weisheit und grenzenlosen Liebe zu allen Lebewesen krönte man Alexstrasza zur Drachenkönigin und machte sie zur Herrscherin ihrer Art.
Eonar segnete auch Alexstraszas jüngere Schwester, den wendigen grünen Großdrachen Ysera, mit einem Teil des Einflusses der Natur. Ysera versank, an den Wachtraum der Schöpfung gebunden, in eine ewige Trance. Unter dem Namen „die Träumerin“ behütete sie aus ihrem tiefgrünen Reich, dem Smaragdgrünen Traum, die wachsenden Wildgebiete der Welt.
Norgannon, der Bewahrer der Lehre und Meistermagicus der Titanen, gewährte Malygos, dem blauen Großdrachen, einen Teil seiner unglaublichen Macht. Fortan hieß Malygos Zauberwirker, Wächter der Magie und des verborgenen Arkanums.
Khaz’goroth, der Former und Weltenschmied der Titanen, gab einen Teil seiner riesigen Macht dem mächtigen schwarzen Wyrm Neltharion. Der großherzige Neltharion, fortan als Erdwärter bekannt, erhielt die Herrschaft über die Erde und die tiefen Regionen der Welt. Er verkörperte die Kraft der Welt und fungierte als größter Unterstützer von Alexstrasza.
Solchermaßen ermächtigt erhielten die Fünf Aspekte die Aufgabe, die Welt in Abwesenheit der Titanen zu schützen. Nachdem die Großdrachen bereit waren, ihre Schöpfung zu verteidigen, verließen die Titanen Azeroth für immer. Zu ihrem Unglück dauerte es nicht lange, bis Sargeras von der Existenz der neugeborenen Welt erfuhr...
Die erwachende Welt und der Brunnen der Ewigkeit
Zehntausend Jahre bevor die Menschen und die Orcs ihren Ersten Krieg führten, gab es auf dem Planeten Azeroth nur einen einzigen, von einem Meer umgebenen Kontinent. Diese Landmasse mit dem Namen Kalimdor, war die Heimat einer ganzen Anzahl unterschiedlicher Völker und Kreaturen – die alle versuchten, sich gegen die wilden Elemente der erwachenden Welt zu behaupten. Im Herzen des dunklen Kontinents lag ein geheimnisvoller See glühender Energien. Der See, der später die Bezeichnung Brunnen der Ewigkeit tragen sollte, war das wahre Herz der magischen und natürlichen Macht dieser Welt. Der Brunnen bezog seine Energien aus dem unendlichen Großen Dunkel jenseits der Welt und diente als mystischer Quell – er sandte seine starken Energien über die ganze Welt aus und nährte so das Leben in all seinen wundersamen Gestalten.
Im Laufe der Zeit bahnte sich ein primitiver Stamm nachtaktiver Humanoider vorsichtig einen Weg zum Ufer dieses hypnotischen verzauberten Sees. Die wilden nomadischen Humanoiden wurden von den seltsamen Energien des Brunnens angezogen und errichteten primitive Behausungen an seinen friedlichen Ufern. Mit der Zeit beeinflussten die kosmischen Energien des Brunnens den Stamm und machten ihn stark, weise und so gut wie unsterblich. Der Stamm gab sich selbst den Namen Kaldorei, was in seiner Sprache so viel wie „Kinder der Sterne“ bedeutete. Um ihre aufstrebende Gesellschaft zu feiern, errichteten sie gewaltige Bauwerke und Tempel um den See herum.
Die Kaldorei oder Nachtelfen, wie sie später genannt werden sollten, beteten die Mondgöttin Elune an und glaubten, dass sie tagsüber in den schimmernden Tiefen des Brunnens schliefe. Die frühen Priester und Seher der Nachtelfen studierten den Brunnen mit unstillbarer Neugier, von dem Wunsch getrieben, seine Geheimnisse und Kräfte zu enträtseln. Als ihre Gemeinschaft wuchs, erforschten die Nachtelfen ganz Kalimdor und begegneten seinen zahllosen Lebensformen. Die einzigen Kreaturen, die sie beeindruckten, waren die uralten und mächtigen Großdrachen. Die riesigen, schlangengleichen Bestien lebten zwar häufig sehr zurückgezogen, trugen aber viel dazu bei, das bekannte Land vor potenziellen Gefahren zu beschützen. Die Nachtelfen fanden heraus, dass die Drachen sich selbst als Beschützer der Welt betrachteten – und waren sich einig, dass man sie und ihre Geheimnisse am besten in Ruhe ließ.
Mit der Zeit führte die Neugier der Nachtelfen dazu, dass sie sich mit einer Reihe mächtiger Wesenheiten anfreundeten – nicht zuletzt mit Cenarius, einem Halbgott aus den unberührten Urwaldgebieten. Der großherzige Cenarius fand Gefallen am Forscherdrang der Nachtelfen und lehrte sie vieles über die natürliche Welt. Die abgeklärten Kaldorei entwickelten eine starke Verbundenheit mit den lebenden Wäldern von Kalimdor und lebten in einem harmonischen Gleichgewicht mit der Natur.
Doch im Laufe scheinbar endloser Zeitalter expandierte die Zivilisation der Nachtelfen territorial und kulturell. Ihre Tempel, Straßen und Wohnorte erstreckten sich über den gesamten dunklen Kontinent. Azshara, die begabte und wunderschöne Königin der Nachtelfen, erbaute einen riesigen, Ehrfurcht gebietenden Palast am Ufer des Sees, in dessen juwelengeschmückten Sälen ihre bevorzugten Bediensteten lebten. Diese Untertanen, die sie Quel’dorei oder „Hochgeborene“ nannte, lasen ihr jeden Wunsch von den Augen ab und hielten sich für etwas Besseres als den Rest ihrer Brüder. Doch obwohl Königin Azshara im Volk allseits beliebt war, beneideten und verachteten die übrigen Nachtelfen die Hochgeborenen insgeheim.
Da sie die Neugier der Priesterschaft hinsichtlich des Brunnens der Ewigkeit teilte, wies Azshara die Hochgeborenen an, seinen Geheimnissen buchstäblich auf den Grund zu gehen und seinen Zweck in dieser Welt zu enthüllen. Die Hochgeborenen machten sich an die Arbeit und studierten den Brunnen ohne Unterlass. Mit der Zeit entwickelten sie die Fähigkeit, die kosmischen Energien des Brunnens zu manipulieren und zu kontrollieren. Mit jedem neuen Experiment entdeckten die Hochgeborenen, dass sie ihre neu erlangte Macht nutzen konnten, um ganz nach Gutdünken zu erschaffen oder zu zerstören. Die unachtsamen Hochgeborenen waren auf eine primitive Magie gestoßen und fest entschlossen, es darin zur Meisterschaft zu bringen. Obschon sich alle darin einig waren, wie gefährlich Magie sein konnte, wenn man verantwortungslosen Umgang damit pflegte, praktizierten Azshara und ihre Hochgeborenen ihre Zauberei immer tollkühner. Cenarius und viele weise Gelehrte der Nachtelfen mahnten unablässig, dass es nur zur Katastrophe führen konnte, wenn man mit den so offensichtlich unberechenbaren Künsten der Magie herumspielte. Dennoch erforschten Azshara und ihre Anhänger ihre aufblühenden Fähigkeiten unbekümmert weiter.
Je größer ihre Macht wurde, desto deutlicher wurden Veränderungen an Azshara und den Hochgeborenen. Die hochmütige und selbstverliebte Oberschicht verhielt sich zunehmend geringschätziger und grausamer zu den anderen Nachtelfen. Ein finsterer, düsterer Schleier umwölkte Azsharas einst atemberaubende Schönheit. Sie zog sich von ihren Untertanen zurück und pflegte nur noch Umgang mit den Priestern der Hochgeborenen, die ihr Vertrauen besaßen.
Ein junger, mutiger Gelehrter namens Malfurion Sturmgrimm, der ausgiebig die primitive Kunst des Druidentums studiert hatte, kam zu der Überzeugung, dass eine schreckliche Macht die Hochgeborenen und seine geliebte Königin verdarb. Er konnte das Ausmaß des Bösen zwar nicht ahnen, das über sie kommen sollte, spürte aber, dass das Leben der Nachtelfen bald nie mehr so sein würde wie früher...
Der Krieg der Ahnen
10.000 Jahre vor Warcraft I
Die unbekümmerte Anwendung der Magie seitens der Hochgeborenen sandte Schockwellen vom Brunnen der Ewigkeit durch das Große Dunkle Jenseits aus. Die herausströmenden Energiewellen wurden von schrecklichen fremden Wesen gespürt. Sargeras – der Großfeind allen Lebens, Verwüster der Welten – fühlte die mächtigen Wellen und wurde zu ihrem fernen Ursprung hingezogen. Als er die urzeitliche Welt Azeroth erkundete und die grenzenlose Energie des Brunnens der Ewigkeit spürte, wurde er von einem unstillbaren Hunger erfüllt. Der große, dunkle Gott der Namenlosen Leere beschloss, die aufstrebende Welt zu zerstören und ihre Energien für sich zu beanspruchen.
Sargeras sammelte seine gewaltige Brennende Legion und machte sich zur ahnungslosen Welt Azeroth auf. Die Legion bestand aus einer Million kreischender Dämonen, samt und sonders aus den entlegensten Winkeln des Universums gerissen, und die Dämonen gierten nach Eroberungen. Sargeras’ Offiziere, Archimonde der Entweiher und Mannoroth der Zerstörer, bereiteten ihre höllischen Diener auf den entscheidenden Schlag vor.
Königin Azshara erlag in der schrecklichen Ekstase ihrer Magie der unentrinnbaren Macht von Sargeras und willigte ein, ihm Zutritt zu ihrer Welt zu gewähren. Sogar ihre hochgeborenen Bediensteten ergaben sich der unausweichlichen Verderbnis der Magie und beteten Sargeras als ihren Gott an. Um ihre Verbundenheit mit der Legion zu beweisen, unterstützten die Hochgeborenen ihre Königin dabei, ein weites, wirbelndes Portal in den Tiefen des Brunnens der Ewigkeit zu öffnen.
Kaum waren alle Vorbereitungen abgeschlossen, begann Sargeras mit seiner katastrophalen Invasion von Azeroth. Die Krieger-Dämonen der Brennenden Legion stürmten durch den Brunnen der Ewigkeit in die Welt und belagerten die schlafenden Städte der Nachtelfen. Unter der Führung von Archimonde und Mannoroth schwärmte die Legion über ganz Kalimdor aus und ließ nur Asche und Elend hinter sich zurück. Die Dämonen-Hexenmeister riefen die sengenden Höllenbestien herbei, die wie Meteore in die anmutigen Türme der Tempel Kalimdors krachten. Eine Bande brennender, blutrünstiger Killer, Verdammniswache genannt, marschierte über Kalimdors Felder und schlachtete alles ab, was sich ihr in den Weg stellte. Meuten wilder, dämonischer Teufelshunde zogen ungehindert durch das Land. Die tapferen Krieger der Kaldorei griffen zwar zu den Waffen, um ihre alte Heimat zu verteidigen, mussten aber Zoll für Zoll vor dem Ansturm der Legion zurückweichen.
Malfurion Sturmgrimm blieb es überlassen, Hilfe für sein bedrängtes Volk zu finden. Sturmgrimm, dessen Bruder Illidan selbst die Magie der Hochgeborenen praktizierte, war erbost über die zunehmende Verderbtheit der Oberschicht. Malfurion brachte Illidan dazu, von seiner gefährlichen Besessenheit abzulassen, und machte sich auf die Suche nach Cenarius, um Widerstandskämpfer um sich zu scharen. Die wunderschöne junge Priesterin Tyrande willigte ein, die Brüder im Namen von Elune zu begleiten. Insgeheim waren Malfurion und Illidan beide in die idealistische Priesterin verliebt, doch Tyrandes Herz gehörte allein Malfurion. Illidan missfiel die zarte Romanze zwischen seinem Bruder und Tyrande, doch er wusste, sein Herzeleid war nichts im Vergleich zu den Schmerzen seiner Sucht nach Magie.
Illidan, der von den stärkenden Energien der Magie abhängig geworden war, unternahm jede Anstrengung, den fast überwältigenden Wunsch nach neuerlicher Nutzung der Energien des Brunnens in sich zu unterdrücken. Mit Hilfe von Tyrandes geduldiger Unterstützung konnte er sich beherrschen und seinem Bruder helfen, den einsiedlerischen Halbgott Cenarius zu finden. Cenarius, der auf der hochheiligen Mondlichtung auf dem fernen Berg Hyjal lebte, willigte ein, den Nachtelfen zu helfen, indem er die alten Großdrachen suchte und ihre Hilfe erbat. Die Großdrachen, die von dem großen roten Leviathan Alexstrasza angeführt wurden, willigten ein, ihre mächtigen Schwärme zu schicken und sich den Dämonen und deren infernalischen Meistern entgegenzustellen.
Cenarius rief die Geister der verzauberten Wälder herbei, stellte eine Armee von alten Baummännern zusammen und führte sie als seine Infanterie in einen verwegenen Kampf gegen die Legion. Als die Verbündeten der Nachtelfen auf Azsharas Tempel und den Brunnen der Ewigkeit marschierten, brach allumfassender Krieg aus. Trotz der Stärke der neuen Verbündeten wurde Malfurion und seinen Mitstreitern klar, dass die Legion nicht allein durch Kampfkraft besiegt werden konnte.
Während der titanische Kampf in Azsharas Hauptstadt tobte, wartete die getäuschte Königin nervös auf die Ankunft von Sargeras. Der Fürst der Legion bereitete sich darauf vor, die verwüstete Welt durch den Brunnen der Ewigkeit zu betreten. Als sich sein unvorstellbar riesiger Schatten der brodelnden Oberfläche des Brunnens näherte, rief Azshara ihre mächtigsten Anhänger unter den Hochgeborenen zu sich. Nur wenn sie ihre vereinte Magie zu einem einzigen Zauber bündelten, konnten sie ein Portal erschaffen, das groß genug für Sargeras sein würde.
Während der Kampf auf Kalimdors brennenden Feldern wütete, nahmen die Ereignisse eine schreckliche Wendung. Einzelheiten des Vorfalls gingen im Lauf der Zeit verloren, aber man weiß, dass Neltharion, der Großdrachenaspekt der Erde, während eines entscheidenden Gefechts gegen die Brennende Legion den Verstand verlor. Flammen und Wut loderten aus seiner dunklen Haut empor. Der brennende Großdrache gab sich selbst den Namen Todesschwinge, wandte sich gegen seine Brüder und vertrieb die restlichen Drachenschwärme vom Schlachtfeld.
Todesschwinges unerwarteter Verrat erwies sich als so verheerend, dass sich die fünf Drachenschwärme nie mehr davon erholten. Alexstrasza und die anderen verwundeten und bestürzten edlen Großdrachen mussten ihre sterblichen Verbündeten im Stich lassen. Malfurion und seine Gefährten überlebten den folgenden Ansturm der hoffnungslos überlegenen Gegner nur mit Mühe und Not.
Malfurion war überzeugt, dass der Brunnen der Ewigkeit die einzige Verbindung der Dämonen mit der materiellen Welt darstellte, und plädierte für seine Zerstörung. Dieser unerwartete Vorschlag entsetzte seine Gefährten, die wussten, dass der Brunnen die Quelle ihrer Unsterblichkeit und Macht war. Tyrande indessen sah ein, wie weise Malfurions Theorie war, und brachte Cenarius und seine Gefährten dazu, Azsharas Tempel zu stürmen, um eine Möglichkeit zu finden, den Brunnen zu verschließen.
Die Spaltung der Welt
Illidan wusste genau, würde der Brunnen zerstört werden, so könnte er nie wieder Magie wirken, daher setzte er sich, egoistisch wie er war, von der Gruppe ab, um die Hochgeborenen über Malfurions Pläne zu informieren. Illidans Sucht und die Kränkung durch die Beziehung seines Bruders zu Tyrande hatten seinen Geist umnachtet, daher verspürte er keine Reue, als er Malfurion verriet und sich auf die Seite von Azshara und ihren Anhängern schlug. Illidan schwor darüber hinaus, die Macht des Brunnens mit allen erforderlichen Mitteln zu schützen.
Nach dem Verschwinden seines Bruders führte Malfurion seine Gefährten mit gebrochenem Herzen in Azsharas Tempel. Doch als sie den Audienzsaal stürmten, fanden sie die Hochgeborenen mitten in ihrer letzten dunklen Beschwörung. Der wilde, gemeinschaftliche Zauber erzeugte einen instabilen Wirbel aus Energie in den turbulenten Tiefen des Brunnens. Während Sargeras’ bedrohlicher Schatten immer näher zur Oberfläche stieg, stürmten Malfurion und seine Verbündeten zum Angriff.
Azshara hatte sich Illidans Warnung zu Herzen genommen und war mehr als bereit. Fast alle Gefolgsleute Malfurions fielen der wütenden Macht der Königin zum Opfer. Tyrande versuchte, Azshara von hinten anzugreifen, wurde aber von den hochgeborenen Gardisten der Königin überrascht. Zwar konnte Tyrande die Gardisten abwehren, wurde dabei aber schwer verwundet. Als Malfurion seine Liebste fallen sah, kam eine blindwütige Mordlust über ihn, und er beschloss, Azsharas Leben zu beenden.
Während der Kampf innerhalb und außerhalb des Tempels tobte, kam Illidan aus dem Schatten am Ufer des großen Brunnens. Er holte einen Satz eigens angefertigter Phiolen hervor, kniete nieder und füllte jede einzelne mit dem schimmernden Wasser des Brunnens. In der festen Überzeugung, dass die Dämonen die Zivilisation der Nachtelfen auslöschen würden, wollte er etwas von dem hochheiligen Wasser stehlen und seine Energie ganz für sich allein haben.
Bei dem nun ausbrechenden Kampf zwischen Malfurion und Azshara zerbrach die sorgsam gewirkte Magie der Hochgeborenen. Der instabile Wirbel in den Tiefen des Brunnens explodierte und setzte eine katastrophale Kette von Ereignissen in Gang, die die Welt für alle Zeiten zerreißen sollten. Die ungeheure Explosion erschütterte den Tempel bis in die Grundmauern und erzeugte ein gewaltiges Erdbeben. Während der schreckliche Kampf zwischen der Legion und den Verbündeten der Nachtelfen in und über der zerstörten Hauptstadt tobte, wallte der Brunnen der Ewigkeit auf und brach in sich zusammen.
Die Folge war eine gigantische Explosion, die die Erde erbeben ließ und den Himmel verdunkelte.
Nach der durch die Implosion des Brunnens erzeugten Schockwelle, die die ganze Welt bis ins Innerste erschütterte, strömte das Meer in die klaffende Wunde der Welt und füllte sie. Fast achtzig Prozent der Landmasse von Kalimdor waren zerstört worden – zurück blieben eine Hand voll separater Kontinente, die von einem neuen, tosenden Meer umgeben waren. In der Mitte des neuen Meeres, wo sich einst der Brunnen der Ewigkeit befunden hatte, herrschte ein tobender Sturm wütender Gezeiten und chaotischer Energien. Der Wirbel der schrecklichen Narbe, die Mahlstrom genannt wurde, sollte nie wieder zum Stillstand kommen. Der Mahlstrom blieb eine ständige Erinnerung an die furchtbare Katastrophe ... und das utopische Zeitalter, das für immer dahin war.
Irgendwie gelang es Königin Azshara und ihrer Elite von Hochgeborenen gegen jede Chance, die Prüfung zu überleben. Azshara und ihre Anhänger versanken, verkrüppelt und gequält von den Mächten, die sie entfesselt hatten, durch die Explosion des Brunnens in den tosenden Fluten des Meeres. Verflucht und verwandelt wurden sie in neuer Gestalt zu den verhassten schlangengleichen Naga. Azshara selbst verwandelte sich, von Hass und Wut aufgedunsen, in eine gewaltige Monstrosität, ein äußeres Zeichen der Bösartigkeit und Gemeinheit, die sie in ihrem tiefsten Inneren stets zerfressen hatten.
Auf dem Grunde des Mahlstroms errichteten sich die Naga die neue Stadt Nazjatar, wo sie ihre Macht wieder auszubauen gedachten. Zehntausend Jahre sollten vergehen, bis die Naga die Welt oben von ihrer Existenz wissen ließen.
Der Berg Hyjal und Illidans Geschenk
Die wenigen Nachtelfen, die die entsetzliche Explosion überlebt hatten, drängten sich auf behelfsmäßigen Flößen zusammen und ruderten langsam der einzig sichtbaren Landmasse entgegen. Irgendwie überlebten Malfurion, Tyrande und Cenarius dank der Gnade Elunes die große Teilung. Die erschöpften Helden waren sich einig, dass sie die Überlebenden führen und ihrem Volk eine neue Heimat suchen mussten. Im Laufe ihrer schweigsamen Fahrt betrachteten sie die Trümmer ihrer Welt und gelangten zu der Einsicht, dass ihr Ehrgeiz für die Verwüstungen ringsum verantwortlich war. Sargeras und seine Legion waren zwar durch die Zerstörung des Brunnens aus der Welt verschwunden, doch Malfurion und seine Kameraden quälte der Gedanke, welch schrecklichen Preis der Sieg gekostet hatte.
Es gab viele Hochgeborene, die die Katastrophe unbeschadet überstanden. Sie stießen zusammen mit den anderen Nachtelfen zur Küste des neuen Landes vor. Malfurion misstraute zwar ihren Motiven, war aber überzeugt, dass sie keinen Unfug mehr mit den Energien des Brunnens anstellen konnten.
Als die erschöpften Nachtelfen an der Küste des neuen Kontinents landeten, stellten sie fest, dass der heilige Berg Hyjal die Katastrophe überlebt hatte. In dem Trachten, sich eine neue Heimat zu schaffen, erklommen Malfurion und die Nachtelfen die Hänge des Hyjal und gelangten auf den windumtosten Gipfel. Als sie in das bewaldete Tal zwischen den hohen Berggipfeln hinabstiegen, fanden sie einen kleinen, friedlichen See. Doch zu ihrem Entsetzen mussten sie feststellen, dass das Wasser dieses Sees durch Magie verdorben war.
Illidan, der die Teilung ebenfalls überlebt hatte, hatte den Gipfel des Hyjal lange vor Malfurion und den Nachtelfen erreicht. In seinem wahnsinnigen Begehren, die Ströme der Magie in der Welt zu erhalten, hatte Illidan die Phiolen mit dem kostbaren Wasser des Brunnens der Ewigkeit in den Bergsee geschüttet. Die kraftvollen Energien zündeten umgehend und verschmolzen zu einem neuen Brunnen der Ewigkeit. Der begeisterte Illidan war überzeugt, dass der neue Brunnen ein Geschenk für künftige Generationen darstellte, und konnte nicht fassen, als der wütende Malfurion ihn jagte. Malfurion erklärte seinem Bruder, dass Magie an sich chaotisch sei und unweigerlich zu Verderbnis und Unfrieden führen musste. Dennoch wollte Illidan seinen magischen Kräften nicht abschwören.
Malfurion wusste genau, wohin Illidans ruchlose Ränke führen würden, und beschloss, seinen machtgierigen Bruder ein für alle Male festzusetzen. Mit Hilfe von Cenarius sperrte Malfurion Illidan in eine große Kammer in einem Grabhügel, wo er bis ans Ende der Zeit angekettet und machtlos bleiben sollte. Malfurion wollte ganz sichergehen, dass sein Bruder in Gefangenschaft blieb, und ernannte die junge Aufseherin Maiev Schattensang zu Illidans persönlicher Kerkermeisterin.
Die Nachtelfen befürchteten, die Zerstörung des neuen Brunnens könnte eine noch größere Katastrophe auslösen, daher beschlossen sie, ihn in Ruhe zu lassen. Malfurion verkündete jedoch, dass nie wieder Magie praktiziert werden sollte. Unter den Augen des wachsamen Cenarius begannen die Nachtelfen das Studium der alten Druidenkünste, mit denen sie die verwüstete Erde heilen und ihre geliebten Wälder am Fuße des Berges Hyjal wieder aufforsten konnten.
Der Weltbaum und der Smaragdgrüne Traum
9.000 Jahre vor Warcraft I
Viele Jahre arbeiteten die Nachtelfen unermüdlich daran, ihre alte Heimat so gut es ging wieder aufzubauen. Der Wald wuchs über den Ruinen der Tempel und Straßen, während sie neue Gebäude zwischen den tiefgrünen Bäumen und schattigen Hügeln am Fuße des Hyjal errichteten. Mit der Zeit kamen dann auch die Großdrachen, die die große Teilung überlebt hatten, aus ihren geheimen Verstecken.
Alexstrasza die Rote, Ysera die Grüne und Nozdormu der Bronzene schwebten über den friedlichen Tälern der Druiden und betrachteten die Früchte der Arbeit der Nachtelfen. Malfurion, der zu einem Erzdruiden mit großer Macht geworden war, begrüßte die mächtigen Großdrachen und erzählte ihnen von der Erschaffung des neuen Brunnens der Ewigkeit. Die großen Drachen reagierten beunruhigt auf diese Neuigkeit und mutmaßten, dass die Legion eines Tages wiederkehren und die Welt abermals angreifen könnte, solange dieser Brunnen existierte. Malfurion und die drei Großdrachen schlossen einen Pakt, den Brunnen zu schützen und sicherzustellen, dass die Lakaien der Brennenden Legion nie wieder einen Weg in diese Welt finden sollten.
Alexstrasza die Lebensbinderin legte eine einzelne verzauberte Eichel im Herzen des Brunnens der Ewigkeit ab. Die durch die zauberkräftigen magischen Wasser aktivierte Eichel keimte und wuchs zu einem riesigen Baum heran. Die Wurzeln des gewaltigen Baumes wuchsen aus dem Wasser des Brunnens und seine tiefgrüne Krone schien das Dach des Himmels selbst zu berühren. Der imposante Baum sollte ein ewiges Symbol der Verbundenheit der Nachtelfen mit der Natur sein und seine Leben spendenden Energien sollten mit der Zeit auch den Rest der Welt heilen. Die Nachtelfen gaben ihrem Weltbaum den Namen Nordrassil, was in ihrer Sprache so viel wie „Krone des Himmels“ bedeutete.
Nozdormu der Zeitlose belegte den Weltbaum mit einem Zauber, der gewährleistete, dass kein Nachtelf Opfer von Krankheiten werden konnte, solange der kolossale Baum stand.
Ysera die Träumerin verzauberte den Weltbaum ebenfalls, indem sie ihn mit ihrem Reich verband, der Astraldimension, die Smaragdgrüner Traum genannt wurde. Der Smaragdgrüne Traum, eine in ewiger Veränderung begriffene Geisterwelt, existierte außerhalb der Grenzen der materiellen Welt. Aus dem Traum heraus regelte Ysera das Auf und Ab der Natur und den evolutionären Weg der Welt. Die Druiden der Nachtelfen, Malfurion eingeschlossen, waren durch den Weltbaum mit dem Traum verbunden. Als Teil ihres mystischen Pakts willigten die Druiden ein, Jahrhunderte am Stück zu schlafen, damit ihre Seelen auf den unendlichen Traumpfaden von Yseras Reich wandeln konnten. Es bekümmerte die Druiden zwar, so viele Jahre ihres Lebens für den Großen Schlaf zu opfern, aber sie hielten sich selbstlos an ihren Teil der Abmachung mit Ysera.
Die Verbannung der Hochelfen
7.300 Jahre vor Warcraft I
Im Lauf der Jahrhunderte erlebte die Gesellschaft der Nachtelfen eine Blüte und expandierte über den gesamten neuen Wald, den sie Eschental nannten. Viele der Geschöpfe, die es vor der großen Teilung im Übermaß gegeben hatte, wie zum Beispiel Furbolgs und Stacheleber, tauchten wieder auf und breiteten sich im Land aus. Unter der gütigen Führerschaft der Druiden genossen die Nachtelfen eine Ära des beispiellosen Friedens und der Ruhe unter den Sternen.
Doch viele der ursprünglichen Hochgeborenen wurden unruhig. Genau wie Illidan vor ihnen, verspürten sie Entzugserscheinungen nach dem Verlust ihrer geliebten Magie. Sie waren versucht, die Energien des Brunnens der Ewigkeit anzuzapfen und ihren magischen Ritualen nachzugehen. Dath’Remar, der dreiste Anführer der Hochgeborenen, verspottete die Druiden in aller Öffentlichkeit und nannte sie Feiglinge, weil sie die Magie nicht nutzten, die ihnen rechtmäßig zustünde. Malfurion und die Druiden ließen Dath’Remars Argumente unbeachtet und warnten die Hochgeborenen, dass jegliche Anwendung von Magie mit der Todesstrafe geahndet werden würde. In ihrer Unbelehrbarkeit riskierten Dath’Remar und seine Anhänger einen vergeblichen Versuch, die Druiden zur Rücknahme ihres Gesetzes zu veranlassen, und entfesselten einen schrecklichen magischen Sturm über Eschental.
Die Druiden brachten es jedoch nicht fertig, so viele ihrer Art zu töten, daher beschlossen sie, die unverbesserlichen Hochgeborenen aus ihrem Land zu verbannen. Dath’Remar und seine Anhänger waren froh, dass sie ihren konservativen Vettern den Rücken kehren konnten, gingen an Bord einiger eigens angefertigter Schiffe und stachen in See. Keiner von ihnen wusste, was sie jenseits der Gewässer des tosenden Mahlstroms erwarten würde, doch sie brannten darauf, eine neue Heimat zu finden, wo sie ihre geliebte Magie ungehindert ausüben konnten. Die Hochgeborenen oder „Quel’dorei“, wie Azshara sie früher einst genannt hatte, landeten schließlich an der Küste des östlichen Landes, das die Menschen Lordaeron nennen sollten. Sie hatten vor, ein eigenes magisches Königreich zu gründen, Quel’Thalas, und der nächtlichen Lebensweise und Mondanbetung der Nachtelfen abzuschwören. Von nun an wollten sie sich der Sonne zuwenden und nur noch „Hochelfen“ genannt werden.
Die Schildwachen und die lange Wacht
Nach der Abreise ihrer abtrünnigen Vettern konzentrierten sich die Nachtelfen wieder darauf, ihre verzauberte Heimat zu sichern. Die Druiden spürten, dass abermals die Zeit des Großen Schlafes heranrückte, und bereiteten sich darauf vor, zu schlafen und ihre Liebsten und Familien zurückzulassen. Tyrande, die zur Hohepriesterin der Elune geworden war, flehte ihren geliebten Malfurion an, sie nicht wegen Yseras Smaragdgrünem Traum zu verlassen. Doch Malfurion war durch seine Ehre gebunden, den unsteten Traumpfaden zu folgen, verabschiedete sich von der Priesterin und schwor, dass sie nie getrennt sein würden, solange sie ihre Liebe hatten.
Tyrande blieb es nun allein überlassen, Kalimdor vor den Gefahren der neuen Welt zu schützen. Zu diesem Zweck versammelte sie eine kampfstarke Truppe aus dem Kreis ihrer Nachtelfen-Schwestern um sich. Die furchtlosen, bestens ausgebildeten Kriegerinnen, die sich der Verteidigung Kalimdors verschrieben hatten, wurden Schildwachen genannt. Zwar zogen sie es vor, allein durch die schattigen Wälder von Eschental zu streifen, schufen sich aber viele Verbündete, auf die sie sich in Notzeiten verlassen konnten.
Der Halbgott Cenarius blieb in der Nähe der Mondlichtung am Berg Hyjal. Seine Söhne, die Bewahrer des Hains genannt wurden, behüteten die Nachtelfen und halfen den Schildwachen regelmäßig dabei, den Frieden im Land zu wahren. Selbst die scheuen Töchter des Cenarius, die Dryaden, ließen sich immer häufiger sehen.
Die Aufgabe, über Eschental zu wachen, beschäftigte Tyrande ohne Unterlass, doch ohne Malfurion an ihrer Seite war sie einsam und freudlos. Im Lauf der vielen Jahrhunderte, in denen die Druiden schliefen, wuchs ihre Angst vor einer zweiten Invasion der Dämonen ins Unermessliche. Sie konnte das beunruhigende Gefühl nicht abschütteln, dass die Brennende Legion noch da draußen sein könnte, jenseits des Großen Dunkels der Firmamente, um Rachepläne gegen die Nachtelfen und die Welt Azeroth zu schmieden.
2. Kapitel
Die Gründung von Quel’Thalas
6.800 Jahre vor Warcraft I
Die von Dath’Remar angeführten Nachtelfen verließen Kalimdor und forderten die Stürme des Mahlstroms heraus. Viele, viele Jahre zogen ihre Flotten durch die Trümmer der Welt und entdeckten Geheimnisse und verlorene Königreiche. Dath’Remar, der den Namen Sonnenwanderer (oder „der bei Tage wandelt“) angenommen hatte, suchte Orte mit erheblicher Ley-Energie als neue Heimat für sein Volk.
Schließlich landete seine Flotte an der Küste des Königreichs, das die Menschen später Lordaeron nennen sollten. Die Hochelfen zogen landeinwärts und fanden eine Siedlung im ruhigen Tirisfal. Einige Jahre später verloren viele von ihnen nach und nach den Verstand. Man stellte die Theorie auf, dass etwas Böses unter diesem speziellen Teil der Welt hauste, doch konnte nie jemand den Wahrheitsgehalt dieser Gerüchte beweisen. Die Hochelfen gaben ihr Lager auf und zogen weiter nordwärts in ein anderes Land mit starker Ley-Energie.
Als die Hochelfen das zerklüftete Bergland von Lordaeron durchquerten, wurde ihre Reise immer gefahrvoller. Da sie von den Leben spendenden Energien des Brunnens der Ewigkeit abgeschnitten waren, erkrankten viele in dem kalten Klima oder verhungerten. Die gravierendste Veränderung war jedoch, dass sie ihre Unsterblichkeit und auch ihre Immunität gegen die Elemente verloren. Ihre Größe nahm ein wenig ab und ihre Haut verlor den charakteristischen violetten Farbton. Und trotz aller Härten begegneten sie vielen wundersamen Kreaturen, die man nie zuvor in Kalimdor gesehen hatte. Darüber hinaus stießen sie auf Stämme primitiver Menschen, die in den alten Wäldern jagten. Die größte Bedrohung freilich, der sie begegneten, waren die gefräßigen und arglistigen Waldtrolle von Zul’Aman.
Die moosbewachsenen Trolle konnten verlorene Gliedmaßen regenerieren und schwere Verletzungen heilen, entpuppten sich jedoch als barbarisches, böses Volk. Das Reich Amani erstreckte sich über den größten Teil des nördlichen Lordaeron und die Trolle kämpften verbissen, um unerwünschte Fremde von ihren Grenzen fern zu halten. Die Elfen entwickelten eine tief empfundene Abscheu gegen die tückischen Trolle und töteten sie ohne Gnade, wenn sie ihnen begegneten.
Nach langen Jahren fanden die Hochelfen schließlich ein Land, das Kalimdor gleichkam. Tief in den Wäldern im Norden des Kontinents gründeten sie das Königreich Quel’Thalas und schworen, ein mächtiges Reich aufzubauen, neben dem sich das ihrer Kaldorei-Vettern unbedeutend ausnehmen sollte. Leider fanden sie bald heraus, dass sie Quel’Thalas auf einer alten Trollstadt erbaut hatten, die den Trollen immer noch hochheilig war. Schon nach kurzer Zeit griffen die Trolle die Siedlungen der Elfen in großer Zahl an.
Die störrischen Elfen wollten ihr neues Land aber keinesfalls aufgeben und hielten die wilden Trolle mit der Magie des Brunnens der Ewigkeit in Schach. Unter Führung von Dath’Remar konnten sie die Amani-Kriegsmeuten besiegen, die ihnen eins zu zehn überlegen waren. Einige Elfen jedoch gedachten der alten Warnungen der Kaldorei und fürchteten, der Einsatz der Magie könnte die Aufmerksamkeit der Brennenden Legion geweckt haben. Aus diesem Grund beschlossen sie, ihre Länder mit einer schützenden Barriere zu verbergen, hinter der sie aber dennoch an ihren Verzauberungskünsten arbeiten konnten. Sie errichteten eine Reihe monolithischer Runensteine an verschiedenen Stellen rund um Quel’Thalas, die die Grenzen der magischen Barriere kennzeichneten. Die Runensteine schirmten die Magie der Elfen nicht nur gegen außerdimensionale Bedrohungen ab, sondern hielten auch die abergläubischen Kriegsmeuten der Trolle fern.
Im Lauf der Zeit wurde Quel’Thalas zum strahlenden Monument der Anstrengungen und magischen Leistungsfähigkeit der Hochelfen. Die atemberaubenden Paläste wurden im selben architektonischen Stil wie die alten Hallen von Kalimdor errichtet und dennoch harmonisch in die natürliche Beschaffenheit des Landes eingefügt. Quel’Thalas war zu dem funkelnden Edelstein geworden, der den Elfen vorgeschwebt hatte. Die Synode von Silbermond wurde als herrschende Macht über Quel’Thalas gegründet, doch die Sonnenwanderer-Dynastie bewahrte sich ein Quäntchen politische Macht. Die aus sieben der bedeutendsten Hochelfenfürsten bestehende Synode setzte sich für die Sicherheit der Elfenländer und Elfenvölker ein. Die Hochelfen blieben von ihrer schützenden Barriere umgeben, schlugen die alten Warnungen der Kaldorei in den Wind und nutzten ihre Magie weiterhin ausufernd in fast allen Aspekten ihres Lebens.
Fast viertausend Jahre lang lebten die Hochelfen friedlich in der Abgeschiedenheit und Sicherheit ihres Königreichs. Doch die rachsüchtigen Trolle gaben nicht so leicht auf. Sie schmiedeten Ränke in den Tiefen ihrer Wälder und warteten darauf, dass die Zahl ihrer Kriegsmeuten wuchs. Schließlich stürmte eine mächtige Trollarmee aus dem Schatten der Wälder und belagerte abermals die leuchtenden Türme von Quel’Thalas.
Arathor und die Trollkriege
2.800 Jahre vor Warcraft I
Während die Hochelfen unter dem brutalen Ansturm der Trolle ums Überleben kämpften, bemühten sich die versprengten nomadischen Menschen von Lordaeron, ihre eigenen Stammesländer zu konsolidieren. Die Stämme der frühen Menschen überfielen gegenseitig ihre Siedlungen und gaben nichts auf Ehre oder Zusammenhalt des Volkes. Doch ein Stamm, Arathi genannt, erkannte, dass man die zunehmende Gefahr durch die Trolle nicht mehr ignorieren konnte. Die Arathi wollten alle Stämme unter ihrer Herrschaft vereinen, damit sie sich den Kriegsmeuten der Trolle mit einer Einheitsfront entgegenstellen konnten.
Im Lauf von sechs Jahren gelang es den Arathi, die rivalisierenden Stämme zu überlisten und zu unterwerfen. Nach jedem Sieg boten die Arathi dem eroberten Volk Frieden und Gleichheit an. Auf diese Weise sicherten sie sich die Loyalität der Besiegten. Schließlich setzten sich die Arathi aus vielen verschiedenen Stämmen zusammen und verfügten über ein riesiges Heer. Da die Kriegsherren der Arathi der festen Überzeugung waren, dass sie gegen die Kriegsmeuten der Trolle und, falls erforderlich, sogar gegen die einsiedlerischen Elfen bestehen konnten, beschlossen sie, in der südlichen Region von Lordaeron eine mächtige befestigte Stadt zu errichten. Dieser Stadtstaat namens Strom wurde zur Hauptstadt von Arathor, der Nation der Arathi. Je mehr Arathors Wohlstand wuchs, desto mehr Menschen reisten über den riesigen Kontinent und suchten Schutz und Sicherheit in Strom.
Die unter einem Banner vereinigten Stämme der Menschen begründeten eine starke, optimistische Kultur. Thoradin, der König von Arathor, wusste wohl, dass die geheimnisvollen Elfen in den Ländern des Nordens unablässig von den Trollen belagert wurden, wollte sein Volk aber keiner Gefahr aussetzen, indem er einsiedlerische Fremde verteidigen half. Viele Monate vergingen, bis Gerüchte über eine angebliche Niederlage der Elfen von Norden eintrafen. Aber erst als erschöpfte Botschafter aus Quel’Thalas in Strom eintrafen, wurde Thoradin klar, wie groß die Gefahr, die von den Trollen ausging, wirklich war.
Die Elfen ließen Thoradin wissen, dass die Armeen der Trolle riesig waren und die Trolle ganz gewiss die Südländer angreifen würden, wenn sie Quel’Thalas erst einmal zerstört hatten. Die verzweifelten Elfen, die dringend militärischer Unterstützung bedurften, willigten hastig ein, bestimmte auserwählte Menschen den Umgang mit der Magie zu lehren, falls diese ihnen gegen die Kriegsmeuten beistanden. Thoradin, der jeder Form von Magie misstrauisch gegenüberstand, sagte den Elfen in Ermangelung von Alternativen seine Hilfe zu. Unmittelbar danach trafen Elfen-Zauberhexer in Arathor ein und unterwiesen eine Gruppe Menschen im Gebrauch der Magie.
Die Elfen stellten fest, dass die Menschen im Umgang mit der Magie zwar ungeübt waren, aber eine erstaunliche natürliche Affinität dafür besaßen. Einhundert Menschen wurden in die Grundzüge der magischen Geheimnisse der Elfen eingeführt: nicht mehr, als unbedingt erforderlich waren, um gegen die Trolle zu kämpfen. Als die Elfen überzeugt waren, dass ihre menschlichen Schüler im Kampf nützlich sein konnten, verließen sie Strom und reisten mit den mächtigen Armeen von König Thoradin nach Norden.
Die vereinigten Armeen von Elfen und Menschen stießen am Fuß des Alteracgebirges auf die überlegenen Kriegsmeuten der Trolle. Die Schlacht währte viele Tage, aber die unerschütterlichen Armeen von Arathor blieben unermüdlich und wichen keinen Schritt vor dem Ansturm der Trolle zurück. Den Elfenfürsten schien die Zeit reif, die Macht ihrer Magie gegen den Feind zu entfesseln. Hundert Menschenmagier und eine Vielzahl von Zauberhexern der Elfen riefen die Wut des Himmels herab und ließen Feuer auf die Armee der Trolle regnen. Die Elementarfeuer verhinderten, dass die Trolle ihre Verletzungen heilen konnten, und verbrannten ihre geschundenen Leiber von innen heraus.
Dann endlich stoben die Armeen der Trolle auseinander und wollten fliehen, doch Thoradins Soldaten hetzten sie und metzelten sie bis auf den letzten Mann nieder. Von dieser Niederlage erholten sich die Trolle nie mehr; ihre Tage als starke Nation waren endgültig gezählt. In der Gewissheit, dass Quel’Thalas sicher war, schworen die Elfen der Nation Arathor und dem Geschlecht des Königs Thoradin ihre Treue. Menschen und Elfen lebten fortan Jahrhunderte lang in friedlicher Verbundenheit.
Die Wächter von Tirisfal
2.700 Jahre vor Warcraft I
Nachdem die Trolle aus den Nordländern vertrieben waren, versuchten die Elfen von Quel’Thalas, ihre ruhmreiche Nation wieder aufzubauen. Die siegreichen Armeen von Arathor kehrten in die Südländer Stroms zurück. Die Menschen von Arathor erlebten eine Blütezeit des Wachstums. Doch Thoradin befürchtete, das Reich könnte zerfallen, wenn es sich zu sehr ausdehnte, und achtete darauf, dass Strom stets der Mittelpunkt des Reiches Arathor blieb. Nach vielen Jahren des Reichtums und Wohlstands verstarb der mächtige Thoradin hochbetagt. Nun stand es Arathors jüngerer Generation frei, das Reich über die Grenzen von Strom hinaus auszudehnen.
Die anfänglichen einhundert Magier, die von den Elfen den Umgang mit der Magie gelernt hatten, stärkten ihre Macht und studierten die mystische Disziplin des Zauberwirkens in allen Einzelheiten. Diese Magi waren damals wegen ihres starken Willens und ihrer edlen Gesinnung ausgewählt worden. Sie hatten ihre Magie behutsam und verantwortungsbewusst ausgeübt. Doch dann gaben sie ihre Geheimnisse und Kräfte an eine jüngere Generation weiter, die weder die Härten des Krieges noch die Notwendigkeit von Zurückhaltung kannte. Diese jüngeren Magier praktizierten Magie aus Eigennutz, nicht verantwortungsvoll zum Wohle ihrer Mitbürger.
Als das Reich wuchs und neue Länder erobert wurden, zogen auch die jungen Magier in die Südländer. Die Magier setzten ihre mystische Macht ein, beschützten ihre Brüder vor den wilden Tieren des Landes und ermöglichten die Gründung neuer Stadtstaaten in der Wildnis. Doch je größer ihre Macht wurde, desto selbstgefälliger und isolierter vom Rest der Gesellschaft wurden sie.
Der zweite arathorische Stadtstaat Dalaran wurde in den Ländern nördlich von Strom gegründet. Viele angehende Magier ließen die Enge von Strom hinter sich und reisten nach Dalaran, wo sie ihre neuen Kräfte ungehindert einsetzen konnten. Diese Magier errichteten mit ihren Fertigkeiten die verzauberten Türme von Dalaran und gingen begeistert ihren Studien nach. Die Bürger von Dalaran duldeten die Unternehmungen der Magier und ließen unter dem Schutz der Verteidiger und ihrer Magie eine blühende Wirtschaft entstehen. Doch als mehr und mehr Magier ihre Kunst ausübten, wurde die Realität um Dalaran herum dünn und bekam Risse.
Die düsteren Agenten der Brennenden Legion, die verbannt worden waren, als der Brunnen der Ewigkeit zusammenbrach, wurden durch das unbedachte Zauberwirken der Magier von Dalaran in die Welt zurückgeholt. Zwar traten diese vergleichsweise schwachen Dämonen nicht in großer Zahl auf, stifteten aber auf den Straßen von Dalaran nicht wenig Verwirrung und Chaos. Die meisten Begegnungen mit Dämonen blieben vereinzelte Vorfälle und die herrschende Magokratie tat alles, um sie vor der Öffentlichkeit zu vertuschen. Die mächtigsten Magier wurden ausgeschickt, um die flüchtigen Dämonen einzufangen, nicht selten jedoch konnten sie den einsamen Agenten der mächtigen Legion nicht das Wasser reichen.
Nach einigen Monaten argwöhnten die abergläubischen Bauern, dass ihre zaubernden Herrscher etwas vor ihnen verheimlichten. Gerüchte über eine Revolution machten in den Straßen von Dalaran die Runde, während die paranoiden Bürger den Motiven und Bräuchen der Magier, die sie einst bewundert hatten, in zunehmendem Maße misstrauten. Die Magokraten fürchteten, dass die Bauern sich erheben und dass Strom gegen sie vorgehen könnte, und wandten sich an die einzige Gruppe, von der sie sich eine Lösung ihres Dilemmas versprachen: die Elfen.
Als die Elfen durch die Magokraten von Dämonenaktivität in Dalaran erfuhren, entsandten sie hastig ihre mächtigsten Hexer in die Länder der Menschen. Die Elfen-Hexer studierten die Energieströme in Dalaran und erstellten detaillierte Berichte über sämtliche Dämonenaktivitäten, derer sie gewahr wurden. Sie kamen zu der Schlussfolgerung, dass zwar nur wenige Dämonen durch die Welt streiften, die Legion selbst jedoch eine ernst zu nehmende Gefahr bleiben würde, solange die Menschen weiterhin mit den Kräften der Magie spielten.
Der Rat von Silbermond, der über die Elfen von Quel’Thalas herrschte, schloss einen geheimen Pakt mit den Magokratenfürsten von Dalaran. Die Elfen weihten die Magokraten in die Geschichte des alten Kalimdor und der Brennenden Legion ein, eine Geschichte, die noch immer eine Bedrohung für die Welt darstellte. Sie ließen die Menschen wissen, dass sie ihre Bürger vor den heimtückischen Agenten der Legion beschützen mussten, wenn sie weiterhin Gebrauch von der Magie machen wollten. Die Magokraten schlugen vor, einen einzigen sterblichen Helden zu ermächtigen, der ihre kollektiven Kräfte nutzen und einen immer währenden geheimen Krieg gegen die Legion führen sollte. Es wurde ausdrücklich betont, dass die Mehrzahl der Menschen nie etwas von den Wächtern oder der Gefahr durch die Legion erfahren durfte, damit es nicht aus Angst und Paranoia zu Aufständen kam. Die Elfen willigten in den Vorschlag ein und gründeten einen Geheimbund, der die Auswahl des Wächters überwachen und mit dazu beitragen sollte, dem Erstarken des Chaos in der Welt einen Riegel vorzuschieben.
Der Geheimbund hielt versteckte Treffen in Tirisfal ab, wo die Hochelfen Lordaeron erstmals besiedelt hatten. Sie nannten den Geheimbund die Wächter von Tirisfal. Die sterblichen Helden, die zu Wächtern erkoren wurden, erhielten die unglaublichen Kräfte der Elfen- und der Menschenmagie. Es sollte immer nur jeweils einen Wächter geben, dieser jedoch mit solch enormen Kräften ausgestattet, dass er die Agenten der Legion im Alleingang zurückdrängen konnte, wo immer er ihnen begegnete. So groß war die Macht des Wächters, dass nur der Rat von Tirisfal die Befugnis erhielt, mögliche Nachfolger für das Amt zu wählen. Wann immer ein Wächter zu alt oder des geheimen Krieges gegen das Chaos überdrüssig wurde, wählte der Rat einen neuen Helden und kanalisierte die Wächterenergie unter sorgsam kontrollierten Bedingungen in diesen neuen Agenten.
Generation um Generation verteidigten die Wächter die Menschenmassen in den Ländern Arathor und Quel’Thalas gegen die unsichtbare Bedrohung der Brennenden Legion. Arathor blühte auf und gedieh, derweil die Ausübung der Magie im gesamten Reich Verbreitung fand. In der Zwischenzeit hielten die Wächter sorgsam nach Spuren dämonischer Aktivität Ausschau.
Eisenschmiede – das Erwachen der Zwerge
2.500 Jahre vor Warcraft I
In alten Zeiten, als die Titanen Azeroth verlassen hatten, formten ihre Kinder, die Irdenen genannt, weiterhin die tiefen Abgründe der Welt. Die Irdenen kümmerten sich nicht weiter um die Belange der Völker an der Oberfläche, sondern wollten nur die dunklen Tiefen der Erde erforschen.
Als die Welt nach der Implosion des Brunnens der Ewigkeit zerrissen wurde, waren die Folgen für die Irdenen immens. Die Irdenen, die sich unter den Schmerzen der Erde krümmten, verloren weitgehend ihre Identität und schlossen sich in den Kammern aus Stein ein, in denen sie erschaffen worden waren. Uldaman, Uldum, Ulduar ... das waren die Namen der alten titanischen Städte, wo die Irdenen Gestalt und Form angenommen hatten. Fast achttausend Jahre lang ruhten die Irdenen in Frieden tief unter der Welt.
Was die Irdenen weckte, ist unklar, auf jeden Fall erwachten sie schließlich irgendwann aus ihrem selbst gewählten Schlummer. Nun mussten die Irdenen feststellen, dass sie sich im Laufe ihres Schlafs sichtlich verändert hatten. Ihr harter Felspanzer war zu glatter, weicher Haut geworden, ihre Macht über Steine und Erde war geschwunden. Sie waren sterbliche Wesen geworden.
Die Letzten der Irdenen, die sich nun Zwerge nannte, verließen die Hallen von Uldaman und zogen hinaus in die erwachende Welt. Doch da die Sicherheit und Wunder tiefer Orte sie nach wie vor betörten, gründeten sie ein gewaltiges Königreich unter dem höchsten Berg des Landes. Sie nannten ihr Land Khaz Modan oder „Berg von Khaz“, dem titanischen Former Khaz’goroth zu Ehren. Als sie ihrem Titanenvater einen Altar errichteten, schufen die Zwerge eine mächtige Schmiede im Herzen des Berges. Von diesem Tage an trug die Stadt, die um diese Schmiede herum wuchs, den Namen Eisenschmiede.
Die Zwerge, die für ihr Leben gern Edelsteine und Gestein formten, suchten in den umliegenden Bergen nach Reichtümern und kostbaren Mineralien. Da sie mit ihrer Arbeit unter Tage zufrieden waren, kümmerten sich die Zwerge nicht um die Angelegenheiten ihrer Nachbarn an der Oberfläche.
Die sieben Königreiche
1.200 Jahre vor Warcraft I
Strom diente weiterhin als zentrale Nabe von Arathor, doch auf dem gesamten Kontinent Lordaeron entstanden weitere neue Stadtstaaten wie Dalaran. Gilneas, Alterac und Kul Tiras entstanden als erste Stadtstaaten, und auch wenn sie alle ihre eigenen Bräuche und Gewohnheiten hatten, fügten sie sich doch der Oberhoheit von Strom.
Unter den wachsamen Blicken des Ordens von Tirisfal wurde Dalaran zum wichtigsten Ausbildungszentrum für Magier im ganzen Land. Die Magokraten, die Dalaran regierten, gründeten die Kirin Tor, eine spezialisierte Sekte, die jeden Zauber und jeden magischen Gegenstand, den die Menschheit bis dahin kannte, erforschen und katalogisieren sollte.
Gilneas und Alterac wurden zu starken Verbündeten von Strom und stellten gewaltige Armeen auf, die die südlichen Bergregionen von Khaz Modan erforschten. In dieser Zeit begegneten Menschen erstmals dem alten Zwergenvolk und besuchten die höhlenartige unterirdische Stadt Eisenschmiede. Menschen und Zwerge weihten einander in viele Geheimnisse der Metallbearbeitung und Ingenieurskunst ein und entdeckten eine gemeinsame Neigung zum Kämpfen und Geschichtenerzählen.
Der Stadtstaat Kul Tiras, auf einer großen Insel südlich von Lordaeron gegründet, entwickelte eine blühende, auf Fischfang und Schifffahrt basierende Wirtschaft. Mit der Zeit baute Kul Tiras eine mächtige Flotte von Handelsschiffen, die auf der Suche nach exotischen Waren zum Kaufen und Verkaufen in alle bekannten Länder segelte. Doch obwohl die Wirtschaft von Arathor florierte, verfielen nach und nach ihre stärksten Elemente.
Im Lauf der Zeit sannen die Fürsten von Strom darauf, ihre Anwesen in die fruchtbaren Nordländer von Lordaeron zu verlegen und die kargen Gebiete im Süden zu verlassen. Die Erben von König Thoradin, die letzten Nachfahren des Geschlechts der Arathi, traten dafür ein, dass Strom nicht aufgegeben werden sollte, und zogen damit den Unmut weiter Teile der Bevölkerung auf sich, die ebenfalls auf Wanderschaft gehen wollten. Die Fürsten von Strom, die im ungezähmten Norden Reinheit und Erleuchtung finden wollten, fassten den Entschluss, ihre alte Stadt hinter sich zu lassen. Weit entfernt gründeten die Fürsten von Strom nördlich von Dalaran einen neuen Stadtstaat, den sie Lordaeron nannten. Der gesamte Kontinent übernahm schließlich den Namen dieses Stadtstaats. Lordaeron wurde zu einem Mekka für alle religiös motivierten Pilger und solche, die inneren Frieden und Sicherheit suchten.
Die Nachfahren der Arathi, die in den verfallenden Mauern des alten Strom geblieben waren, fassten den Entschluss, über die Felsengebirge von Khaz Modan nach Süden zu ziehen. Nach vielen Jahreszeiten fand ihre Reise schließlich ein Ende und sie ließen sich in der nördlichen Region des Kontinents nieder, den sie Azeroth nennen sollten. In einem fruchtbaren Tal gründeten sie das Königreich Sturmwind, das bald zu einer autarken Macht wurde.
Die wenigen Krieger, die in Strom geblieben waren, wollten weiter ausharren und die alten Mauern ihrer Stadt bewachen. Strom war nicht mehr der Mittelpunkt des Reiches, entwickelte sich aber zu einer neuen Nation, die Stromgarde genannt wurde. Jeder Stadtstaat für sich brachte es zu Blüte und Wohlstand, aber das Reich Arathor war definitiv zerfallen. Da jede Nation ihre eigenen Bräuche und Überzeugungen entwickelte, hatten sie bald kaum noch etwas gemeinsam. König Thoradins Vision einer geeinten Menschheit war endgültig vergessen.
Aegwynn und die Drachenjagd
823 Jahre vor Warcraft I
Während politische Beziehungen und Rivalitäten unter den sieben Menschennationen wuchsen und schwanden, ließ die Reihe der Wächter in ihren Anstrengungen zum Schutz gegen das Chaos niemals nach. Im Lauf der Jahre gab es viele dieser Wächter, doch nur einer erhielt jeweils die Macht von Tirisfal. Eine der letzten Wächterinnen jener Zeit tat sich als besonders mächtige Kriegerin gegen die Schatten hervor. Aegwynn, ein ehrgeiziges Menschenmädchen, errang die Approbation des Ordens und erhielt den Mantel der Wächterschaft. Aegwynn hetzte Dämonen, wo immer sie ihnen begegnete, und löschte sie aus, stellte aber oft die Autorität des von Männern dominierten Rates von Tirisfal in Frage. Sie glaubte, dass die alten Elfen und älteren Menschen, die den Rat bildeten, zu sehr in ihren Denkweisen erstarrt und nicht weitsichtig genug wären, den Konflikt mit dem Chaos endgültig zu beenden. Sie war der endlosen Diskussionen und Debatten überdrüssig und wollte ihren Herren und Mitstreiter mit jeder Faser ihres Körpers von ihrer eigenen Tüchtigkeit überzeugen, daher schätzte sie in entscheidenden Situationen Tapferkeit manchmal höher ein als Weisheit.
Je besser sie die kosmische Macht von Tirisfal meisterte, desto deutlicher wurde sich Aegwynn einer Anzahl mächtiger Dämonen bewusst, die den eisigen Kontinent Nordend heimsuchten. Aegwynn zog in den fernen Norden und verfolgte die Dämonen bis in die Berge. Dort fand sie heraus, dass die Dämonen einen der letzten noch existierenden Drachenschwarm jagten und den alten Kreaturen die ihnen innewohnende Magie aussaugten. Die mächtigen Großdrachen, die vor den expansionistischen Gesellschaften der Sterblichen geflohen waren, übertrafen die dunkle Magie der Legion nicht an Stärke. Aegwynn griff die Dämonen an und machte ihnen mit Hilfe der edlen Großdrachen den Garaus. Doch als der letzte Dämon von der Welt verbannt wurde, brach im Norden ein gewaltiger Sturm aus. Eine riesenhafte finstere Fratze erschien am Himmel über Nordend. Sargeras, der Dämonenkönig und Fürst der Brennenden Legion, erschien vor Aegwynn und loderte vor höllischer Energie. Er ließ die junge Wächterin wissen, dass die Zeit von Tirisfal zur Neige ginge und die ganze Welt sich bald der Macht der Legion beugen müsse.
Die stolze Aegwynn fühlte sich dem drohenden Gott gewachsen und entfesselte ihre Macht gegen Sargeras’ Avatar. Es fiel Aegwynn auffällig leicht, den Dämonenlord mit ihren Kräften anzugreifen und seine materielle Hülle zu töten. Da die naive Aegwynn befürchtete, Sargeras’ Geist könnte noch verweilen, schloss sie die zerschundene Hülle seines Körpers in einer der alten Hallen von Kalimdor ein, die nach der Zerstörung des Brunnens der Ewigkeit auf den Meeresgrund gesunken war. Aegwynn sollte nie erfahren, dass sie genau nach Sargeras’ Plänen gehandelt hatte. Unwissentlich hatte sie das Schicksal der Welt der Sterblichen besiegelt, denn als sein Leib starb, hatte Sargeras seinen Geist in Aegwynns geschwächten Körper transferiert. Sargeras hauste viele Jahre in den dunkelsten Winkeln ihrer Seele, ohne dass die junge Wächterin auch nur die geringste Ahnung davon hatte.
Krieg der drei Hämmer
230 Jahre vor Warcraft I
Die Zwerge von Eisenschmiede lebten lange Jahre in Frieden. Aber ihre Gesellschaft wurde zu groß für die Enge ihrer Bergstädte. Der mächtige Hochkönig Modimus Ambossar regierte die Zwerge zwar gerecht und weise, doch in der Gesellschaft der Zwerge waren drei starke Fraktionen entstanden.
Der Bronzebart-Klan, der von Than Madoran Bronzebart beherrscht wurde, stand treu zum Hochkönig und stellte die traditionellen Verteidiger von Eisenschmiede. Der Wildhammer-Klan unter Than Khardros Wildhammer bewohnte die Vorgebirge und Felsspalten am Fuß des Berges und strebte nach mehr Einfluss in der Stadt. Die dritte Fraktion, der Dunkeleisen-Zwergeklan, wurde von dem Zauberhexer-Than Thaurissan beherrscht. Die Dunkeleisen-Zwerge verbargen sich in den dunkelsten Schatten unter dem Berg und schmiedeten Ränke gegen die Bronzebart und Wildhammer.
Eine Zeit lang wahrten die drei Fraktionen einen brüchigen Frieden, doch als Hochkönig Ambossar in hohem Alter verschied, kam es zu offenen Spannungen. Die drei herrschenden Klans entfesselten einen Krieg um die Herrschaft über Eisenschmiede. Viele Jahre tobte der Bürgerkrieg der Zwerge unter der Erde. Schließlich trieben die Bronzebart, die über das größte stehende Heer verfügten, die Dunkeleisen-Zwerge und Wildhammer in die Verbannung.
Khardros und seine Wildhammer-Krieger zogen durch die Barrierentore von Dun Algaz nach Norden und gründeten auf dem fernen Gipfel Grim Batol ihr eigenes Reich. Dort erlebten die Wildhammer eine Blütezeit und konnten ihre Schatzkammern wieder füllen. Mit Thaurissan und seinen Dunkeleisen-Zwerge meinte es das Schicksal nicht so gut. In ihrer Verbitterung und Wut nach der Niederlage schworen sie Eisenschmiede Rache. Thaurissan führte sein Volk weit in den Süden, wo sie im malerischen Rotkammgebirge eine Stadt gründeten (der er seinen eigenen Namen gab). Der über viele Jahre hinweg angehäufte Wohlstand ließ die Dunkeleisen-Zwerge den Groll gegen ihre Vettern nicht vergessen. Auch die lange seit damals vergangene Zeit half nicht, die Herzen zu erweichen. Thaurissan und sein Zauberhexerweib Modgud begannen Feldzüge gegen Eisenschmiede und Grim Batol. Die Dunkeleisen-Zwerge wollten ganz Khaz Modan für sich beanspruchen.
Die Armeen der Dunkeleisen-Zwerge rückten gegen ihre Vettern vor und hätten um ein Haar die Festungen beider Königreiche vernichtet. Schlussendlich jedoch führte Madoran Bronzebart seinen Klan zu einem entscheidenden Sieg über Thaurissans Armee von Zauberern. Thaurissan und seine Diener flohen zurück in ihre sichere Stadt und ahnten nichts von den Geschehnissen in Grim Batol, wo es Modguds Armee nicht besser gegen Khardros und seine Wildhammer-Krieger erging.
Als Modgud gegen die feindlichen Krieger vorrückte, wandte sie ihre Kräfte an, um Furcht in ihren Herzen zu säen. Schatten folgten ihrem Gebot, dunkles Getier kroch aus den Tiefen der Erde empor und jagte die Wildhammer in ihren eigenen Hallen. Schließlich durchbrach Modgud die Tore und belagerte die Festung selbst. Die Wildhammer kämpften verzweifelt, Khardros selbst schritt durch das Schlachtengetümmel, um die Zauberhexerin und Königin zu erschlagen. Als ihre Königin gefallen war, flohen die Dunkeleisen-Zwerge vor der Wut der Wildhammer. Sie eilten nach Süden zur Festung ihres Königs, trafen unterwegs jedoch auf die Armeen von Eisenschmiede, die zur Unterstützung von Grim Batol gekommen waren. Die verbliebenen Streitkräfte der Dunkeleisen-Zwerge wurden zwischen den beiden Armeen aufgerieben und vollkommen vernichtet.
Danach wandten sich die vereinten Armeen von Eisenschmiede und Grim Batol nach Süden, um Thaurissan und seinen Dunkeleisen-Zwerge endgültig den Todesstoß zu versetzen. Sie waren noch nicht weit gekommen, als sich Thaurissan in seinem Zorn zu einem Zauber von katastrophalen Ausmaßen hinreißen ließ. Thaurissan wollte einen übernatürlichen Diener beschwören, der seinen Sieg gewährleisten konnte, und rief die alten Mächte an, die unter der Welt schliefen. Zu seinem Entsetzen war die Kreatur, die erschien, weitaus schrecklicher, als er es sich in seinen kühnsten Alpträumen ausgemalt hätte, und sie führte letztlich seinen Untergang herbei.
Ragnaros der Feuerfürst, der unsterbliche Herr und Meister aller Feuer-Elementargeister, war von den Titanen verbannt worden, als die Welt noch jung war. Als Thaurissan Ragnaros durch seinen Ruf befreit hatte, begann dessen Existenz erneut... in einer feurigen Eruption. Ragnaros’ apokalyptische Wiedergeburt auf Azeroth zerschmetterte das Rotkammgebirge und ließ im Zentrum der Verheerung einen lodernden Vulkan entstehen. Der Vulkan, der den Namen Schwarzfelsspitze erhielt, grenzte im Norden an die Sengende Schlucht und im Süden an die Brennende Steppe. Thaurissan wurde ein Opfer der Kräfte, die er entfesselt hatte, und seine überlebenden Brüder wurden von Ragnaros und seinen Elementargeistern versklavt. Sie hausen bis auf den heutigen Tag in der Spitze.
Als König Madoran und König Khardros die schrecklichen Verwüstungen und Feuersbrünste sahen, die in den Bergen im Süden ausbrachen, ließen sie ihre Armeen anhalten und kehrten schnellstens in ihre Königreiche zurück, da sie nicht den furchtbaren Zorn von Ragnaros auf sich ziehen wollten.
Die Bronzebarts kehrten nach Eisenschmiede zurück und bauten ihre prächtige Stadt wieder auf. Die Wildhammer kehrten nach Grim Batol zurück. Doch Modguds Tod hatte den Ruch des Bösen in der Bergfestung hinterlassen und die Wildhammer fanden sie unbewohnbar vor. Verbitterten Herzens beklagten sie den Verlust ihrer geliebten Heimat. König Bronzebart bot den Wildhammern ein Refugium in Eisenschmiede an, aber die Wildhammer weigerten sich standhaft. Khardros führte sein Volk nach Norden in die Länder von Lordaeron. Die Wildhammer ließen sich in den dichten Wäldern des Hinterlandes nieder und gründeten die Stadt Nistgipfel, wo die Wildhammer im Einklang mit der Natur lebten und sogar ein Bündnis mit den mächtigen Greifen der Gegend eingingen.
Da sie Beziehungen und Handel mit ihren Vettern aufrechterhalten wollten, bauten die Zwerge von Eisenschmiede zwei gewaltige Brückenbögen, die so genannte Thandol-Spange, um die Kluft zwischen Khaz Modan und Lordaeron zu überbrücken. Durch den beiderseitigen Handel brachten es beide Königreiche zu Wohlstand. Nach dem Tod von Madoran und Khardros ließen ihre Söhne gemeinsam zwei große Statuen zu Ehren ihrer Väter errichten. Die beiden Statuen wachten über den Pass in die Südländer, die im Kielwasser von Ragnaros’ versengender Präsenz vulkanisch geworden waren. Sie dienten als Warnung für alle, die Eroberungspläne gegen die Königreiche der Zwerge hegten, und als Mahnung, welch hohen Preis die Dunkeleisen-Zwerge für ihre Verbrechen zahlen mussten.
Die beiden Königreiche blieben einander einige Jahre eng verbunden, doch die Schrecken, die sie in Grim Batol sahen, hatten die Wildhammer sehr verändert. Sie lebten jetzt oberirdisch an den Hängen des Nistgipfels, anstatt ein gewaltiges Reich im Inneren des Berges zu schaffen. Die ideologischen Differenzen zwischen den beiden verbliebenen Zwergenklans ließen sie schließlich getrennte Wege gehen.
Der letzte Wächter
45 Jahre vor Warcraft I
Die Wächterin Aegwynn wurde im Lauf der Jahre immer mächtiger und nutzte die Energien von Tirisfal, um ihr Leben deutlich zu verlängern. Von der törichten Überzeugung verblendet, dass sie Sargeras endgültig besiegt hätte, beschützte sie die Welt fast neunhundert Jahre lang vor den Dienern des Dämonenkönigs. Doch der Rat von Tirisfal entschied schließlich, dass ihre Dienstzeit zu Ende gehen sollte. Der Rat befahl Aegwynn, nach Dalaran zurückzukehren, damit sie einen Nachfolger für die Macht des Wächters wählen konnten. Doch da beschloss Aegwynn, die dem Rat misstraute, selbst einen Nachfolger zu bestimmen.
Die stolze Aegwynn setzte sich in den Kopf, einen Sohn zur Welt zu bringen, dem sie die Macht übertragen würde. Sie hatte nicht die Absicht, ihren Nachfolger so vom Rat von Tirisfal manipulieren zu lassen, wie sie selbst manipuliert worden war. Aegwynn reiste in die südlichste Nation von Azeroth und fand den perfekten Vater für ihren Sohn: einen hoch talentierten Menschenmagier. Sein Name war Nielas Aran. Aran war Hofzauberer und Berater von Azeroths König. Aegwynn verführte den Magier und empfing einen Sohn von ihm. Nielas’ natürliche Begabung für Magie wurde auf das ungeborene Kind vererbt, daher scheinen die tragischen Schritte, die es später unternahm, fast vorherbestimmt zu sein. Auch die Macht von Tirisfal wurde dem Kind zuteil, sollte jedoch erst geweckt werden, als es die körperliche Reife erlangt hatte.
Die Zeit verging. Schließlich gebar Aegwynn ihren Sohn in einem abgelegenen Hain. Aegwynn taufte den Knaben Medivh, was in der Hochelfensprache „Bewahrer der Geheimnisse“ bedeutet, und war der festen Überzeugung, dass der Junge zum nächsten Wächter heranwachsen würde. Unglücklicherweise hatte der böse Geist von Sargeras, der sich in ihr verbarg, noch im Mutterleib Besitz von dem schutzlosen Kind ergriffen. Aegwynn hatte keine Ahnung, dass der neueste Wächter der Welt bereits von ihrer größten Nemesis besessen war.
Der festen Überzeugung, dass ihr Säugling normal und gesund war, brachte Aegwynn den kleinen Medivh zum Hof von Azeroth und ließ ihn dort von seinem sterblichen Vater und dessen Volk aufziehen. Danach zog sie in die Wildnis und bereitete sich darauf vor, in das Jenseits einzugehen, das sie erwartete. Medivh wuchs zu einem kräftigen Jungen heran und hatte keine Ahnung von der potenziellen Macht seines Geburtsrechts von Tirisfal.
Sargeras hielt sich zurück, bis die Kräfte des Knaben offenbar wurden. Bis dahin war Medivh zu einem jungen Mann herangewachsen, genoss ob seiner magischen Fähigkeiten hohes Ansehen in Azeroth und stürzte sich häufig in Abenteuer mit seinen beiden Freunden: Llane, Prinz von Azeroth, und Anduin Lothar, einer der letzten Nachfahren des Geschlechts der Arathi. Die drei Jungen trieben unablässig Schabernack im ganzen Königreich, waren aber beim Volke überaus beliebt.
Als Medivh vierzehn Jahre alt wurde, erwachte die kosmische Macht in ihm und wetteiferte mit dem ungeduldigen Geist von Sargeras, der in seiner Seele lauerte. Medivh fiel in einen Zustand der Katatonie, der viele Jahre andauerte. Als er aus dem Koma erwachte, stellte er fest, dass er erwachsen und seine Freunde Llane und Anduin die Herrscher von Azeroth geworden waren. Zwar wollte er seine neu erlangten unglaublichen Kräfte zum Wohle des Landes einsetzen, das er seine Heimat nannte, doch der dunkle Geist von Sargeras korrumpierte seine Gedanken und Emotionen für finstere Zwecke.
Sargeras frohlockte im dunklen Herzen von Medivh, denn er wusste, dass sich seine Pläne für eine zweite Invasion der Welt der Vollendung näherten und der letzte Wächter der Welt sie erfüllen würde.
6.800 Jahre vor Warcraft I
Die von Dath’Remar angeführten Nachtelfen verließen Kalimdor und forderten die Stürme des Mahlstroms heraus. Viele, viele Jahre zogen ihre Flotten durch die Trümmer der Welt und entdeckten Geheimnisse und verlorene Königreiche. Dath’Remar, der den Namen Sonnenwanderer (oder „der bei Tage wandelt“) angenommen hatte, suchte Orte mit erheblicher Ley-Energie als neue Heimat für sein Volk.
Schließlich landete seine Flotte an der Küste des Königreichs, das die Menschen später Lordaeron nennen sollten. Die Hochelfen zogen landeinwärts und fanden eine Siedlung im ruhigen Tirisfal. Einige Jahre später verloren viele von ihnen nach und nach den Verstand. Man stellte die Theorie auf, dass etwas Böses unter diesem speziellen Teil der Welt hauste, doch konnte nie jemand den Wahrheitsgehalt dieser Gerüchte beweisen. Die Hochelfen gaben ihr Lager auf und zogen weiter nordwärts in ein anderes Land mit starker Ley-Energie.
Als die Hochelfen das zerklüftete Bergland von Lordaeron durchquerten, wurde ihre Reise immer gefahrvoller. Da sie von den Leben spendenden Energien des Brunnens der Ewigkeit abgeschnitten waren, erkrankten viele in dem kalten Klima oder verhungerten. Die gravierendste Veränderung war jedoch, dass sie ihre Unsterblichkeit und auch ihre Immunität gegen die Elemente verloren. Ihre Größe nahm ein wenig ab und ihre Haut verlor den charakteristischen violetten Farbton. Und trotz aller Härten begegneten sie vielen wundersamen Kreaturen, die man nie zuvor in Kalimdor gesehen hatte. Darüber hinaus stießen sie auf Stämme primitiver Menschen, die in den alten Wäldern jagten. Die größte Bedrohung freilich, der sie begegneten, waren die gefräßigen und arglistigen Waldtrolle von Zul’Aman.
Die moosbewachsenen Trolle konnten verlorene Gliedmaßen regenerieren und schwere Verletzungen heilen, entpuppten sich jedoch als barbarisches, böses Volk. Das Reich Amani erstreckte sich über den größten Teil des nördlichen Lordaeron und die Trolle kämpften verbissen, um unerwünschte Fremde von ihren Grenzen fern zu halten. Die Elfen entwickelten eine tief empfundene Abscheu gegen die tückischen Trolle und töteten sie ohne Gnade, wenn sie ihnen begegneten.
Nach langen Jahren fanden die Hochelfen schließlich ein Land, das Kalimdor gleichkam. Tief in den Wäldern im Norden des Kontinents gründeten sie das Königreich Quel’Thalas und schworen, ein mächtiges Reich aufzubauen, neben dem sich das ihrer Kaldorei-Vettern unbedeutend ausnehmen sollte. Leider fanden sie bald heraus, dass sie Quel’Thalas auf einer alten Trollstadt erbaut hatten, die den Trollen immer noch hochheilig war. Schon nach kurzer Zeit griffen die Trolle die Siedlungen der Elfen in großer Zahl an.
Die störrischen Elfen wollten ihr neues Land aber keinesfalls aufgeben und hielten die wilden Trolle mit der Magie des Brunnens der Ewigkeit in Schach. Unter Führung von Dath’Remar konnten sie die Amani-Kriegsmeuten besiegen, die ihnen eins zu zehn überlegen waren. Einige Elfen jedoch gedachten der alten Warnungen der Kaldorei und fürchteten, der Einsatz der Magie könnte die Aufmerksamkeit der Brennenden Legion geweckt haben. Aus diesem Grund beschlossen sie, ihre Länder mit einer schützenden Barriere zu verbergen, hinter der sie aber dennoch an ihren Verzauberungskünsten arbeiten konnten. Sie errichteten eine Reihe monolithischer Runensteine an verschiedenen Stellen rund um Quel’Thalas, die die Grenzen der magischen Barriere kennzeichneten. Die Runensteine schirmten die Magie der Elfen nicht nur gegen außerdimensionale Bedrohungen ab, sondern hielten auch die abergläubischen Kriegsmeuten der Trolle fern.
Im Lauf der Zeit wurde Quel’Thalas zum strahlenden Monument der Anstrengungen und magischen Leistungsfähigkeit der Hochelfen. Die atemberaubenden Paläste wurden im selben architektonischen Stil wie die alten Hallen von Kalimdor errichtet und dennoch harmonisch in die natürliche Beschaffenheit des Landes eingefügt. Quel’Thalas war zu dem funkelnden Edelstein geworden, der den Elfen vorgeschwebt hatte. Die Synode von Silbermond wurde als herrschende Macht über Quel’Thalas gegründet, doch die Sonnenwanderer-Dynastie bewahrte sich ein Quäntchen politische Macht. Die aus sieben der bedeutendsten Hochelfenfürsten bestehende Synode setzte sich für die Sicherheit der Elfenländer und Elfenvölker ein. Die Hochelfen blieben von ihrer schützenden Barriere umgeben, schlugen die alten Warnungen der Kaldorei in den Wind und nutzten ihre Magie weiterhin ausufernd in fast allen Aspekten ihres Lebens.
Fast viertausend Jahre lang lebten die Hochelfen friedlich in der Abgeschiedenheit und Sicherheit ihres Königreichs. Doch die rachsüchtigen Trolle gaben nicht so leicht auf. Sie schmiedeten Ränke in den Tiefen ihrer Wälder und warteten darauf, dass die Zahl ihrer Kriegsmeuten wuchs. Schließlich stürmte eine mächtige Trollarmee aus dem Schatten der Wälder und belagerte abermals die leuchtenden Türme von Quel’Thalas.
Arathor und die Trollkriege
2.800 Jahre vor Warcraft I
Während die Hochelfen unter dem brutalen Ansturm der Trolle ums Überleben kämpften, bemühten sich die versprengten nomadischen Menschen von Lordaeron, ihre eigenen Stammesländer zu konsolidieren. Die Stämme der frühen Menschen überfielen gegenseitig ihre Siedlungen und gaben nichts auf Ehre oder Zusammenhalt des Volkes. Doch ein Stamm, Arathi genannt, erkannte, dass man die zunehmende Gefahr durch die Trolle nicht mehr ignorieren konnte. Die Arathi wollten alle Stämme unter ihrer Herrschaft vereinen, damit sie sich den Kriegsmeuten der Trolle mit einer Einheitsfront entgegenstellen konnten.
Im Lauf von sechs Jahren gelang es den Arathi, die rivalisierenden Stämme zu überlisten und zu unterwerfen. Nach jedem Sieg boten die Arathi dem eroberten Volk Frieden und Gleichheit an. Auf diese Weise sicherten sie sich die Loyalität der Besiegten. Schließlich setzten sich die Arathi aus vielen verschiedenen Stämmen zusammen und verfügten über ein riesiges Heer. Da die Kriegsherren der Arathi der festen Überzeugung waren, dass sie gegen die Kriegsmeuten der Trolle und, falls erforderlich, sogar gegen die einsiedlerischen Elfen bestehen konnten, beschlossen sie, in der südlichen Region von Lordaeron eine mächtige befestigte Stadt zu errichten. Dieser Stadtstaat namens Strom wurde zur Hauptstadt von Arathor, der Nation der Arathi. Je mehr Arathors Wohlstand wuchs, desto mehr Menschen reisten über den riesigen Kontinent und suchten Schutz und Sicherheit in Strom.
Die unter einem Banner vereinigten Stämme der Menschen begründeten eine starke, optimistische Kultur. Thoradin, der König von Arathor, wusste wohl, dass die geheimnisvollen Elfen in den Ländern des Nordens unablässig von den Trollen belagert wurden, wollte sein Volk aber keiner Gefahr aussetzen, indem er einsiedlerische Fremde verteidigen half. Viele Monate vergingen, bis Gerüchte über eine angebliche Niederlage der Elfen von Norden eintrafen. Aber erst als erschöpfte Botschafter aus Quel’Thalas in Strom eintrafen, wurde Thoradin klar, wie groß die Gefahr, die von den Trollen ausging, wirklich war.
Die Elfen ließen Thoradin wissen, dass die Armeen der Trolle riesig waren und die Trolle ganz gewiss die Südländer angreifen würden, wenn sie Quel’Thalas erst einmal zerstört hatten. Die verzweifelten Elfen, die dringend militärischer Unterstützung bedurften, willigten hastig ein, bestimmte auserwählte Menschen den Umgang mit der Magie zu lehren, falls diese ihnen gegen die Kriegsmeuten beistanden. Thoradin, der jeder Form von Magie misstrauisch gegenüberstand, sagte den Elfen in Ermangelung von Alternativen seine Hilfe zu. Unmittelbar danach trafen Elfen-Zauberhexer in Arathor ein und unterwiesen eine Gruppe Menschen im Gebrauch der Magie.
Die Elfen stellten fest, dass die Menschen im Umgang mit der Magie zwar ungeübt waren, aber eine erstaunliche natürliche Affinität dafür besaßen. Einhundert Menschen wurden in die Grundzüge der magischen Geheimnisse der Elfen eingeführt: nicht mehr, als unbedingt erforderlich waren, um gegen die Trolle zu kämpfen. Als die Elfen überzeugt waren, dass ihre menschlichen Schüler im Kampf nützlich sein konnten, verließen sie Strom und reisten mit den mächtigen Armeen von König Thoradin nach Norden.
Die vereinigten Armeen von Elfen und Menschen stießen am Fuß des Alteracgebirges auf die überlegenen Kriegsmeuten der Trolle. Die Schlacht währte viele Tage, aber die unerschütterlichen Armeen von Arathor blieben unermüdlich und wichen keinen Schritt vor dem Ansturm der Trolle zurück. Den Elfenfürsten schien die Zeit reif, die Macht ihrer Magie gegen den Feind zu entfesseln. Hundert Menschenmagier und eine Vielzahl von Zauberhexern der Elfen riefen die Wut des Himmels herab und ließen Feuer auf die Armee der Trolle regnen. Die Elementarfeuer verhinderten, dass die Trolle ihre Verletzungen heilen konnten, und verbrannten ihre geschundenen Leiber von innen heraus.
Dann endlich stoben die Armeen der Trolle auseinander und wollten fliehen, doch Thoradins Soldaten hetzten sie und metzelten sie bis auf den letzten Mann nieder. Von dieser Niederlage erholten sich die Trolle nie mehr; ihre Tage als starke Nation waren endgültig gezählt. In der Gewissheit, dass Quel’Thalas sicher war, schworen die Elfen der Nation Arathor und dem Geschlecht des Königs Thoradin ihre Treue. Menschen und Elfen lebten fortan Jahrhunderte lang in friedlicher Verbundenheit.
Die Wächter von Tirisfal
2.700 Jahre vor Warcraft I
Nachdem die Trolle aus den Nordländern vertrieben waren, versuchten die Elfen von Quel’Thalas, ihre ruhmreiche Nation wieder aufzubauen. Die siegreichen Armeen von Arathor kehrten in die Südländer Stroms zurück. Die Menschen von Arathor erlebten eine Blütezeit des Wachstums. Doch Thoradin befürchtete, das Reich könnte zerfallen, wenn es sich zu sehr ausdehnte, und achtete darauf, dass Strom stets der Mittelpunkt des Reiches Arathor blieb. Nach vielen Jahren des Reichtums und Wohlstands verstarb der mächtige Thoradin hochbetagt. Nun stand es Arathors jüngerer Generation frei, das Reich über die Grenzen von Strom hinaus auszudehnen.
Die anfänglichen einhundert Magier, die von den Elfen den Umgang mit der Magie gelernt hatten, stärkten ihre Macht und studierten die mystische Disziplin des Zauberwirkens in allen Einzelheiten. Diese Magi waren damals wegen ihres starken Willens und ihrer edlen Gesinnung ausgewählt worden. Sie hatten ihre Magie behutsam und verantwortungsbewusst ausgeübt. Doch dann gaben sie ihre Geheimnisse und Kräfte an eine jüngere Generation weiter, die weder die Härten des Krieges noch die Notwendigkeit von Zurückhaltung kannte. Diese jüngeren Magier praktizierten Magie aus Eigennutz, nicht verantwortungsvoll zum Wohle ihrer Mitbürger.
Als das Reich wuchs und neue Länder erobert wurden, zogen auch die jungen Magier in die Südländer. Die Magier setzten ihre mystische Macht ein, beschützten ihre Brüder vor den wilden Tieren des Landes und ermöglichten die Gründung neuer Stadtstaaten in der Wildnis. Doch je größer ihre Macht wurde, desto selbstgefälliger und isolierter vom Rest der Gesellschaft wurden sie.
Der zweite arathorische Stadtstaat Dalaran wurde in den Ländern nördlich von Strom gegründet. Viele angehende Magier ließen die Enge von Strom hinter sich und reisten nach Dalaran, wo sie ihre neuen Kräfte ungehindert einsetzen konnten. Diese Magier errichteten mit ihren Fertigkeiten die verzauberten Türme von Dalaran und gingen begeistert ihren Studien nach. Die Bürger von Dalaran duldeten die Unternehmungen der Magier und ließen unter dem Schutz der Verteidiger und ihrer Magie eine blühende Wirtschaft entstehen. Doch als mehr und mehr Magier ihre Kunst ausübten, wurde die Realität um Dalaran herum dünn und bekam Risse.
Die düsteren Agenten der Brennenden Legion, die verbannt worden waren, als der Brunnen der Ewigkeit zusammenbrach, wurden durch das unbedachte Zauberwirken der Magier von Dalaran in die Welt zurückgeholt. Zwar traten diese vergleichsweise schwachen Dämonen nicht in großer Zahl auf, stifteten aber auf den Straßen von Dalaran nicht wenig Verwirrung und Chaos. Die meisten Begegnungen mit Dämonen blieben vereinzelte Vorfälle und die herrschende Magokratie tat alles, um sie vor der Öffentlichkeit zu vertuschen. Die mächtigsten Magier wurden ausgeschickt, um die flüchtigen Dämonen einzufangen, nicht selten jedoch konnten sie den einsamen Agenten der mächtigen Legion nicht das Wasser reichen.
Nach einigen Monaten argwöhnten die abergläubischen Bauern, dass ihre zaubernden Herrscher etwas vor ihnen verheimlichten. Gerüchte über eine Revolution machten in den Straßen von Dalaran die Runde, während die paranoiden Bürger den Motiven und Bräuchen der Magier, die sie einst bewundert hatten, in zunehmendem Maße misstrauten. Die Magokraten fürchteten, dass die Bauern sich erheben und dass Strom gegen sie vorgehen könnte, und wandten sich an die einzige Gruppe, von der sie sich eine Lösung ihres Dilemmas versprachen: die Elfen.
Als die Elfen durch die Magokraten von Dämonenaktivität in Dalaran erfuhren, entsandten sie hastig ihre mächtigsten Hexer in die Länder der Menschen. Die Elfen-Hexer studierten die Energieströme in Dalaran und erstellten detaillierte Berichte über sämtliche Dämonenaktivitäten, derer sie gewahr wurden. Sie kamen zu der Schlussfolgerung, dass zwar nur wenige Dämonen durch die Welt streiften, die Legion selbst jedoch eine ernst zu nehmende Gefahr bleiben würde, solange die Menschen weiterhin mit den Kräften der Magie spielten.
Der Rat von Silbermond, der über die Elfen von Quel’Thalas herrschte, schloss einen geheimen Pakt mit den Magokratenfürsten von Dalaran. Die Elfen weihten die Magokraten in die Geschichte des alten Kalimdor und der Brennenden Legion ein, eine Geschichte, die noch immer eine Bedrohung für die Welt darstellte. Sie ließen die Menschen wissen, dass sie ihre Bürger vor den heimtückischen Agenten der Legion beschützen mussten, wenn sie weiterhin Gebrauch von der Magie machen wollten. Die Magokraten schlugen vor, einen einzigen sterblichen Helden zu ermächtigen, der ihre kollektiven Kräfte nutzen und einen immer währenden geheimen Krieg gegen die Legion führen sollte. Es wurde ausdrücklich betont, dass die Mehrzahl der Menschen nie etwas von den Wächtern oder der Gefahr durch die Legion erfahren durfte, damit es nicht aus Angst und Paranoia zu Aufständen kam. Die Elfen willigten in den Vorschlag ein und gründeten einen Geheimbund, der die Auswahl des Wächters überwachen und mit dazu beitragen sollte, dem Erstarken des Chaos in der Welt einen Riegel vorzuschieben.
Der Geheimbund hielt versteckte Treffen in Tirisfal ab, wo die Hochelfen Lordaeron erstmals besiedelt hatten. Sie nannten den Geheimbund die Wächter von Tirisfal. Die sterblichen Helden, die zu Wächtern erkoren wurden, erhielten die unglaublichen Kräfte der Elfen- und der Menschenmagie. Es sollte immer nur jeweils einen Wächter geben, dieser jedoch mit solch enormen Kräften ausgestattet, dass er die Agenten der Legion im Alleingang zurückdrängen konnte, wo immer er ihnen begegnete. So groß war die Macht des Wächters, dass nur der Rat von Tirisfal die Befugnis erhielt, mögliche Nachfolger für das Amt zu wählen. Wann immer ein Wächter zu alt oder des geheimen Krieges gegen das Chaos überdrüssig wurde, wählte der Rat einen neuen Helden und kanalisierte die Wächterenergie unter sorgsam kontrollierten Bedingungen in diesen neuen Agenten.
Generation um Generation verteidigten die Wächter die Menschenmassen in den Ländern Arathor und Quel’Thalas gegen die unsichtbare Bedrohung der Brennenden Legion. Arathor blühte auf und gedieh, derweil die Ausübung der Magie im gesamten Reich Verbreitung fand. In der Zwischenzeit hielten die Wächter sorgsam nach Spuren dämonischer Aktivität Ausschau.
Eisenschmiede – das Erwachen der Zwerge
2.500 Jahre vor Warcraft I
In alten Zeiten, als die Titanen Azeroth verlassen hatten, formten ihre Kinder, die Irdenen genannt, weiterhin die tiefen Abgründe der Welt. Die Irdenen kümmerten sich nicht weiter um die Belange der Völker an der Oberfläche, sondern wollten nur die dunklen Tiefen der Erde erforschen.
Als die Welt nach der Implosion des Brunnens der Ewigkeit zerrissen wurde, waren die Folgen für die Irdenen immens. Die Irdenen, die sich unter den Schmerzen der Erde krümmten, verloren weitgehend ihre Identität und schlossen sich in den Kammern aus Stein ein, in denen sie erschaffen worden waren. Uldaman, Uldum, Ulduar ... das waren die Namen der alten titanischen Städte, wo die Irdenen Gestalt und Form angenommen hatten. Fast achttausend Jahre lang ruhten die Irdenen in Frieden tief unter der Welt.
Was die Irdenen weckte, ist unklar, auf jeden Fall erwachten sie schließlich irgendwann aus ihrem selbst gewählten Schlummer. Nun mussten die Irdenen feststellen, dass sie sich im Laufe ihres Schlafs sichtlich verändert hatten. Ihr harter Felspanzer war zu glatter, weicher Haut geworden, ihre Macht über Steine und Erde war geschwunden. Sie waren sterbliche Wesen geworden.
Die Letzten der Irdenen, die sich nun Zwerge nannte, verließen die Hallen von Uldaman und zogen hinaus in die erwachende Welt. Doch da die Sicherheit und Wunder tiefer Orte sie nach wie vor betörten, gründeten sie ein gewaltiges Königreich unter dem höchsten Berg des Landes. Sie nannten ihr Land Khaz Modan oder „Berg von Khaz“, dem titanischen Former Khaz’goroth zu Ehren. Als sie ihrem Titanenvater einen Altar errichteten, schufen die Zwerge eine mächtige Schmiede im Herzen des Berges. Von diesem Tage an trug die Stadt, die um diese Schmiede herum wuchs, den Namen Eisenschmiede.
Die Zwerge, die für ihr Leben gern Edelsteine und Gestein formten, suchten in den umliegenden Bergen nach Reichtümern und kostbaren Mineralien. Da sie mit ihrer Arbeit unter Tage zufrieden waren, kümmerten sich die Zwerge nicht um die Angelegenheiten ihrer Nachbarn an der Oberfläche.
Die sieben Königreiche
1.200 Jahre vor Warcraft I
Strom diente weiterhin als zentrale Nabe von Arathor, doch auf dem gesamten Kontinent Lordaeron entstanden weitere neue Stadtstaaten wie Dalaran. Gilneas, Alterac und Kul Tiras entstanden als erste Stadtstaaten, und auch wenn sie alle ihre eigenen Bräuche und Gewohnheiten hatten, fügten sie sich doch der Oberhoheit von Strom.
Unter den wachsamen Blicken des Ordens von Tirisfal wurde Dalaran zum wichtigsten Ausbildungszentrum für Magier im ganzen Land. Die Magokraten, die Dalaran regierten, gründeten die Kirin Tor, eine spezialisierte Sekte, die jeden Zauber und jeden magischen Gegenstand, den die Menschheit bis dahin kannte, erforschen und katalogisieren sollte.
Gilneas und Alterac wurden zu starken Verbündeten von Strom und stellten gewaltige Armeen auf, die die südlichen Bergregionen von Khaz Modan erforschten. In dieser Zeit begegneten Menschen erstmals dem alten Zwergenvolk und besuchten die höhlenartige unterirdische Stadt Eisenschmiede. Menschen und Zwerge weihten einander in viele Geheimnisse der Metallbearbeitung und Ingenieurskunst ein und entdeckten eine gemeinsame Neigung zum Kämpfen und Geschichtenerzählen.
Der Stadtstaat Kul Tiras, auf einer großen Insel südlich von Lordaeron gegründet, entwickelte eine blühende, auf Fischfang und Schifffahrt basierende Wirtschaft. Mit der Zeit baute Kul Tiras eine mächtige Flotte von Handelsschiffen, die auf der Suche nach exotischen Waren zum Kaufen und Verkaufen in alle bekannten Länder segelte. Doch obwohl die Wirtschaft von Arathor florierte, verfielen nach und nach ihre stärksten Elemente.
Im Lauf der Zeit sannen die Fürsten von Strom darauf, ihre Anwesen in die fruchtbaren Nordländer von Lordaeron zu verlegen und die kargen Gebiete im Süden zu verlassen. Die Erben von König Thoradin, die letzten Nachfahren des Geschlechts der Arathi, traten dafür ein, dass Strom nicht aufgegeben werden sollte, und zogen damit den Unmut weiter Teile der Bevölkerung auf sich, die ebenfalls auf Wanderschaft gehen wollten. Die Fürsten von Strom, die im ungezähmten Norden Reinheit und Erleuchtung finden wollten, fassten den Entschluss, ihre alte Stadt hinter sich zu lassen. Weit entfernt gründeten die Fürsten von Strom nördlich von Dalaran einen neuen Stadtstaat, den sie Lordaeron nannten. Der gesamte Kontinent übernahm schließlich den Namen dieses Stadtstaats. Lordaeron wurde zu einem Mekka für alle religiös motivierten Pilger und solche, die inneren Frieden und Sicherheit suchten.
Die Nachfahren der Arathi, die in den verfallenden Mauern des alten Strom geblieben waren, fassten den Entschluss, über die Felsengebirge von Khaz Modan nach Süden zu ziehen. Nach vielen Jahreszeiten fand ihre Reise schließlich ein Ende und sie ließen sich in der nördlichen Region des Kontinents nieder, den sie Azeroth nennen sollten. In einem fruchtbaren Tal gründeten sie das Königreich Sturmwind, das bald zu einer autarken Macht wurde.
Die wenigen Krieger, die in Strom geblieben waren, wollten weiter ausharren und die alten Mauern ihrer Stadt bewachen. Strom war nicht mehr der Mittelpunkt des Reiches, entwickelte sich aber zu einer neuen Nation, die Stromgarde genannt wurde. Jeder Stadtstaat für sich brachte es zu Blüte und Wohlstand, aber das Reich Arathor war definitiv zerfallen. Da jede Nation ihre eigenen Bräuche und Überzeugungen entwickelte, hatten sie bald kaum noch etwas gemeinsam. König Thoradins Vision einer geeinten Menschheit war endgültig vergessen.
Aegwynn und die Drachenjagd
823 Jahre vor Warcraft I
Während politische Beziehungen und Rivalitäten unter den sieben Menschennationen wuchsen und schwanden, ließ die Reihe der Wächter in ihren Anstrengungen zum Schutz gegen das Chaos niemals nach. Im Lauf der Jahre gab es viele dieser Wächter, doch nur einer erhielt jeweils die Macht von Tirisfal. Eine der letzten Wächterinnen jener Zeit tat sich als besonders mächtige Kriegerin gegen die Schatten hervor. Aegwynn, ein ehrgeiziges Menschenmädchen, errang die Approbation des Ordens und erhielt den Mantel der Wächterschaft. Aegwynn hetzte Dämonen, wo immer sie ihnen begegnete, und löschte sie aus, stellte aber oft die Autorität des von Männern dominierten Rates von Tirisfal in Frage. Sie glaubte, dass die alten Elfen und älteren Menschen, die den Rat bildeten, zu sehr in ihren Denkweisen erstarrt und nicht weitsichtig genug wären, den Konflikt mit dem Chaos endgültig zu beenden. Sie war der endlosen Diskussionen und Debatten überdrüssig und wollte ihren Herren und Mitstreiter mit jeder Faser ihres Körpers von ihrer eigenen Tüchtigkeit überzeugen, daher schätzte sie in entscheidenden Situationen Tapferkeit manchmal höher ein als Weisheit.
Je besser sie die kosmische Macht von Tirisfal meisterte, desto deutlicher wurde sich Aegwynn einer Anzahl mächtiger Dämonen bewusst, die den eisigen Kontinent Nordend heimsuchten. Aegwynn zog in den fernen Norden und verfolgte die Dämonen bis in die Berge. Dort fand sie heraus, dass die Dämonen einen der letzten noch existierenden Drachenschwarm jagten und den alten Kreaturen die ihnen innewohnende Magie aussaugten. Die mächtigen Großdrachen, die vor den expansionistischen Gesellschaften der Sterblichen geflohen waren, übertrafen die dunkle Magie der Legion nicht an Stärke. Aegwynn griff die Dämonen an und machte ihnen mit Hilfe der edlen Großdrachen den Garaus. Doch als der letzte Dämon von der Welt verbannt wurde, brach im Norden ein gewaltiger Sturm aus. Eine riesenhafte finstere Fratze erschien am Himmel über Nordend. Sargeras, der Dämonenkönig und Fürst der Brennenden Legion, erschien vor Aegwynn und loderte vor höllischer Energie. Er ließ die junge Wächterin wissen, dass die Zeit von Tirisfal zur Neige ginge und die ganze Welt sich bald der Macht der Legion beugen müsse.
Die stolze Aegwynn fühlte sich dem drohenden Gott gewachsen und entfesselte ihre Macht gegen Sargeras’ Avatar. Es fiel Aegwynn auffällig leicht, den Dämonenlord mit ihren Kräften anzugreifen und seine materielle Hülle zu töten. Da die naive Aegwynn befürchtete, Sargeras’ Geist könnte noch verweilen, schloss sie die zerschundene Hülle seines Körpers in einer der alten Hallen von Kalimdor ein, die nach der Zerstörung des Brunnens der Ewigkeit auf den Meeresgrund gesunken war. Aegwynn sollte nie erfahren, dass sie genau nach Sargeras’ Plänen gehandelt hatte. Unwissentlich hatte sie das Schicksal der Welt der Sterblichen besiegelt, denn als sein Leib starb, hatte Sargeras seinen Geist in Aegwynns geschwächten Körper transferiert. Sargeras hauste viele Jahre in den dunkelsten Winkeln ihrer Seele, ohne dass die junge Wächterin auch nur die geringste Ahnung davon hatte.
Krieg der drei Hämmer
230 Jahre vor Warcraft I
Die Zwerge von Eisenschmiede lebten lange Jahre in Frieden. Aber ihre Gesellschaft wurde zu groß für die Enge ihrer Bergstädte. Der mächtige Hochkönig Modimus Ambossar regierte die Zwerge zwar gerecht und weise, doch in der Gesellschaft der Zwerge waren drei starke Fraktionen entstanden.
Der Bronzebart-Klan, der von Than Madoran Bronzebart beherrscht wurde, stand treu zum Hochkönig und stellte die traditionellen Verteidiger von Eisenschmiede. Der Wildhammer-Klan unter Than Khardros Wildhammer bewohnte die Vorgebirge und Felsspalten am Fuß des Berges und strebte nach mehr Einfluss in der Stadt. Die dritte Fraktion, der Dunkeleisen-Zwergeklan, wurde von dem Zauberhexer-Than Thaurissan beherrscht. Die Dunkeleisen-Zwerge verbargen sich in den dunkelsten Schatten unter dem Berg und schmiedeten Ränke gegen die Bronzebart und Wildhammer.
Eine Zeit lang wahrten die drei Fraktionen einen brüchigen Frieden, doch als Hochkönig Ambossar in hohem Alter verschied, kam es zu offenen Spannungen. Die drei herrschenden Klans entfesselten einen Krieg um die Herrschaft über Eisenschmiede. Viele Jahre tobte der Bürgerkrieg der Zwerge unter der Erde. Schließlich trieben die Bronzebart, die über das größte stehende Heer verfügten, die Dunkeleisen-Zwerge und Wildhammer in die Verbannung.
Khardros und seine Wildhammer-Krieger zogen durch die Barrierentore von Dun Algaz nach Norden und gründeten auf dem fernen Gipfel Grim Batol ihr eigenes Reich. Dort erlebten die Wildhammer eine Blütezeit und konnten ihre Schatzkammern wieder füllen. Mit Thaurissan und seinen Dunkeleisen-Zwerge meinte es das Schicksal nicht so gut. In ihrer Verbitterung und Wut nach der Niederlage schworen sie Eisenschmiede Rache. Thaurissan führte sein Volk weit in den Süden, wo sie im malerischen Rotkammgebirge eine Stadt gründeten (der er seinen eigenen Namen gab). Der über viele Jahre hinweg angehäufte Wohlstand ließ die Dunkeleisen-Zwerge den Groll gegen ihre Vettern nicht vergessen. Auch die lange seit damals vergangene Zeit half nicht, die Herzen zu erweichen. Thaurissan und sein Zauberhexerweib Modgud begannen Feldzüge gegen Eisenschmiede und Grim Batol. Die Dunkeleisen-Zwerge wollten ganz Khaz Modan für sich beanspruchen.
Die Armeen der Dunkeleisen-Zwerge rückten gegen ihre Vettern vor und hätten um ein Haar die Festungen beider Königreiche vernichtet. Schlussendlich jedoch führte Madoran Bronzebart seinen Klan zu einem entscheidenden Sieg über Thaurissans Armee von Zauberern. Thaurissan und seine Diener flohen zurück in ihre sichere Stadt und ahnten nichts von den Geschehnissen in Grim Batol, wo es Modguds Armee nicht besser gegen Khardros und seine Wildhammer-Krieger erging.
Als Modgud gegen die feindlichen Krieger vorrückte, wandte sie ihre Kräfte an, um Furcht in ihren Herzen zu säen. Schatten folgten ihrem Gebot, dunkles Getier kroch aus den Tiefen der Erde empor und jagte die Wildhammer in ihren eigenen Hallen. Schließlich durchbrach Modgud die Tore und belagerte die Festung selbst. Die Wildhammer kämpften verzweifelt, Khardros selbst schritt durch das Schlachtengetümmel, um die Zauberhexerin und Königin zu erschlagen. Als ihre Königin gefallen war, flohen die Dunkeleisen-Zwerge vor der Wut der Wildhammer. Sie eilten nach Süden zur Festung ihres Königs, trafen unterwegs jedoch auf die Armeen von Eisenschmiede, die zur Unterstützung von Grim Batol gekommen waren. Die verbliebenen Streitkräfte der Dunkeleisen-Zwerge wurden zwischen den beiden Armeen aufgerieben und vollkommen vernichtet.
Danach wandten sich die vereinten Armeen von Eisenschmiede und Grim Batol nach Süden, um Thaurissan und seinen Dunkeleisen-Zwerge endgültig den Todesstoß zu versetzen. Sie waren noch nicht weit gekommen, als sich Thaurissan in seinem Zorn zu einem Zauber von katastrophalen Ausmaßen hinreißen ließ. Thaurissan wollte einen übernatürlichen Diener beschwören, der seinen Sieg gewährleisten konnte, und rief die alten Mächte an, die unter der Welt schliefen. Zu seinem Entsetzen war die Kreatur, die erschien, weitaus schrecklicher, als er es sich in seinen kühnsten Alpträumen ausgemalt hätte, und sie führte letztlich seinen Untergang herbei.
Ragnaros der Feuerfürst, der unsterbliche Herr und Meister aller Feuer-Elementargeister, war von den Titanen verbannt worden, als die Welt noch jung war. Als Thaurissan Ragnaros durch seinen Ruf befreit hatte, begann dessen Existenz erneut... in einer feurigen Eruption. Ragnaros’ apokalyptische Wiedergeburt auf Azeroth zerschmetterte das Rotkammgebirge und ließ im Zentrum der Verheerung einen lodernden Vulkan entstehen. Der Vulkan, der den Namen Schwarzfelsspitze erhielt, grenzte im Norden an die Sengende Schlucht und im Süden an die Brennende Steppe. Thaurissan wurde ein Opfer der Kräfte, die er entfesselt hatte, und seine überlebenden Brüder wurden von Ragnaros und seinen Elementargeistern versklavt. Sie hausen bis auf den heutigen Tag in der Spitze.
Als König Madoran und König Khardros die schrecklichen Verwüstungen und Feuersbrünste sahen, die in den Bergen im Süden ausbrachen, ließen sie ihre Armeen anhalten und kehrten schnellstens in ihre Königreiche zurück, da sie nicht den furchtbaren Zorn von Ragnaros auf sich ziehen wollten.
Die Bronzebarts kehrten nach Eisenschmiede zurück und bauten ihre prächtige Stadt wieder auf. Die Wildhammer kehrten nach Grim Batol zurück. Doch Modguds Tod hatte den Ruch des Bösen in der Bergfestung hinterlassen und die Wildhammer fanden sie unbewohnbar vor. Verbitterten Herzens beklagten sie den Verlust ihrer geliebten Heimat. König Bronzebart bot den Wildhammern ein Refugium in Eisenschmiede an, aber die Wildhammer weigerten sich standhaft. Khardros führte sein Volk nach Norden in die Länder von Lordaeron. Die Wildhammer ließen sich in den dichten Wäldern des Hinterlandes nieder und gründeten die Stadt Nistgipfel, wo die Wildhammer im Einklang mit der Natur lebten und sogar ein Bündnis mit den mächtigen Greifen der Gegend eingingen.
Da sie Beziehungen und Handel mit ihren Vettern aufrechterhalten wollten, bauten die Zwerge von Eisenschmiede zwei gewaltige Brückenbögen, die so genannte Thandol-Spange, um die Kluft zwischen Khaz Modan und Lordaeron zu überbrücken. Durch den beiderseitigen Handel brachten es beide Königreiche zu Wohlstand. Nach dem Tod von Madoran und Khardros ließen ihre Söhne gemeinsam zwei große Statuen zu Ehren ihrer Väter errichten. Die beiden Statuen wachten über den Pass in die Südländer, die im Kielwasser von Ragnaros’ versengender Präsenz vulkanisch geworden waren. Sie dienten als Warnung für alle, die Eroberungspläne gegen die Königreiche der Zwerge hegten, und als Mahnung, welch hohen Preis die Dunkeleisen-Zwerge für ihre Verbrechen zahlen mussten.
Die beiden Königreiche blieben einander einige Jahre eng verbunden, doch die Schrecken, die sie in Grim Batol sahen, hatten die Wildhammer sehr verändert. Sie lebten jetzt oberirdisch an den Hängen des Nistgipfels, anstatt ein gewaltiges Reich im Inneren des Berges zu schaffen. Die ideologischen Differenzen zwischen den beiden verbliebenen Zwergenklans ließen sie schließlich getrennte Wege gehen.
Der letzte Wächter
45 Jahre vor Warcraft I
Die Wächterin Aegwynn wurde im Lauf der Jahre immer mächtiger und nutzte die Energien von Tirisfal, um ihr Leben deutlich zu verlängern. Von der törichten Überzeugung verblendet, dass sie Sargeras endgültig besiegt hätte, beschützte sie die Welt fast neunhundert Jahre lang vor den Dienern des Dämonenkönigs. Doch der Rat von Tirisfal entschied schließlich, dass ihre Dienstzeit zu Ende gehen sollte. Der Rat befahl Aegwynn, nach Dalaran zurückzukehren, damit sie einen Nachfolger für die Macht des Wächters wählen konnten. Doch da beschloss Aegwynn, die dem Rat misstraute, selbst einen Nachfolger zu bestimmen.
Die stolze Aegwynn setzte sich in den Kopf, einen Sohn zur Welt zu bringen, dem sie die Macht übertragen würde. Sie hatte nicht die Absicht, ihren Nachfolger so vom Rat von Tirisfal manipulieren zu lassen, wie sie selbst manipuliert worden war. Aegwynn reiste in die südlichste Nation von Azeroth und fand den perfekten Vater für ihren Sohn: einen hoch talentierten Menschenmagier. Sein Name war Nielas Aran. Aran war Hofzauberer und Berater von Azeroths König. Aegwynn verführte den Magier und empfing einen Sohn von ihm. Nielas’ natürliche Begabung für Magie wurde auf das ungeborene Kind vererbt, daher scheinen die tragischen Schritte, die es später unternahm, fast vorherbestimmt zu sein. Auch die Macht von Tirisfal wurde dem Kind zuteil, sollte jedoch erst geweckt werden, als es die körperliche Reife erlangt hatte.
Die Zeit verging. Schließlich gebar Aegwynn ihren Sohn in einem abgelegenen Hain. Aegwynn taufte den Knaben Medivh, was in der Hochelfensprache „Bewahrer der Geheimnisse“ bedeutet, und war der festen Überzeugung, dass der Junge zum nächsten Wächter heranwachsen würde. Unglücklicherweise hatte der böse Geist von Sargeras, der sich in ihr verbarg, noch im Mutterleib Besitz von dem schutzlosen Kind ergriffen. Aegwynn hatte keine Ahnung, dass der neueste Wächter der Welt bereits von ihrer größten Nemesis besessen war.
Der festen Überzeugung, dass ihr Säugling normal und gesund war, brachte Aegwynn den kleinen Medivh zum Hof von Azeroth und ließ ihn dort von seinem sterblichen Vater und dessen Volk aufziehen. Danach zog sie in die Wildnis und bereitete sich darauf vor, in das Jenseits einzugehen, das sie erwartete. Medivh wuchs zu einem kräftigen Jungen heran und hatte keine Ahnung von der potenziellen Macht seines Geburtsrechts von Tirisfal.
Sargeras hielt sich zurück, bis die Kräfte des Knaben offenbar wurden. Bis dahin war Medivh zu einem jungen Mann herangewachsen, genoss ob seiner magischen Fähigkeiten hohes Ansehen in Azeroth und stürzte sich häufig in Abenteuer mit seinen beiden Freunden: Llane, Prinz von Azeroth, und Anduin Lothar, einer der letzten Nachfahren des Geschlechts der Arathi. Die drei Jungen trieben unablässig Schabernack im ganzen Königreich, waren aber beim Volke überaus beliebt.
Als Medivh vierzehn Jahre alt wurde, erwachte die kosmische Macht in ihm und wetteiferte mit dem ungeduldigen Geist von Sargeras, der in seiner Seele lauerte. Medivh fiel in einen Zustand der Katatonie, der viele Jahre andauerte. Als er aus dem Koma erwachte, stellte er fest, dass er erwachsen und seine Freunde Llane und Anduin die Herrscher von Azeroth geworden waren. Zwar wollte er seine neu erlangten unglaublichen Kräfte zum Wohle des Landes einsetzen, das er seine Heimat nannte, doch der dunkle Geist von Sargeras korrumpierte seine Gedanken und Emotionen für finstere Zwecke.
Sargeras frohlockte im dunklen Herzen von Medivh, denn er wusste, dass sich seine Pläne für eine zweite Invasion der Welt der Vollendung näherten und der letzte Wächter der Welt sie erfüllen würde.
3. Kapitel
Kil’jaeden und der Schattenpakt
Etwa zur Zeit von Medivhs Geburt auf Azeroth brütete Kil’jaeden der Betrüger in der wirbelnden Netherwelt inmitten seiner Anhänger düster vor sich hin. Der listenreiche Dämonenfürst schmiedete auf Geheiß seines Meisters Sargeras Pläne für eine zweite Invasion der Brennenden Legion in Azeroth. Diesmal würde er keine Fehler dulden. Kil’jaeden überlegte sich, dass er eine neue Streitmacht brauchte, um Azeroths Verteidigung zu schwächen, bevor die Legion wieder einen Fuß in die Welt setzen konnte. Wenn die sterblichen Völker wie zum Beispiel die Nachtelfen und Großdrachen gezwungen wären, dieser neuen Bedrohung zu begegnen, wären sie zu schwach, um ernsthaften Widerstand zu leisten, wenn die wahre Invasion der Legion beginnen sollte.
Etwa zu dieser Zeit entdeckte Kil’jaeden die fruchtbare Welt Draenor, die friedlich inmitten des Großen dunklen Jenseits schwebte. Draenor, Heimat der schamanistischen, in Klans organisierten Orcs und der friedliebenden Draenei, war ebenso idyllisch wie groß. Die edlen Klans der Orcs streiften durch die offenen Prärien und frönten der Jagd, während die erfinderischen Draenei simple Städte in den hohen Klippen und Gipfeln ihrer Welt bauten. Kil’jaeden wusste, dass Draenors Bewohner ein gewaltiges Potenzial hatten, der Brennenden Legion zu dienen, wenn man sie entsprechend erziehen konnte.
Kil’jaeden sah, dass von den beiden Völkern die kriegerischen Orcs anfälliger für die Verderbnis der Legion sein würden. Er zog Ner’zhul, den Schamanenältesten der Orcs, in seinen Bann, so wie Sargeras in früheren Zeiten Königin Azshara verblendet hatte. Der Dämon missbrauchte den listigen Schamanen als Werkzeug für seine Pläne und verbreitete Kampflust und Blutrausch unter den Klans der Orcs. Es dauerte nicht lang, und aus dem spirituellen Volk waren blutrünstige Monster geworden. Kil’jaeden drängte Ner’zhul und sein Volk zum letzten Schritt: Sie sollten sich ganz auf Tod und Krieg konzentrieren. Doch der alte Schamane, der spürte, dass sein Volk auf immer und ewig Sklaven des Hasses sein würde, widersetzte sich dem Befehl des Dämons.
Durch die Weigerung Ner’zhuls frustriert, suchte Kil’jaeden nach einem anderen Orc, der sein Volk der Legion in die Hände spielen würde. Schließlich fand der gerissene Dämonenfürst den willigen Anhänger, den er gesucht hatte: Ner’zhuls ambitionierten Lehrling Gul’dan. Kil’jaeden versprach Gul’dan unaussprechliche Macht als Gegenleistung für seinen unbedingten Gehorsam. Der junge Orc wurde zu einem fleißigen Schüler der Dämonenmagie und wuchs zum mächtigsten sterblichen Hexenmeister aller Zeiten heran. Er unterrichtete andere junge Orcs in den arkanen Künsten und trachtete danach, die schamanistischen Traditionen der Orcs zu tilgen. Gul’dan zeigte seinen Brüdern eine neue Form der Magie, eine schreckliche neue Macht, die nach Verdammnis roch.
Kil’jaeden, der seine Macht über die Orcs festigen wollte, half Gul’dan dabei, den Schattenrat zu gründen, eine geheime Sekte, die die Klans manipulierte und die Anwendung von Hexenmeistermagie in ganz Draenor förderte. Mehr und mehr Orcs bedienten sich der Hexenmeistermagie, bis die blühenden Felder und klaren Bäche von Draenor schwarz wurden und abstarben. Nach und nach verwitterten die weiten Prärien, die einst über Generationen Heimat der Orcs gewesen waren; zurück blieb nur karger roter Boden. Die dämonischen Energien töteten die Welt nach und nach.
Aufstieg der Horde
Unter dem heimlichen Einfluss von Gul’dan und seinem Schattenrat wurden die Orcs immer aggressiver. Sie erbauten gewaltige Arenen, wo die Orcs ihre Kriegerfertigkeiten in Kämpfen auf Leben und Tod schulten. Während dieser Zeit sprachen sich die Oberhäupter mehrerer Klans gegen die zunehmende Verrohung ihres Volkes aus. Einer dieser Häuptlinge, Durotan vom Klan der Frostwölfe, warnte davor, dass die Orcs Sklaven von Hass und Wut werden würden. Doch seine Worte trafen auf taube Ohren, da stärkere Häuptlinge wie Grom Höllschrei vom Kriegshymnenklan vortraten und ein neues Zeitalter der Kriegführung und Unterwerfung verkündeten.
Kil’jaeden wusste, dass die Klans der Orcs fast bereit waren, musste aber ihrer uneingeschränkten Loyalität sicher sein. Im Geheimen ließ er den Schattenrat Mannoroth den Zerstörer beschwören, die lebende Inkarnation von Zerstörung und Wut. Gul’dan rief die Häuptlinge aller Klans zusammen und redete ihnen ein, dass Mannoroths tosendes Blut sie ganz und gar unverwundbar machen würde. Auf Betreiben von Grom Höllschrei tranken alle Klanhäuptlinge, ausgenommen Durotan, von dem Blut und besiegelten damit ihr Schicksal als Sklaven der Brennenden Legion. Darüber hinaus dehnten die ahnungslosen, von Mannoroths Wut angesteckten Häuptlinge diese Unterwerfung auf ihre ahnungslosen Brüder aus.
Die Orcs wurden vom Fluch dieses neuen Kampfrauschs verzehrt und wollten ihre Wut an jedem auslassen, der sich ihnen in den Weg stellte. Gul’dan spürte, dass seine Zeit gekommen war, und vereinigte alle rivalisierenden Klans zu einer einzigen unaufhaltbaren Horde. Wohl wissend, dass einige Häuptlinge wie Höllschrei und Orgrim Schicksalshammer nach Alleinherrschaft trachten würden, ernannte Gul’dan einen Kriegshäuptling, der als sein Handlanger über diese neue Horde gebieten sollte. Schwarzfaust der Zerstörer, ein besonders verrohter und tückischer Kriegsherr der Orcs, sollte Gul’dans Marionette sein. Unter dem Befehl von Schwarzfaust ging die Horde gegen die einfältigen Draenei vor.
Im Lauf weniger Monate rottete die Horde fast alle Draenei aus, die auf Draenor lebten. Nur eine Hand voll verstreute Überlebende konnten dem alles vernichtenden Zorn der Orcs entrinnen. Gul’dan berauschte sich an seinem Sieg und pries die Macht und die Kraft der Horde. Aber er wusste, ohne Gegner würde die Horde in ihrer nicht enden wollenden Gier nach ruhmreichen Siegen sich selbst mit endlosen internen Kämpfen zerfleischen.
Kil’jaeden wusste, dass die Horde endlich bereit war. Die Orcs waren die stärkste Waffe der Brennenden Legion geworden. Der listenreiche Dämon gab diese Erkenntnis an seinen wartenden Meister weiter, worauf auch Sargeras zustimmte, dass die Zeit endlich reif wäre für seine Rache.
Etwa zur Zeit von Medivhs Geburt auf Azeroth brütete Kil’jaeden der Betrüger in der wirbelnden Netherwelt inmitten seiner Anhänger düster vor sich hin. Der listenreiche Dämonenfürst schmiedete auf Geheiß seines Meisters Sargeras Pläne für eine zweite Invasion der Brennenden Legion in Azeroth. Diesmal würde er keine Fehler dulden. Kil’jaeden überlegte sich, dass er eine neue Streitmacht brauchte, um Azeroths Verteidigung zu schwächen, bevor die Legion wieder einen Fuß in die Welt setzen konnte. Wenn die sterblichen Völker wie zum Beispiel die Nachtelfen und Großdrachen gezwungen wären, dieser neuen Bedrohung zu begegnen, wären sie zu schwach, um ernsthaften Widerstand zu leisten, wenn die wahre Invasion der Legion beginnen sollte.
Etwa zu dieser Zeit entdeckte Kil’jaeden die fruchtbare Welt Draenor, die friedlich inmitten des Großen dunklen Jenseits schwebte. Draenor, Heimat der schamanistischen, in Klans organisierten Orcs und der friedliebenden Draenei, war ebenso idyllisch wie groß. Die edlen Klans der Orcs streiften durch die offenen Prärien und frönten der Jagd, während die erfinderischen Draenei simple Städte in den hohen Klippen und Gipfeln ihrer Welt bauten. Kil’jaeden wusste, dass Draenors Bewohner ein gewaltiges Potenzial hatten, der Brennenden Legion zu dienen, wenn man sie entsprechend erziehen konnte.
Kil’jaeden sah, dass von den beiden Völkern die kriegerischen Orcs anfälliger für die Verderbnis der Legion sein würden. Er zog Ner’zhul, den Schamanenältesten der Orcs, in seinen Bann, so wie Sargeras in früheren Zeiten Königin Azshara verblendet hatte. Der Dämon missbrauchte den listigen Schamanen als Werkzeug für seine Pläne und verbreitete Kampflust und Blutrausch unter den Klans der Orcs. Es dauerte nicht lang, und aus dem spirituellen Volk waren blutrünstige Monster geworden. Kil’jaeden drängte Ner’zhul und sein Volk zum letzten Schritt: Sie sollten sich ganz auf Tod und Krieg konzentrieren. Doch der alte Schamane, der spürte, dass sein Volk auf immer und ewig Sklaven des Hasses sein würde, widersetzte sich dem Befehl des Dämons.
Durch die Weigerung Ner’zhuls frustriert, suchte Kil’jaeden nach einem anderen Orc, der sein Volk der Legion in die Hände spielen würde. Schließlich fand der gerissene Dämonenfürst den willigen Anhänger, den er gesucht hatte: Ner’zhuls ambitionierten Lehrling Gul’dan. Kil’jaeden versprach Gul’dan unaussprechliche Macht als Gegenleistung für seinen unbedingten Gehorsam. Der junge Orc wurde zu einem fleißigen Schüler der Dämonenmagie und wuchs zum mächtigsten sterblichen Hexenmeister aller Zeiten heran. Er unterrichtete andere junge Orcs in den arkanen Künsten und trachtete danach, die schamanistischen Traditionen der Orcs zu tilgen. Gul’dan zeigte seinen Brüdern eine neue Form der Magie, eine schreckliche neue Macht, die nach Verdammnis roch.
Kil’jaeden, der seine Macht über die Orcs festigen wollte, half Gul’dan dabei, den Schattenrat zu gründen, eine geheime Sekte, die die Klans manipulierte und die Anwendung von Hexenmeistermagie in ganz Draenor förderte. Mehr und mehr Orcs bedienten sich der Hexenmeistermagie, bis die blühenden Felder und klaren Bäche von Draenor schwarz wurden und abstarben. Nach und nach verwitterten die weiten Prärien, die einst über Generationen Heimat der Orcs gewesen waren; zurück blieb nur karger roter Boden. Die dämonischen Energien töteten die Welt nach und nach.
Aufstieg der Horde
Unter dem heimlichen Einfluss von Gul’dan und seinem Schattenrat wurden die Orcs immer aggressiver. Sie erbauten gewaltige Arenen, wo die Orcs ihre Kriegerfertigkeiten in Kämpfen auf Leben und Tod schulten. Während dieser Zeit sprachen sich die Oberhäupter mehrerer Klans gegen die zunehmende Verrohung ihres Volkes aus. Einer dieser Häuptlinge, Durotan vom Klan der Frostwölfe, warnte davor, dass die Orcs Sklaven von Hass und Wut werden würden. Doch seine Worte trafen auf taube Ohren, da stärkere Häuptlinge wie Grom Höllschrei vom Kriegshymnenklan vortraten und ein neues Zeitalter der Kriegführung und Unterwerfung verkündeten.
Kil’jaeden wusste, dass die Klans der Orcs fast bereit waren, musste aber ihrer uneingeschränkten Loyalität sicher sein. Im Geheimen ließ er den Schattenrat Mannoroth den Zerstörer beschwören, die lebende Inkarnation von Zerstörung und Wut. Gul’dan rief die Häuptlinge aller Klans zusammen und redete ihnen ein, dass Mannoroths tosendes Blut sie ganz und gar unverwundbar machen würde. Auf Betreiben von Grom Höllschrei tranken alle Klanhäuptlinge, ausgenommen Durotan, von dem Blut und besiegelten damit ihr Schicksal als Sklaven der Brennenden Legion. Darüber hinaus dehnten die ahnungslosen, von Mannoroths Wut angesteckten Häuptlinge diese Unterwerfung auf ihre ahnungslosen Brüder aus.
Die Orcs wurden vom Fluch dieses neuen Kampfrauschs verzehrt und wollten ihre Wut an jedem auslassen, der sich ihnen in den Weg stellte. Gul’dan spürte, dass seine Zeit gekommen war, und vereinigte alle rivalisierenden Klans zu einer einzigen unaufhaltbaren Horde. Wohl wissend, dass einige Häuptlinge wie Höllschrei und Orgrim Schicksalshammer nach Alleinherrschaft trachten würden, ernannte Gul’dan einen Kriegshäuptling, der als sein Handlanger über diese neue Horde gebieten sollte. Schwarzfaust der Zerstörer, ein besonders verrohter und tückischer Kriegsherr der Orcs, sollte Gul’dans Marionette sein. Unter dem Befehl von Schwarzfaust ging die Horde gegen die einfältigen Draenei vor.
Im Lauf weniger Monate rottete die Horde fast alle Draenei aus, die auf Draenor lebten. Nur eine Hand voll verstreute Überlebende konnten dem alles vernichtenden Zorn der Orcs entrinnen. Gul’dan berauschte sich an seinem Sieg und pries die Macht und die Kraft der Horde. Aber er wusste, ohne Gegner würde die Horde in ihrer nicht enden wollenden Gier nach ruhmreichen Siegen sich selbst mit endlosen internen Kämpfen zerfleischen.
Kil’jaeden wusste, dass die Horde endlich bereit war. Die Orcs waren die stärkste Waffe der Brennenden Legion geworden. Der listenreiche Dämon gab diese Erkenntnis an seinen wartenden Meister weiter, worauf auch Sargeras zustimmte, dass die Zeit endlich reif wäre für seine Rache.
4. Kapitel
Das Dunkle Portal und der Untergang von Sturmwind
Warcraft: Orcs and Humans
Während Kil’jaeden die Horde für die Invasion von Azeroth vorbereitete, kämpfte Medivh weiter gegen Sargeras um seine Seele. König Llane, der edle Monarch von Sturmwind, beobachtete die Dunkelheit, die den Geist seines ehemaligen Freundes zu besudeln schien, mit wachsendem Misstrauen. König Llane weihte Anduin Lothar, den letzten Nachfahren des Geschlechts der Arathi, den er seinen Waffenbruder nannte, in seine Befürchtungen ein. Doch keiner der Männer konnte auch nur im Geringsten ahnen, welche Schrecken Medivhs langsamer Abstieg in den Wahnsinn wirklich mit sich bringen würde.
Als letztes Lockmittel versprach Sargeras, dass er Gul’dan große Macht verleihen würde, sollte er einwilligen, die Horde nach Azeroth zu führen. Durch Medivh teilte Sargeras dem Hexenmeister mit, dass er zu einem lebenden Gott werden könne, sollte er das unterseeische Grabmal finden, in dem die Wächterin Aegwynn vor fast tausend Jahren den verstümmelten Körper von Sargeras begraben hatte. Gul’dan willigte ein und beschloss, dass er das legendäre Grab finden und seine Belohnung einfordern würde, sobald die Bewohner von Azeroth unterworfen waren. Sargeras war sich nun sicher, dass die Horde seinen Zwecken dienen würde, und gab den Befehl zum Beginn der Invasion.
Unter gemeinsamer Aufbietung aller Kräfte öffneten Medivh und die Hexenmeister des Schattenrats das Dimensionstor, das als Dunkles Portal bekannt ist. Dieses Portal überbrückte die Distanz zwischen Azeroth und Draenor und war groß genug, dass ganze Armeen es passieren konnten. Gul’dan schickte Späher der Orcs durch das Portal, damit sie die Länder, die sie erobern sollten, ausspähen konnten. Als die Späher zurückkehrten, versicherten sie dem Schattenrat, dass die Welt Azeroth reif für die Eroberung sei.
Durotan war freilich immer noch der festen Überzeugung, dass Gul’dans Verderbnis den Untergang seines Volkes bedeuten würde, und stellte sich abermals gegen die Hexenmeister. Der tapfere Krieger behauptete, dass die Hexenmeister den Geist der Orcs verunreinigten und diese tollkühne Invasion ihr Untergang wäre. Da Gul’dan es nicht riskieren konnte, einen so populären Helden zu töten, musste er Durotan und seinen Frostwolfklan in entlegene Regionen dieser neuen Welt verbannen.
Als die verbannten Frostwölfe durch das Portal gingen, schlossen sich nur wenige Klans der Orcs an. Diese Orcs errichteten in aller Hast einen Stützpunkt im schwarzen Morast, einem dunklen Sumpfgebiet weit im Osten des Königreichs Sturmwind. Als die Orcs ausströmten und die neuen Länder erforschten, ließen Konflikte mit den menschlichen Verteidigern von Sturmwind nicht lange auf sich warten. Diese Scharmützel fanden zwar meist ein rasches Ende, machten aber Schwächen und Stärken der rivalisierenden Völker deutlich. Llane und Lothar konnten nie genaue Daten über die Zahl der Orcs sammeln und nur vermuten, welche Größe die Streitmacht hatte, mit der sie es zu tun bekommen sollten. Nach einigen Jahren war die Mehrzahl der orcischen Horde nach Azeroth aufgebrochen und Gul’dan schien die Zeit für den entscheidenden Schlag gegen die Menschheit gekommen. Die Horde schlug mit aller Macht gegen das ahnungslose Königreich Sturmwind zu.
Als die Streitkräfte von Azeroth und die Horde überall im Königreich aufeinander prallten, forderten interne Konflikte beider Armeen ihren Tribut. König Llane, der es nicht für möglich hielt, dass die bestialischen Orcs Azeroth erobern könnten, hielt geringschätzig die Stellung in seiner Hauptstadt Sturmwind. Lothar indessen kam zu der Überzeugung, dass der Kampf im Feindesland ausgetragen werden sollte, und musste sich zwischen seiner Überzeugung und seiner Loyalität zum König entscheiden. Lothar beschloss, seinen Instinkten zu folgen, und erstürmte mit Hilfe des jungen Zauberlehrlings Khadgar Medivhs Turmfestung Karazhan. Es gelang Khadgar und Lothar, den besessenen Wächter zu besiegen, in dem sie die Ursache des Konflikts sahen. Als Lothar und der junge Lehrling Medivhs Körper töteten, verbannten sie den Geist von Sargeras unwissentlich in den Abgrund. Als Folge konnte auch der reine, tugendhafte Geist von Medivh weiterleben... und wanderte viele Jahre durch die Astralebene.
Medivh war zwar besiegt, doch die Horde blieb den Verteidigern von Sturmwind weiter überlegen. Als der Sieg der Horde näher rückte, erkannte Orgrim Schicksalshammer, einer der größten Häuptlinge der Orcs, endlich die Verrohung und Verderbnis, die seit der Zeit auf Draenor über die Klans gekommen war. Durotan, sein alter Weggefährte, kehrte aus der Verbannung zurück und warnte ihn erneut vor Gul’dans Verrat. Gul’dans Vergeltung folgte auf dem Fuß. Seine Auftragsmörder töteten Durotan und dessen Familie und ließen nur seinen Sohn, noch ein Kleinkind, am Leben. Schicksalshammer wusste nicht, dass Aedelas Schwarzmoor, ein Offizier der Menschen, dieses Kleinkind, Durotans Sohn, fand und als Sklaven behielt.
Dieser kleine Orc sollte eines Tages zum größten Führer werden, den sein Volk je gekannt hatte.
Orgrim setzte, durch Durotars Tod erbost, alles daran, die Horde von der dämonischen Verderbnis zu befreien und übernahm schließlich die Rolle eines Kriegshäuptlings der Horde, indem er Gul’dans korrupte Marionette Schwarzfaust beseitigte. Unter seiner entschlossenen Führung begann die gnadenlose Horde schließlich mit der Belagerung der Burg Sturmwind. König Llane hatte die Macht der Horde drastisch unterschätzt und musste hilflos mit ansehen, wie sein Königreich den grünhäutigen Invasoren in die Hände fiel. Schließlich fiel König Llane durch die Hand einer der besten Attentäterinnen des Schattenrates: der Halborc-Frau Garona.
Lothar und seine aus Karazhan heimkehrenden Krieger hegten die Hoffnung, sie könnten das Blutvergießen beenden und ihre einst ruhmreiche Heimat retten. Doch sie kehrten zu spät zurück und fanden nur noch schwelende Ruinen in ihrem geliebten Königreich. Die orcische Horde verheerte weiter das Land und forderte die umliegenden Ländereien für sich. Lothar und seine Gefährten mussten sich verstecken und schworen einen grimmigen Eid, ihre Heimat um jeden Preis zurückzuerobern.
Die Allianz von Lordaeron
Warcraft 2: Tides of Darkness
Fürst Lothar scharte die Überreste der Armeen Azeroths nach der Niederlage bei der Burg Sturmwind um sich und begann einen gewaltigen Exodus über das Meer ins nördliche Königreich Lordaeron. In der festen Überzeugung, dass die Horde die gesamte Menschheit unterwerfen würde, sofern man ihr keinen Einhalt gebot, trafen sich die Anführer der sieben Menschennationen und vereinten ihre Völker zur Allianz von Lordaeron. Zum ersten Mal seit fast dreitausend Jahren wurden die entzweiten Nationen von Arathor wieder unter einem Banner vereinigt. Fürst Lothar, der Oberkommandierende der Streitmacht der Allianz, bereitete seine Armeen auf die Ankunft der Horde vor.
Mit Unterstützung seiner Offiziere Uther Lichtbringer, Admiral Daelin Prachtmeer und Turalyon konnte Lothar auch die halbmenschlichen Völker Lordaerons von der drohenden Gefahr überzeugen. Die Allianz sicherte sich die Unterstützung der stoischen Zwerge von Eisenschmiede und einer kleinen Zahl Hochelfen aus Quel’Thalas. Die Elfen, die zu jener Zeit von Anasterian Sonnenwanderer angeführt wurden, interessierten sich kaum für den bevorstehenden Konflikt. Aber sie waren verpflichtet, Lothar zu helfen, denn er war der letzte Nachfahre des Geschlechts der Arathi, welches den Elfen in früheren Zeiten beigestanden hatte.
Die Horde stand zu dieser Zeit unter dem Kommando von Kriegshäuptling Schicksalshammer. Sie brachte Oger von ihrer Heimatwelt Draenor herbei und konnte auch die neutralen Waldtrolle von Amani auf ihre Seite ziehen. Daraufhin begann die Horde einen gewaltigen Feldzug mit dem Ziel, das Zwergenkönigreich Khaz Modan und die südlichen Ausläufer von Lordaeron zu unterwerfen, und dezimierte mühelos jegliche Opposition.
Die epischen Schlachten des Zweiten Krieges reichten von groß angelegten Scharmützeln zur See bis zu verlustreichen Materialschlachten in der Luft. Irgendwo hatte die Horde ein mächtiges Artefakt namens Dämonenseele gefunden und damit die alte Drachenkönigin Alexstrasza versklavt. Die Horde drohte, sie würde Alexstraszas kostbare Eier zerstören, und zwang sie so, ihre erwachsenen Kinder in den Krieg zu schicken. Die edlen roten Großdrachen sahen keinen anderen Ausweg, als für die Horde zu kämpfen, und so kämpften sie.
Der Krieg tobte auf den Kontinenten Khaz Modan, Lordaeron und Azeroth selbst. Als Teil ihres Feldzugs im Norden brannte die Horde das Grenzland von Quel’Thalas nieder und sorgte so dafür, dass die Elfen die Sache der Allianz endgültig unterstützten. Im Verlauf des Konflikts wurden auch die größeren Städte und Metropolen Lordaerons verwüstet. Lothar und seinen Verbündeten gelang es jedoch, die Feinde auf Distanz zu halten, obwohl keine Verstärkung eintraf und sie zahlenmäßig unterlegen waren.
Dann aber brach in den letzten Tagen des Zweiten Krieges, als der Sieg der Horde über die Allianz schon fast sicher schien, ein schrecklicher Zwist zwischen den beiden mächtigsten Orcs von Azeroth aus. Als Schicksalshammer gerade das letzte Gefecht gegen die Hauptstadt von Lordaeron vorbereitete, ein Angriff, der den kläglichen Resten der Allianz den Todesstoß versetzt hätte, verließen Gul’dan und seine Anhänger ihre Posten und stachen in See. Der bestürzte Schicksalshammer, der durch Gul’dans Verrat fast die Hälfte seiner Streitmacht verloren hatte, war zum Rückzug gezwungen und verlor damit seine größte Chance auf einen Sieg über die Allianz.
Der machtgierige Gul’dan, darauf versessen, Gottstatus zu erlangen, begann eine verzweifelte Suche nach dem versunkenen Grabmal von Sargeras, in dem er das Geheimnis der höchsten Allmacht verborgen glaubte. Gul’dan, der seine Orc-Mitstreiter bereits dazu verdammt hatte, Sklaven der Brennenden Legion zu werden, dachte nicht weiter an seine Verpflichtung gegenüber Schicksalshammer. Mit Unterstützung der Klans der Sturmrächer und der Schattenhammer gelang es Gul’dan, das Grabmal von Sargeras vom Meeresboden emporsteigen zu lassen. Als er jedoch die alte, überflutete Gruft öffnete, warteten dort nur wahnsinnige Dämonen auf ihn.
Schicksalshammer trachtete derweil danach, die pflichtvergessenen Orcs für ihren Verrat zu bestrafen, und schickte seine Streitmacht los, Gul’dan zu töten und die Abtrünnigen wieder zurückzubringen. Für seine Tollkühnheit wurde Gul’dan von den wahnsinnigen Dämonen, die er befreit hatte, in Stücke gerissen. Nach dem Tod ihres Anführers unterlagen die abtrünnigen Klans Schicksalshammers wütenden Legionen schon nach kurzer Zeit. Die Rebellion war damit zwar niedergeschlagen, doch gelang es der Horde nicht, sich von den schrecklichen Verlusten zu erholen, die sie erlitten hatte. Gul’dans Verrat hatte der Allianz nicht nur Hoffnung gegeben, sondern auch die Zeit, sich neu zu formieren und Vergeltung zu üben.
Lord Lothar begriff sehr schnell, dass Unstimmigkeiten die Horde entzweiten, scharte seine letzten Truppen um sich und drängte Schicksalshammer nach Süden zurück ins verwüstete Zentrum von Sturmwind. Dort kesselte die Streitmacht der Allianz den Rest der Horde in der vulkanischen Festung Schwarzfelsspitze ein. Lord Lothar fiel zwar am Fuße der Schwarzfelsspitze im Kampf, doch sein getreuer Mitstreiter Turalyon scharte die Kräfte der Allianz zur elften Stunde um sich und trieb die Horde in die tiefen Sümpfe des Elends. Es gelang Turalyons Streitkräften, das Dunkle Portal zu zerstören, jenes mystische Portal, das für die Orcs die Verbindung zu ihrer Heimatwelt Draenor darstellte. Nachdem die Horde damit von Verstärkung aus Draenor abgeschnitten war und durch interne Unstimmigkeiten gelähmt wurde, hatte sie der mächtigen Allianz nichts mehr entgegenzusetzen.
Die verstreuten Klans der Orcs wurden schnell zusammengetrieben und in Internierungslager gesperrt. Es schien nun zwar, als wäre die Horde endgültig besiegt, aber viele blieben skeptisch, ob der Friede wohl von Dauer sein würde. Khadgar, inzwischen ein berühmter Erzmagier, brachte das Oberkommando der Allianz dazu, die Festung Nethergarde zu bauen, um die Ruinen des Dunklen Portals zu bewachen und zu gewährleisten, dass keine weiteren Invasionen von Draenor aus erfolgten.
Die Invasion von Draenor
Warcraft 2X: Beyond the Dark Portal
Kaum waren die lodernden Feuer des Zweiten Krieges erloschen, da leitete die Allianz aggressive Schritte ein, um die Gefahr durch die Orcs einzugrenzen. Im Süden von Lordaeron wurde eine Anzahl großer Internierungslager für die gefangenen Orcs erbaut. Diese von den Paladinen und Soldatenveteranen der Allianz bewachten Lager erwiesen sich als großer Erfolg. Die gefangenen Orcs waren zwar nervös und brannten darauf, wieder zu kämpfen, doch den verschiedenen Lageraufsehern, deren Basis sich in der alten Gefängnisfestung Durnholde befand, gelang es, Frieden und einen Anschein von Ordnung zu erhalten.
Doch auf der Höllenwelt Draenor bereitete eine neue Orc-Armee einen Feldzug gegen die ahnungslose Allianz vor. Ner’zhul, ehedem Mentor von Gul’dan, vereinte die verbliebenen Klans der Orcs unter seinem dunklen Banner. Mit Unterstützung des Schattenmondklans hatte der alte Schamane die Absicht, auf Draenor eine Anzahl von Portalen zu öffnen, die die Horde zu neuen, unberührten Welten führen sollten. Als Energiequellen für diese Portale benötigte er einige verzauberte Artefakte aus Azeroth. Um sie in seinen Besitz zu bringen, öffnete Ner’zhul das Dunkle Portal wieder und schickte seine gierigen Diener hindurch.
Die neue Horde unter der Leitung von erfahrenen alten Kriegshäuptlingen wie Grom Höllschrei und Kilrogg Totauge vom Klan des Blutenden Auges überraschte die Verteidiger der Allianz und zog plündernd durch das Land. Mit Hilfe von Ner’zhuls exakten Anweisungen sammelten die Orcs in kurzer Zeit die benötigten Artefakte ein und flohen zurück ins sichere Draenor.
König Terenas von Lordaeron war überzeugt, dass die Orcs eine erneute Invasion von Azeroth planten, und befahl die engsten Vertrauten unter seinen Offizieren zu sich. Er gab General Turalyon und dem Erzmagier Khadgar den Befehl, eine Expedition durch das Dunkle Portal zu führen und der Bedrohung durch die Orcs ein für alle Mal ein Ende zu bereiten. Turalyon und Khadgars Truppen marschierten nach Draenor und lieferten sich zahlreiche Gefechte mit Ner’zhuls Klans auf der öden Höllenfeuerhalbinsel. Doch nicht einmal mit Unterstützung der Hochelfin Alleria Windläufer, des Zwergs Kurdran Wildhammer und des Soldatenveteranen Danath Trollbann konnte Khadgar verhindern, dass Ner’zhul Portale zu anderen Welten öffnete.
Schließlich öffnete Ner’zhul tatsächlich Portale zu anderen Welten, doch welch schrecklichen Preis er dafür würde bezahlen müssen, konnte er nicht ahnen. Die riesigen Energien der Portale begannen, Draenor bis in den innersten Kern zu erschüttern und auseinander zu reißen. Während Turalyons Truppen verzweifelt versuchten, in die Heimat Azeroth zurückzukehren, wurde Draenor von verheerenden Erdbeben heimgesucht. Grom Höllschrei und Kilrogg Totauge, die erkannten, dass Ner’zhuls größenwahnsinnige Pläne ihr ganzes Volk dem Untergang preisgaben, scharten die verbliebenen Orcs um sich und flohen nach Azeroth, wo sie zumindest vor den Erdbeben sicher waren.
Auf Draenor erklärten sich Turalyon und Khadgar bereit, das ultimative Opfer zu bringen, nämlich das Dunkle Portal von ihrer Seite aus zu zerstören. Sie wussten, dass es sie und ihre Gefährten das Leben kosten würde, aber dass dies die einzige Möglichkeit war, Azeroths Überleben zu sichern. Noch während Höllschrei und Totauge sich mit der Macht der Verzweiflung durch die Reihen der Menschen einen Weg in die Freiheit erkämpften, explodierte das Dunkle Portal hinter ihnen. Für sie und die anderen Orcs auf Azeroth gab es nun kein Zurück mehr.
Ner’zhul und sein loyaler Schattenmondklan gingen durch das größte ihrer neu geschaffenen Portale, während ungeheure Vulkanausbrüche die Kontinente von Draenor in Stücke rissen. Sturmfluten der kochenden Meere rollten über die Trümmer der Kontinente hinweg, bis die gepeinigte Welt durch eine gewaltige Explosion apokalyptischen Ausmaßes zerstört wurde.
Die Geburt des Lichkönigs
Ner’zhul und seine Anhänger betraten die wirbelnde Netherwelt, die Astralebene, die alle Welten im Großen Dunklen Jenseits verbindet. Leider warteten Kil’jaeden und seine dämonischen Diener dort bereits auf sie. Kil’jaeden, der geschworen hatte, sich wegen seiner trotzigen Weigerung an Ner’zhul zu rächen, riss den alten Schamanen gnadenlos und langsam in Stücke. Kil’jaeden ließ den Geist des Schamanen am Leben und unversehrt, auf dass Ner’zhul deutlich spüren sollte, wie sein Körper verstümmelt wurde. Zwar flehte Ner’zhul den Dämon an, seine Seele zu befreien und ihm den Tod zu gewähren, doch der Dämon erwiderte grimmig, dass der Blutpakt, den sie vor langer Zeit geschlossen hatten, nach wie vor Gültigkeit habe und Ner’zhul immer noch einen Zweck zu erfüllen hätte.
Da es den Orcs nicht gelungen war, die Welt für die Brennende Legion zu erobern, war Kil’jaeden gezwungen, eine neue Armee aufzustellen, um Chaos über die Königreiche von Azeroth zu bringen. Diese neue Armee durfte nicht in dieselben kleingeistigen Rivalitäten und Kämpfe untereinander verfallen, die die Horde geplagt hatten. Sie musste verbissen und gnadenlos das eine Ziel ihrer Mission verfolgen. Diesmal konnte sich Kil’jaeden keinen Misserfolg leisten.
Kil’jaeden hielt Ner’zhuls Seele hilflos in Stasis, gab ihm aber eine letzte Chance, der Legion zu dienen oder aber ewige Folterqualen zu erdulden. Abermals ließ sich Ner’zhul unbedacht auf einen Pakt mit dem Dämon ein. Ner’zhuls Seele wurde in einen eigens geschaffenen Block aus Eis von der Härte eines Diamanten gesperrt, Eis, das aus den entlegensten Regionen der wirbelnden Netherwelt herbeigeschafft worden war. In seinem tiefgefrorenen Sarg spürte Ner’zhul, wie sein Bewusstsein sich zehntausendfach ausdehnte. Von der chaotischen Kraft des Dämons verdorben, wurde Ner’zhul zu einem spektralen Wesen von unauslotbarer Macht. In diesem Augenblick verschwand der Orc namens Ner’zhul für immer und der Lichkönig war geboren.
Ner’zhuls loyales Gefolge aus Todesrittern und Angehörigen des Schattenmonds wurde ebenfalls von der Chaosenergie des Dämons verwandelt. Die tückischen Zauberer wurden in Stücke gerissen und als skelettartige Lichs wiedergeboren. Der Dämon hatte dafür gesorgt, dass Ner’zhuls Anhänger ihm selbst im Tode treulich dienen würden.
Als der richtige Zeitpunkt gekommen war, erläuterte Kil’jaeden die Mission, für die er den Lichkönig geschaffen hatte. Ner’zhul sollte eine Seuche von Tod und Schrecken über Azeroth bringen, die die menschliche Zivilisation für alle Zeiten ausrotten würde. Alle, die an der grauenhaften Seuche starben, würden als Untote wiederauferstehen und ihre Seelen sollten für alle Zeiten Ner’zhuls Willen unterworfen sein. Kil’jaeden versprach, wenn Ner’zhul seine Aufgabe meistern und die Menschheit vom Antlitz der Welt tilgen könnte, dann würde er den Fluch von ihm nehmen und ihm einen neuen, gesunden Körper geben.
Obwohl Ner’zhul einwilligte und offenbar darauf brannte, seine Rolle zu spielen, hegte Kil’jaeden Zweifel an der Loyalität seines Handlangers. Dass er dem Lichkönig keinen Körper gab und ihn in dem Kristallsarg gefangen hielt, sicherte vorerst sein gutes Benehmen, aber der Dämon wusste, dass er wachsam sein musste und ihn niemals aus den Augen lassen durfte. Aus diesem Grund rief Kil’jaeden die Elitewache seiner Dämonen herbei, die vampirischen Schreckensfürsten, damit sie Ner’zhul bewachen und gewährleisten sollten, dass er seine grauenhafte Aufgabe erledigte. Tichondrius, der mächtigste und verschlagenste unter den Schreckensfürsten, stellte sich der Herausforderung; ihn faszinierte das Ausmaß der Seuche und das beispiellose Potenzial zum Völkermord des Lichkönigs.
Eiskrone und Frostthron
Kil’jaeden beförderte Ner’zhuls Sarg aus Eis wieder in die Welt Azeroth. Der gehärtete Kristall schoss über den Nachthimmel und landete auf dem einsamen arktischen Kontinent Nordend, wo er sich tief in den Eiskronegletscher eingrub. Der durch den brutalen Absturz verformte und beschädigte gefrorene Kristall erinnerte an einen Thron und Ner’zhuls rachsüchtige Seele regte sich bald in seinem Inneren.
Aus der Enge seines Frosthrons sandte Ner’zhul sein riesiges Bewusstsein aus und berührte die Gedanken der Bewohner von Nordend. Ohne große Mühe gelang es ihm, die Gedanken der zahlreichen eingeborenen Kreaturen, darunter Eistrolle und wilde Wendigos, zu versklaven und ihre bösen Brüder unter seinen wachsenden Einfluss zu bringen. Seine übersinnlichen Kräfte schienen fast grenzenlos und er nutzte sie, um eine kleine Armee aufzustellen, die er in den verschlungenen Labyrinthen des Eiskronengletschers verbarg. Während der Lichkönig unter ständiger Beobachtung durch die Schreckensfürsten seine wachsenden Fähigkeiten meisterte, entdeckte er eine entlegene Menschensiedlung am Rande der großen Drachenverseuchung. Ner’zhul beschloss aus einer Laune heraus, seine Kräfte an den arglosen Menschen zu erproben.
Er schickte eine Seuche des Untodes, deren Ursprung tief im Frostthron lag, in die arktische Eiswüste hinaus. Allein kraft seines Geistes kontrollierte er die Seuche und brachte sie mitten in ein Menschendorf. Binnen drei Tagen waren alle in der Siedlung tot, doch wenig später standen die toten Dorfbewohner als Zombiekadaver wieder auf. Ner’zhul konnte ihre Seelen und Gedanken spüren wie seine eigenen. Durch die tosende Kakophonie in seinen Gedanken wurde Ner’zhul noch mächtiger, als würden ihn diese Seelen mit dringend benötigter Nahrung versorgen. Er stellte fest, dass es ein Kinderspiel war, die Aktionen der Zombies zu steuern und sie nach seinen Wünschen zu lenken.
Während der nächsten Monate experimentierte Ner’zhul weiter mit seiner Seuche des Untodes, indem er jeden menschlichen Bewohner von Nordend damit infizierte. Da seine Armee der Untoten mit jedem Tag wuchs, wusste er, dass der Tag seiner wahren Prüfung näher rückte.
Die Schlacht von Grim Batol
Derweil kämpften die versprengten Überreste der Horde in den vom Krieg gebeutelten Südländern um das nackte Überleben. Zwar konnten Grom Höllschrei und sein Kriegshymnenklan sich der Gefangennahme entziehen, Totauge und sein Klan des Blutenden Auges jedoch wurden eingekesselt und in die Internierungslager von Lordaeron gebracht. Trotz dieser verlustreichen Aufstände hatten die Aufseher der Lager bald wieder die Kontrolle über ihre ungebührlichen Schützlinge.
Eine große Streitmacht der Orcs jedoch streifte noch immer ohne Wissen der Allianz frei durch die nördlichen Wüsten von Khaz Modan. Der Klan des Drachenmals unter Führung des berüchtigten Hexenmeisters Nekros kontrollierte mit Hilfe eines alten Artefakts namens Dämonenseele die Drachenkönigin Alexstrasza und ihren Drachenschwarm. Mit der Drachenkönigin als Geisel stellte Nekros in der verlassenen – und, wie manche behaupten, verfluchten – Wildhammerfestung Grim Batol heimlich eine Armee auf. Nekros hatte vor, seine Streitmacht und die mächtigen roten Drachen gegen die Allianz ins Feld zu schicken, und hegte die Hoffnung, die Horde damit wieder zu vereinen und die Eroberung von Azeroth fortzusetzen. Seine Vision freilich wurde nicht Wirklichkeit: Einer kleinen Schar von Widerstandskämpfern unter dem Menschenmagier Rhonin gelang es, die Dämonenseele zu zerstören und die Drachenkönigin aus Nekros’ Bann zu befreien.
In ihrer Wut zerstörten Alexstraszas Drachen Grim Batol bis auf die Grundmauern und äscherten den größten Teil des Klans des Drachenmals ein. Nekros’ hochfliegende Pläne der Wiedervereinigung waren endgültig gescheitert, als Truppen der Allianz die überlebenden Orcs zusammentrieben und in die wartenden Internierungslager warfen. Die Niederlage des Klans des Drachenmals bedeutete das Ende der Horde und des wütenden Kampfrausches der Orcs.
Die Lethargie der Orcs
Monate vergingen und immer mehr Orcs wurden gefangen genommen und in die Internierungslager gesteckt. Aufgrund zunehmender Überfüllung der Lager war die Allianz gezwungen, neue Lager auf den Ebenen südlich des Alteracgebirges zu erbauen. Damit er die ständig wachsende Anzahl der Lager ordentlich unterhalten und versorgen konnte, erhob König Terenas eine neue Steuer von den Nationen der Allianz. Neben steigenden politischen Spannungen wegen Grenzstreitigkeiten sorgte speziell diese neue Steuer für zunehmende Unruhe. Es hatte den Anschein, als würde der Pakt, der die Nationen der Menschen in ihrer dunkelsten Stunde zusammengeschweißt hatte, jeden Moment zerbrechen.
Inmitten des politischen Aufruhrs bemerkten zahlreiche Lageraufseher eine beunruhigende Veränderung an den gefangenen Orcs. Im Laufe der Zeit hatten Fluchtversuche und selbst Kämpfe unter den Gefangenen deutlich nachgelassen. Die Orcs wurden in zunehmendem Maße verschroben und lethargisch. Es war kaum zu glauben, aber die Orcs – die einst als das aggressivste Volk auf Azeroth betrachtet worden waren – schienen ihren Kampfeswillen vollkommen eingebüßt zu haben. Diese seltsame Lethargie stellte die Führer der Allianz vor Rätsel und forderte zunehmend Tribut unter immer schwächer werdenden Orcs.
Spekulationen, nach denen eine seltsame, nur auf Orcs übertragbare Krankheit die merkwürdige Lethargie bewirkte, machten die Runde. Doch Erzmagier Antonidas von Dalaran stellte eine andere Hypothese auf. Antonidas erforschte das Wenige, das man über die Geschichte der Orcs wusste, und fand heraus, dass sie seit Generationen bereits unter dem verderblichen Einfluss dämonischer Mächte standen. Er mutmaßte, dass die Orcs schon vor der ersten Invasion von Azeroth von diesen Mächten missbraucht worden waren. Dämonen hatten ganz eindeutig das Blut der Orcs verunreinigt, was den Bestien wiederum unnatürlich übersteigerte Stärke, Belastbarkeit und Aggression bescherte.
Antonidas stellte die Theorie auf, dass die allgemeine Lethargie der Orcs keine Krankheit, sondern die Folge einer Reaktion auf den Entzug jener vergänglichen Hexenmeistermagien war, die sie zu furchteinflößenden, blutrünstigen Kriegern gemacht hatte. Die Symptome waren zwar klar, doch gelang es Antonidas nicht, ein Heilmittel für den momentanen Zustand der Orcs zu finden. Viele seiner Magierkollegen vertraten ohnehin die Meinung, dass es nicht klug wäre, ein Heilmittel für die Orcs zu suchen. Einige angesehene Führer der Allianz stimmten dem zu. Antonidas machte sich weiter Gedanken über den rätselhaften Zustand der Orcs und kam zu dem Ergebnis, dass nur eine spirituelle Heilung in Frage käme.
Die neue Horde
Aedelas Schwarzmoor, der oberste Aufseher der Internierungslager, wachte in seiner Gefängnisfestung Durnholde über die gefangenen Orcs. Einem bestimmten Orc galt sein besonderes Interesse: dem Waisenkind, das er fast achtzehn Jahre zuvor gefunden hatte. Schwarzmoor hatte den jungen Orc als seinen Lieblingssklaven aufgezogen und ihm den Namen Thrall gegeben. Schwarzmoor brachte dem Orc alles über Taktik, Philosophie und Kampf bei. Thrall wurde sogar zum Gladiator ausgebildet. Die ganze Zeit über versuchte der verderbte Aufseher, aus dem Orc eine lebende Waffe zu machen.
Trotz seiner harten Jugend wuchs der junge Thrall zu einem starken, scharfsinnigen Orc heran und wusste tief in seinem Herzen, dass er nicht bis an sein Lebensende das Dasein eines Sklaven fristen wollte. Während er heranwuchs, erfuhr er von seinem Volk, den Orcs, die er nie kennen gelernt hatte: Nach ihrer Niederlage waren die meisten Orcs in Internierungslager gesperrt worden. Man munkelte, dass Schicksalshammer, der Führer der Orcs, aus Lordaeron entkommen war und sich verborgen hielt. Nur noch ein einziger abtrünniger Klan agierte im Geheimen und versuchte, sich den aufmerksamen Blicken der Allianz zu entziehen.
Der erfindungsreiche, wenn auch noch unerfahrene Thrall beschloss, aus Schwarzmoors Festung zu fliehen und nach seinesgleichen zu suchen. Im Lauf seiner Wanderschaft besuchte Thrall die Internierungslager und sah, wie seltsam verzagt und lethargisch sein einst mächtiges Volk geworden war. Da er hier die stolzen Krieger nicht fand, auf die er gehofft hatte, machte Thrall sich auf, den letzten unbesiegten Orc-Häuptling zu finden, Grom Höllschrei.
Ständig von den Menschen gejagt, hatte sich Höllschrei den unbeugsamen Kampfeswillen der Horde bewahrt. Mit Unterstützung seines getreuen Kriegshymnenklans führte Höllschrei einen Guerillakrieg gegen die Unterdrückung seines bedrängten Volks. Unglücklicherweise fand Höllschrei nie eine Möglichkeit, die internierten Orcs aus ihrer Trägheit zu reißen. Unter dem Einfluss von Höllschreis Idealismus entwickelte der leicht zu beeinflussende Thrall eine starke Zuneigung zur Horde und ihrer Kriegertradition.
Auf der Suche nach der Wahrheit über seine eigene Herkunft reiste Thrall nach Norden, um den legendären Frostwolfklan zu finden. Thrall fand heraus, dass Gul’dan die Frostwölfe in den Anfangstagen des Ersten Krieges verbannt hatte. Und er erfuhr, dass er Sohn und Erbe des Orc-Helden Durotan war, des wahren Häuptlings der Frostwölfe, der vor fast zwanzig Jahren in der Wildnis ermordet worden war.
Unter den Augen des ehrwürdigen Schamanen Drek’Thar studierte Thrall die alte Schamanenkultur seines Volkes, die unter der Herrschaft des üblen Gul’dan in Vergessenheit geraten war. Mit der Zeit wurde Thrall ein mächtiger Schamane und nahm seinen rechtmäßigen Platz als Häuptling der verbannten Frostwölfe ein. Mit der Macht der Elemente selbst ausgerüstet und von dem Drang beseelt, sein Schicksal zu finden, brach Thrall auf, um die gefangenen Klans zu befreien und sein Volk von der dämonischen Verderbnis zu heilen.
Bei seinen Reisen traf Thrall auf den alten Kriegshäuptling Orgrim Schicksalshammer, der seit vielen Jahren als Einsiedler lebte. Schicksalshammer, der ein enger Freund von Thralls Vater gewesen war, schloss sich dem jungen Visionär an, um mit ihm zusammen die gefangenen Klans zu befreien. Mit Unterstützung vieler der alten Häuptlinge gelang es Thrall letztendlich, die Horde neu zu beleben und seinem Volk eine neue spirituelle Identität zu geben.
Als Symbol der Wiedergeburt seines Volkes kehrte Thrall in Schwarzmoors Festung Durnholde zurück und vereitelte die Pläne seines einstigen Herrn, indem er die Internierungslager belagerte. Doch der Sieg hatte seinen Preis: Bei der Befreiung eines Lagers fiel Schicksalshammer im Kampf.
Thrall nahm Schicksalshammers legendären Kriegshammer an sich, legte seine schwarze Rüstung an und wurde der neue Kriegshäuptling der Horde. In den folgenden Monaten zerstörte Thralls kleine, aber findige Horde die Internierungslager und vereitelte alle Anstrengungen der Allianz, ihrer listenreichen Strategie etwas entgegenzusetzen. Von seinem besten Freund und Mentor Grom Höllschrei ermutigt, machte Thrall es sich zur Aufgabe, dass kein Orc jemals wieder Sklave sein sollte.
Der Krieg der Spinne
Während Thrall seine Brüder in Lordaeron befreite, baute Ner’zhul das Zentrum seiner Macht in Nordend aus. Eine große Zitadelle wurde über dem Eiskronegletscher errichtet, um die wachsenden Legionen der Untoten aufzunehmen. Doch ein schattenhaftes Reich stellte sich dem zunehmenden Einfluss des Lichkönigs entgegen. Das alte unterirdische Königreich Azjol-Nerub, das von einem Volk böser humanoider Spinnen gegründet worden war, schickte ihre Elitekriegerwache aus, um Eiskrone anzugreifen und dem irren Machtstreben des Lichkönigs ein Ende zu bereiten. Zu seinem großen Ärger musste Ner’zhul feststellen, dass die bösartigen Neruber nicht nur gegen die Seuche, sondern auch gegen seine telepathische Beeinflussung immun waren.
Die Spinnenfürsten der Neruber befehligten unermessliche Streitkräfte und verfügten über ein unterirdisches Netzwerk, das sich fast über die halbe Breite von Nordend erstreckte. Mit ihrer Taktik, die Festungen des Lichkönigs anzugreifen und sich sofort wieder zurückzuziehen, vereitelten sie immer wieder seine Bemühungen, sie auszuschalten. Schließlich gewann Ner’zhul seinen Krieg gegen die Neruber durch schiere Erschöpfung. Mit Unterstützung der bedrohlichen Schreckensfürsten und seiner zahllosen untoten Krieger fiel der Lichkönig in Azjol-Nerub ein und ließ die unterirdischen Tempel über den Köpfen der Spinnenfürsten einstürzen.
Die Neruber waren zwar immun gegen seine Seuche, doch Ner’zhuls zunehmenden nekromantischen Kräfte ermöglichten ihm, die Kadaver der Spinnenkrieger wiederzuerwecken und seinem Willen zu unterwerfen. Als Anerkennung ihrer Zähigkeit und Furchtlosigkeit übernahm Ner’zhul die eigenwillige Architektur der Neruber für seine eigenen Festungen und Gebäude. Da er sein Königreich nun unangefochten beherrschte, begann der Lichkönig mit den Vorbereitungen für seine wahre Mission. Mit seinem grenzenlosen Bewusstsein drang der Lichkönig in die Länder der Menschen ein und rief jede dunkle Seele, die bereit war, ihm zuzuhören...
Kel’Thuzad und das Entstehen der Geißel
Es gab eine Hand voll mächtiger Individuen, die weit verstreut auf der ganzen Welt den mentalen Ruf des Lichkönigs in Nordend hörten. Unter ihnen war auch Kel’Thuzad, Erzmagier von Dalaran, eines der ältesten Mitglieder der Kirin Tor, des herrschenden Rats von Dalaran. Aufgrund der Hartnäckigkeit, mit der er die verbotene Kunst der Nekromantie studierte, war er jahrelang als Sonderling betrachtet worden. Er war besessen von dem Wunsch, alles über die Welt der Magie und ihre dunklen Wunder zu wissen, und frustriert ob dessen, was er für die altmodischen und phantasielosen Denkweisen seiner Kollegen hielt. Als er den Ruf aus Nordend vernahm, setzte der Erzmagier seine gesamte, nicht unerhebliche Willenskraft ein, um mit der geheimnisvollen Stimme in Kontakt zu treten. In der Überzeugung, dass die Kirin Tor zu zimperlich waren, Macht und Wissen der dunklen Künste zu nutzen, machte er sich daran, von dem übermächtigen Lichkönig alles zu lernen, was er nur konnte.
Kel’Thuzad ließ sein Vermögen und seine einflussreiche politische Position zurück, schwor den Kirin Tor ab und verließ Dalaran für immer. Von der beharrlichen Stimme des Lichkönigs in seinen Gedanken angetrieben, veräußerte er seinen gesamten riesigen Besitz und lagerte sein Vermögen ein. Allein reiste er zu Wasser und zu Lande viele Meilen, bis er schließlich die eisige Küste von Nordend erreichte. Der Erzmagier, fest entschlossen, den Eiskronegletscher zu erreichen und dem Lichkönig seine Dienste anzubieten, durchquerte die durch den Krieg verwüsteten Ruinen von Azjol-Nerub. Kel’Thuzad sah Ausmaß und Wucht von Ner’zhuls Macht aus erster Hand. Ihm wurde klar, dass es nicht nur weise, sondern obendrein wahrscheinlich höchst fruchtbar wäre, sich mit dem geheimnisvollen Lichkönig zu verbünden.
Nach monatelangen Reisen durch das lebensfeindliche arktische Ödland gelangte Kel’Thuzad schließlich zum dunklen Eiskronegletscher. Mutig näherte er sich Ner’zhuls dunkler Zitadelle... und erschrak, als die untoten Gardisten ihn stumm passieren ließen, als würde er erwartet. Kel’Thuzad stieg tief in das kalte Erdreich hinab und gelangte so zum Grund des Gletschers. Dort warf er sich in der endlosen, düsteren Eishöhle vor dem Frostthron auf den Boden und bot seine Seele dem dunklen Fürst der Toten an.
Der Lichkönig war zufrieden mit seinem jüngsten Diener. Er versprach Kel’Thuzad Unsterblichkeit und große Macht als Gegenleistung für Loyalität und Gehorsam. Kel’Thuzad, den es nach dunklem Wissen und Macht gelüstete, akzeptierte seine erste große Mission: Er sollte in die Menschenwelt ziehen und dort eine neue Religion gründen, die den Lichkönig als Gott verehren sollte.
Damit der Erzmagier seine Mission besser erfüllen konnte, ließ Ner’zhul Kel’Thuzads Menschsein unangetastet. Der betagte, aber dennoch charismatische Hexer sollte seine Kräfte der Illusion und Überzeugung nutzen, um die unterdrückten, geknechteten Massen von Lordaeron in einen Zustand von Vertrauen und Glauben zu ziehen. Und nachdem er ihre Aufmerksamkeit geweckt hatte, würde er ihnen in einer neuen Vision zeigen, wie die Gesellschaft aussehen könnte – und eine neue Galionsfigur, die sie ihren König nennen konnten.
Kel’Thuzad kehrte verkleidet nach Lordaeron zurück und verwendete in den kommenden drei Jahren sein gesamtes Vermögen und seine Gedankenkräfte darauf, eine geheime Bruderschaft gleich gesinnter Männer und Frauen ins Leben zu rufen. Diese Bruderschaft, die er Kult der Verdammten nannte, versprach ihren Akolyten gesellschaftliche Gleichstellung und ewiges Leben auf Azeroth als Gegenleistung für ihre Dienste und Gehorsam gegenüber Ner’zhul. Im Lauf der Monate fand Kel’Thuzad viele eifrige Freiwillige für seinen neuen Kult unter den erschöpften, überlasteten Arbeitern von Lordaeron. Es fiel Kel’Thuzad überraschend leicht, dieses Ziel zu erreichen: den Glauben der Bürger an das Heilige Licht zum Glauben an Ner’zhuls dunklen Schatten zu verwandeln. Während der Kult der Verdammten wuchs und sein Einfluss zunahm, achtete Kel’Thuzad akribisch darauf, seine Aktionen vor den Regierenden von Lordaeron verborgen zu halten.
Nach Kel’Thuzads Erfolg in Lordaeron traf der Lichkönig letzte Vorbereitungen für seinen Großangriff gegen die menschliche Zivilisation. Ner’zhul füllte seine Seuchenenergien in eine Reihe tragbarer Artefakte, die „Seuchenkessel“ genannt wurden, und befahl Kel’Thuzad, die Kessel nach Lordaeron zu bringen, wo sie in den zahlreichen vom Kult beherrschten Dörfern versteckt werden sollten. Die von den getreuen Kultisten beschützten Kessel sollten als Seuchengeneratoren fungieren und die Seuche unter den ahnungslosen Bürgern der Landstriche und Städte nördlich von Lordaeron verbreiten.
Der Plan des Lichkönigs ging voll und ganz auf. Viele der nördlichen Dörfer von Lordaeron wurden fast auf der Stelle verseucht. Bürger, die sich mit der Seuche ansteckten, starben, um als willige Sklaven des Lichkönigs wiederaufzuerstehen, genau wie in Nordend. Die Kultisten unter Kel’Thuzad waren begierig darauf zu sterben und in den Diensten ihres dunklen Fürsten ihre Auferstehung zu erleben. Sie bejubelten die Aussicht auf Unsterblichkeit in einem Dasein als Untote. Und je mehr die Seuche sich ausbreitete, desto mehr wilde Zombies erstanden in den Nordlanden. Kel’Thuzad betrachtete die wachsende Armee des Lichkönigs und nannte sie „die Geißel“, denn bald schon sollte sie zu den Toren von Lordaeron marschieren und die Menschheit ausrotten.
Die Allianz zerbricht
Ohne etwas von den Totenkulten zu bemerken, die in ihren Ländern entstanden, begannen die Führer verschiedener Nationen der Allianz einen kleinmütigen Zank und Streit um Territorialansprüche und schwindenden politischen Einfluss. König Terenas von Lordaeron hegte die Befürchtung, dass der Pakt, den sie in ihrer düstersten Stunde geschmiedet hatten, nicht mehr lange halten würde. Terenas hatte die Führer der Allianz dazu gebracht, dass sie Geld und Arbeitskräfte für den Wiederaufbau des südlichen Königreichs Sturmwind bereitstellten, das während der Besatzung Azeroths durch die Orcs zerstört worden war. In Verbindung mit den enormen Kosten für den Unterhalt der zahlreichen Orc-Internierungslager brachten speziell diese höheren Steuern viele Anführer – und hier besonders Genn Graumarn von Gilneas – zu der Überzeugung, dass für ihre Königreiche eine Abwendung von der Allianz von Vorteil wäre.
Erschwerend kam hinzu, dass die überheblichen Hochelfen von Silbermond der Allianz den Beistand aufkündigten und behaupteten, die schlechte Strategie der Menschen habe dazu geführt, dass ihre Wälder im Zweiten Krieg niedergebrannt worden seien. Terenas bezwang seine Ungeduld und brachte den Elfen taktvoll in Erinnerung, dass Quel’Thalas ohne die zahlreichen tapferen Menschen, die ihr Leben für seine Verteidigung gegeben hatten, vom Antlitz der Erde verschwunden wäre. Doch die Elfen beschlossen störrisch, eigene Wege zu gehen. Nach dem Abgang der Elfen entschieden sich auch Gilneas und Stromgarde für die Unabhängigkeit.
Die Allianz zerfiel, doch noch hatte König Terenas Verbündete, auf die er sich verlassen konnte. Admiral Prachtmeer von Kul Tiras und der junge König Varian Wrynn von Azeroth blieben der Allianz treu ergeben. Und die Hexer der Kirin Tor unter dem Erzmagier Antonidas versicherten Terenas weiterhin der unerschütterlichen Unterstützung durch Dalaran. Am beruhigendsten war aber der Schwur des mächtigen Zwergenkönigs Magni Bronzebart, der gelobte, dass die Zwerge von Eisenschmiede für immer in der Schuld der Allianz stehen würden, da sie Khaz Modan von der Herrschaft der Horde befreit hatte.
Warcraft: Orcs and Humans
Während Kil’jaeden die Horde für die Invasion von Azeroth vorbereitete, kämpfte Medivh weiter gegen Sargeras um seine Seele. König Llane, der edle Monarch von Sturmwind, beobachtete die Dunkelheit, die den Geist seines ehemaligen Freundes zu besudeln schien, mit wachsendem Misstrauen. König Llane weihte Anduin Lothar, den letzten Nachfahren des Geschlechts der Arathi, den er seinen Waffenbruder nannte, in seine Befürchtungen ein. Doch keiner der Männer konnte auch nur im Geringsten ahnen, welche Schrecken Medivhs langsamer Abstieg in den Wahnsinn wirklich mit sich bringen würde.
Als letztes Lockmittel versprach Sargeras, dass er Gul’dan große Macht verleihen würde, sollte er einwilligen, die Horde nach Azeroth zu führen. Durch Medivh teilte Sargeras dem Hexenmeister mit, dass er zu einem lebenden Gott werden könne, sollte er das unterseeische Grabmal finden, in dem die Wächterin Aegwynn vor fast tausend Jahren den verstümmelten Körper von Sargeras begraben hatte. Gul’dan willigte ein und beschloss, dass er das legendäre Grab finden und seine Belohnung einfordern würde, sobald die Bewohner von Azeroth unterworfen waren. Sargeras war sich nun sicher, dass die Horde seinen Zwecken dienen würde, und gab den Befehl zum Beginn der Invasion.
Unter gemeinsamer Aufbietung aller Kräfte öffneten Medivh und die Hexenmeister des Schattenrats das Dimensionstor, das als Dunkles Portal bekannt ist. Dieses Portal überbrückte die Distanz zwischen Azeroth und Draenor und war groß genug, dass ganze Armeen es passieren konnten. Gul’dan schickte Späher der Orcs durch das Portal, damit sie die Länder, die sie erobern sollten, ausspähen konnten. Als die Späher zurückkehrten, versicherten sie dem Schattenrat, dass die Welt Azeroth reif für die Eroberung sei.
Durotan war freilich immer noch der festen Überzeugung, dass Gul’dans Verderbnis den Untergang seines Volkes bedeuten würde, und stellte sich abermals gegen die Hexenmeister. Der tapfere Krieger behauptete, dass die Hexenmeister den Geist der Orcs verunreinigten und diese tollkühne Invasion ihr Untergang wäre. Da Gul’dan es nicht riskieren konnte, einen so populären Helden zu töten, musste er Durotan und seinen Frostwolfklan in entlegene Regionen dieser neuen Welt verbannen.
Als die verbannten Frostwölfe durch das Portal gingen, schlossen sich nur wenige Klans der Orcs an. Diese Orcs errichteten in aller Hast einen Stützpunkt im schwarzen Morast, einem dunklen Sumpfgebiet weit im Osten des Königreichs Sturmwind. Als die Orcs ausströmten und die neuen Länder erforschten, ließen Konflikte mit den menschlichen Verteidigern von Sturmwind nicht lange auf sich warten. Diese Scharmützel fanden zwar meist ein rasches Ende, machten aber Schwächen und Stärken der rivalisierenden Völker deutlich. Llane und Lothar konnten nie genaue Daten über die Zahl der Orcs sammeln und nur vermuten, welche Größe die Streitmacht hatte, mit der sie es zu tun bekommen sollten. Nach einigen Jahren war die Mehrzahl der orcischen Horde nach Azeroth aufgebrochen und Gul’dan schien die Zeit für den entscheidenden Schlag gegen die Menschheit gekommen. Die Horde schlug mit aller Macht gegen das ahnungslose Königreich Sturmwind zu.
Als die Streitkräfte von Azeroth und die Horde überall im Königreich aufeinander prallten, forderten interne Konflikte beider Armeen ihren Tribut. König Llane, der es nicht für möglich hielt, dass die bestialischen Orcs Azeroth erobern könnten, hielt geringschätzig die Stellung in seiner Hauptstadt Sturmwind. Lothar indessen kam zu der Überzeugung, dass der Kampf im Feindesland ausgetragen werden sollte, und musste sich zwischen seiner Überzeugung und seiner Loyalität zum König entscheiden. Lothar beschloss, seinen Instinkten zu folgen, und erstürmte mit Hilfe des jungen Zauberlehrlings Khadgar Medivhs Turmfestung Karazhan. Es gelang Khadgar und Lothar, den besessenen Wächter zu besiegen, in dem sie die Ursache des Konflikts sahen. Als Lothar und der junge Lehrling Medivhs Körper töteten, verbannten sie den Geist von Sargeras unwissentlich in den Abgrund. Als Folge konnte auch der reine, tugendhafte Geist von Medivh weiterleben... und wanderte viele Jahre durch die Astralebene.
Medivh war zwar besiegt, doch die Horde blieb den Verteidigern von Sturmwind weiter überlegen. Als der Sieg der Horde näher rückte, erkannte Orgrim Schicksalshammer, einer der größten Häuptlinge der Orcs, endlich die Verrohung und Verderbnis, die seit der Zeit auf Draenor über die Klans gekommen war. Durotan, sein alter Weggefährte, kehrte aus der Verbannung zurück und warnte ihn erneut vor Gul’dans Verrat. Gul’dans Vergeltung folgte auf dem Fuß. Seine Auftragsmörder töteten Durotan und dessen Familie und ließen nur seinen Sohn, noch ein Kleinkind, am Leben. Schicksalshammer wusste nicht, dass Aedelas Schwarzmoor, ein Offizier der Menschen, dieses Kleinkind, Durotans Sohn, fand und als Sklaven behielt.
Dieser kleine Orc sollte eines Tages zum größten Führer werden, den sein Volk je gekannt hatte.
Orgrim setzte, durch Durotars Tod erbost, alles daran, die Horde von der dämonischen Verderbnis zu befreien und übernahm schließlich die Rolle eines Kriegshäuptlings der Horde, indem er Gul’dans korrupte Marionette Schwarzfaust beseitigte. Unter seiner entschlossenen Führung begann die gnadenlose Horde schließlich mit der Belagerung der Burg Sturmwind. König Llane hatte die Macht der Horde drastisch unterschätzt und musste hilflos mit ansehen, wie sein Königreich den grünhäutigen Invasoren in die Hände fiel. Schließlich fiel König Llane durch die Hand einer der besten Attentäterinnen des Schattenrates: der Halborc-Frau Garona.
Lothar und seine aus Karazhan heimkehrenden Krieger hegten die Hoffnung, sie könnten das Blutvergießen beenden und ihre einst ruhmreiche Heimat retten. Doch sie kehrten zu spät zurück und fanden nur noch schwelende Ruinen in ihrem geliebten Königreich. Die orcische Horde verheerte weiter das Land und forderte die umliegenden Ländereien für sich. Lothar und seine Gefährten mussten sich verstecken und schworen einen grimmigen Eid, ihre Heimat um jeden Preis zurückzuerobern.
Die Allianz von Lordaeron
Warcraft 2: Tides of Darkness
Fürst Lothar scharte die Überreste der Armeen Azeroths nach der Niederlage bei der Burg Sturmwind um sich und begann einen gewaltigen Exodus über das Meer ins nördliche Königreich Lordaeron. In der festen Überzeugung, dass die Horde die gesamte Menschheit unterwerfen würde, sofern man ihr keinen Einhalt gebot, trafen sich die Anführer der sieben Menschennationen und vereinten ihre Völker zur Allianz von Lordaeron. Zum ersten Mal seit fast dreitausend Jahren wurden die entzweiten Nationen von Arathor wieder unter einem Banner vereinigt. Fürst Lothar, der Oberkommandierende der Streitmacht der Allianz, bereitete seine Armeen auf die Ankunft der Horde vor.
Mit Unterstützung seiner Offiziere Uther Lichtbringer, Admiral Daelin Prachtmeer und Turalyon konnte Lothar auch die halbmenschlichen Völker Lordaerons von der drohenden Gefahr überzeugen. Die Allianz sicherte sich die Unterstützung der stoischen Zwerge von Eisenschmiede und einer kleinen Zahl Hochelfen aus Quel’Thalas. Die Elfen, die zu jener Zeit von Anasterian Sonnenwanderer angeführt wurden, interessierten sich kaum für den bevorstehenden Konflikt. Aber sie waren verpflichtet, Lothar zu helfen, denn er war der letzte Nachfahre des Geschlechts der Arathi, welches den Elfen in früheren Zeiten beigestanden hatte.
Die Horde stand zu dieser Zeit unter dem Kommando von Kriegshäuptling Schicksalshammer. Sie brachte Oger von ihrer Heimatwelt Draenor herbei und konnte auch die neutralen Waldtrolle von Amani auf ihre Seite ziehen. Daraufhin begann die Horde einen gewaltigen Feldzug mit dem Ziel, das Zwergenkönigreich Khaz Modan und die südlichen Ausläufer von Lordaeron zu unterwerfen, und dezimierte mühelos jegliche Opposition.
Die epischen Schlachten des Zweiten Krieges reichten von groß angelegten Scharmützeln zur See bis zu verlustreichen Materialschlachten in der Luft. Irgendwo hatte die Horde ein mächtiges Artefakt namens Dämonenseele gefunden und damit die alte Drachenkönigin Alexstrasza versklavt. Die Horde drohte, sie würde Alexstraszas kostbare Eier zerstören, und zwang sie so, ihre erwachsenen Kinder in den Krieg zu schicken. Die edlen roten Großdrachen sahen keinen anderen Ausweg, als für die Horde zu kämpfen, und so kämpften sie.
Der Krieg tobte auf den Kontinenten Khaz Modan, Lordaeron und Azeroth selbst. Als Teil ihres Feldzugs im Norden brannte die Horde das Grenzland von Quel’Thalas nieder und sorgte so dafür, dass die Elfen die Sache der Allianz endgültig unterstützten. Im Verlauf des Konflikts wurden auch die größeren Städte und Metropolen Lordaerons verwüstet. Lothar und seinen Verbündeten gelang es jedoch, die Feinde auf Distanz zu halten, obwohl keine Verstärkung eintraf und sie zahlenmäßig unterlegen waren.
Dann aber brach in den letzten Tagen des Zweiten Krieges, als der Sieg der Horde über die Allianz schon fast sicher schien, ein schrecklicher Zwist zwischen den beiden mächtigsten Orcs von Azeroth aus. Als Schicksalshammer gerade das letzte Gefecht gegen die Hauptstadt von Lordaeron vorbereitete, ein Angriff, der den kläglichen Resten der Allianz den Todesstoß versetzt hätte, verließen Gul’dan und seine Anhänger ihre Posten und stachen in See. Der bestürzte Schicksalshammer, der durch Gul’dans Verrat fast die Hälfte seiner Streitmacht verloren hatte, war zum Rückzug gezwungen und verlor damit seine größte Chance auf einen Sieg über die Allianz.
Der machtgierige Gul’dan, darauf versessen, Gottstatus zu erlangen, begann eine verzweifelte Suche nach dem versunkenen Grabmal von Sargeras, in dem er das Geheimnis der höchsten Allmacht verborgen glaubte. Gul’dan, der seine Orc-Mitstreiter bereits dazu verdammt hatte, Sklaven der Brennenden Legion zu werden, dachte nicht weiter an seine Verpflichtung gegenüber Schicksalshammer. Mit Unterstützung der Klans der Sturmrächer und der Schattenhammer gelang es Gul’dan, das Grabmal von Sargeras vom Meeresboden emporsteigen zu lassen. Als er jedoch die alte, überflutete Gruft öffnete, warteten dort nur wahnsinnige Dämonen auf ihn.
Schicksalshammer trachtete derweil danach, die pflichtvergessenen Orcs für ihren Verrat zu bestrafen, und schickte seine Streitmacht los, Gul’dan zu töten und die Abtrünnigen wieder zurückzubringen. Für seine Tollkühnheit wurde Gul’dan von den wahnsinnigen Dämonen, die er befreit hatte, in Stücke gerissen. Nach dem Tod ihres Anführers unterlagen die abtrünnigen Klans Schicksalshammers wütenden Legionen schon nach kurzer Zeit. Die Rebellion war damit zwar niedergeschlagen, doch gelang es der Horde nicht, sich von den schrecklichen Verlusten zu erholen, die sie erlitten hatte. Gul’dans Verrat hatte der Allianz nicht nur Hoffnung gegeben, sondern auch die Zeit, sich neu zu formieren und Vergeltung zu üben.
Lord Lothar begriff sehr schnell, dass Unstimmigkeiten die Horde entzweiten, scharte seine letzten Truppen um sich und drängte Schicksalshammer nach Süden zurück ins verwüstete Zentrum von Sturmwind. Dort kesselte die Streitmacht der Allianz den Rest der Horde in der vulkanischen Festung Schwarzfelsspitze ein. Lord Lothar fiel zwar am Fuße der Schwarzfelsspitze im Kampf, doch sein getreuer Mitstreiter Turalyon scharte die Kräfte der Allianz zur elften Stunde um sich und trieb die Horde in die tiefen Sümpfe des Elends. Es gelang Turalyons Streitkräften, das Dunkle Portal zu zerstören, jenes mystische Portal, das für die Orcs die Verbindung zu ihrer Heimatwelt Draenor darstellte. Nachdem die Horde damit von Verstärkung aus Draenor abgeschnitten war und durch interne Unstimmigkeiten gelähmt wurde, hatte sie der mächtigen Allianz nichts mehr entgegenzusetzen.
Die verstreuten Klans der Orcs wurden schnell zusammengetrieben und in Internierungslager gesperrt. Es schien nun zwar, als wäre die Horde endgültig besiegt, aber viele blieben skeptisch, ob der Friede wohl von Dauer sein würde. Khadgar, inzwischen ein berühmter Erzmagier, brachte das Oberkommando der Allianz dazu, die Festung Nethergarde zu bauen, um die Ruinen des Dunklen Portals zu bewachen und zu gewährleisten, dass keine weiteren Invasionen von Draenor aus erfolgten.
Die Invasion von Draenor
Warcraft 2X: Beyond the Dark Portal
Kaum waren die lodernden Feuer des Zweiten Krieges erloschen, da leitete die Allianz aggressive Schritte ein, um die Gefahr durch die Orcs einzugrenzen. Im Süden von Lordaeron wurde eine Anzahl großer Internierungslager für die gefangenen Orcs erbaut. Diese von den Paladinen und Soldatenveteranen der Allianz bewachten Lager erwiesen sich als großer Erfolg. Die gefangenen Orcs waren zwar nervös und brannten darauf, wieder zu kämpfen, doch den verschiedenen Lageraufsehern, deren Basis sich in der alten Gefängnisfestung Durnholde befand, gelang es, Frieden und einen Anschein von Ordnung zu erhalten.
Doch auf der Höllenwelt Draenor bereitete eine neue Orc-Armee einen Feldzug gegen die ahnungslose Allianz vor. Ner’zhul, ehedem Mentor von Gul’dan, vereinte die verbliebenen Klans der Orcs unter seinem dunklen Banner. Mit Unterstützung des Schattenmondklans hatte der alte Schamane die Absicht, auf Draenor eine Anzahl von Portalen zu öffnen, die die Horde zu neuen, unberührten Welten führen sollten. Als Energiequellen für diese Portale benötigte er einige verzauberte Artefakte aus Azeroth. Um sie in seinen Besitz zu bringen, öffnete Ner’zhul das Dunkle Portal wieder und schickte seine gierigen Diener hindurch.
Die neue Horde unter der Leitung von erfahrenen alten Kriegshäuptlingen wie Grom Höllschrei und Kilrogg Totauge vom Klan des Blutenden Auges überraschte die Verteidiger der Allianz und zog plündernd durch das Land. Mit Hilfe von Ner’zhuls exakten Anweisungen sammelten die Orcs in kurzer Zeit die benötigten Artefakte ein und flohen zurück ins sichere Draenor.
König Terenas von Lordaeron war überzeugt, dass die Orcs eine erneute Invasion von Azeroth planten, und befahl die engsten Vertrauten unter seinen Offizieren zu sich. Er gab General Turalyon und dem Erzmagier Khadgar den Befehl, eine Expedition durch das Dunkle Portal zu führen und der Bedrohung durch die Orcs ein für alle Mal ein Ende zu bereiten. Turalyon und Khadgars Truppen marschierten nach Draenor und lieferten sich zahlreiche Gefechte mit Ner’zhuls Klans auf der öden Höllenfeuerhalbinsel. Doch nicht einmal mit Unterstützung der Hochelfin Alleria Windläufer, des Zwergs Kurdran Wildhammer und des Soldatenveteranen Danath Trollbann konnte Khadgar verhindern, dass Ner’zhul Portale zu anderen Welten öffnete.
Schließlich öffnete Ner’zhul tatsächlich Portale zu anderen Welten, doch welch schrecklichen Preis er dafür würde bezahlen müssen, konnte er nicht ahnen. Die riesigen Energien der Portale begannen, Draenor bis in den innersten Kern zu erschüttern und auseinander zu reißen. Während Turalyons Truppen verzweifelt versuchten, in die Heimat Azeroth zurückzukehren, wurde Draenor von verheerenden Erdbeben heimgesucht. Grom Höllschrei und Kilrogg Totauge, die erkannten, dass Ner’zhuls größenwahnsinnige Pläne ihr ganzes Volk dem Untergang preisgaben, scharten die verbliebenen Orcs um sich und flohen nach Azeroth, wo sie zumindest vor den Erdbeben sicher waren.
Auf Draenor erklärten sich Turalyon und Khadgar bereit, das ultimative Opfer zu bringen, nämlich das Dunkle Portal von ihrer Seite aus zu zerstören. Sie wussten, dass es sie und ihre Gefährten das Leben kosten würde, aber dass dies die einzige Möglichkeit war, Azeroths Überleben zu sichern. Noch während Höllschrei und Totauge sich mit der Macht der Verzweiflung durch die Reihen der Menschen einen Weg in die Freiheit erkämpften, explodierte das Dunkle Portal hinter ihnen. Für sie und die anderen Orcs auf Azeroth gab es nun kein Zurück mehr.
Ner’zhul und sein loyaler Schattenmondklan gingen durch das größte ihrer neu geschaffenen Portale, während ungeheure Vulkanausbrüche die Kontinente von Draenor in Stücke rissen. Sturmfluten der kochenden Meere rollten über die Trümmer der Kontinente hinweg, bis die gepeinigte Welt durch eine gewaltige Explosion apokalyptischen Ausmaßes zerstört wurde.
Die Geburt des Lichkönigs
Ner’zhul und seine Anhänger betraten die wirbelnde Netherwelt, die Astralebene, die alle Welten im Großen Dunklen Jenseits verbindet. Leider warteten Kil’jaeden und seine dämonischen Diener dort bereits auf sie. Kil’jaeden, der geschworen hatte, sich wegen seiner trotzigen Weigerung an Ner’zhul zu rächen, riss den alten Schamanen gnadenlos und langsam in Stücke. Kil’jaeden ließ den Geist des Schamanen am Leben und unversehrt, auf dass Ner’zhul deutlich spüren sollte, wie sein Körper verstümmelt wurde. Zwar flehte Ner’zhul den Dämon an, seine Seele zu befreien und ihm den Tod zu gewähren, doch der Dämon erwiderte grimmig, dass der Blutpakt, den sie vor langer Zeit geschlossen hatten, nach wie vor Gültigkeit habe und Ner’zhul immer noch einen Zweck zu erfüllen hätte.
Da es den Orcs nicht gelungen war, die Welt für die Brennende Legion zu erobern, war Kil’jaeden gezwungen, eine neue Armee aufzustellen, um Chaos über die Königreiche von Azeroth zu bringen. Diese neue Armee durfte nicht in dieselben kleingeistigen Rivalitäten und Kämpfe untereinander verfallen, die die Horde geplagt hatten. Sie musste verbissen und gnadenlos das eine Ziel ihrer Mission verfolgen. Diesmal konnte sich Kil’jaeden keinen Misserfolg leisten.
Kil’jaeden hielt Ner’zhuls Seele hilflos in Stasis, gab ihm aber eine letzte Chance, der Legion zu dienen oder aber ewige Folterqualen zu erdulden. Abermals ließ sich Ner’zhul unbedacht auf einen Pakt mit dem Dämon ein. Ner’zhuls Seele wurde in einen eigens geschaffenen Block aus Eis von der Härte eines Diamanten gesperrt, Eis, das aus den entlegensten Regionen der wirbelnden Netherwelt herbeigeschafft worden war. In seinem tiefgefrorenen Sarg spürte Ner’zhul, wie sein Bewusstsein sich zehntausendfach ausdehnte. Von der chaotischen Kraft des Dämons verdorben, wurde Ner’zhul zu einem spektralen Wesen von unauslotbarer Macht. In diesem Augenblick verschwand der Orc namens Ner’zhul für immer und der Lichkönig war geboren.
Ner’zhuls loyales Gefolge aus Todesrittern und Angehörigen des Schattenmonds wurde ebenfalls von der Chaosenergie des Dämons verwandelt. Die tückischen Zauberer wurden in Stücke gerissen und als skelettartige Lichs wiedergeboren. Der Dämon hatte dafür gesorgt, dass Ner’zhuls Anhänger ihm selbst im Tode treulich dienen würden.
Als der richtige Zeitpunkt gekommen war, erläuterte Kil’jaeden die Mission, für die er den Lichkönig geschaffen hatte. Ner’zhul sollte eine Seuche von Tod und Schrecken über Azeroth bringen, die die menschliche Zivilisation für alle Zeiten ausrotten würde. Alle, die an der grauenhaften Seuche starben, würden als Untote wiederauferstehen und ihre Seelen sollten für alle Zeiten Ner’zhuls Willen unterworfen sein. Kil’jaeden versprach, wenn Ner’zhul seine Aufgabe meistern und die Menschheit vom Antlitz der Welt tilgen könnte, dann würde er den Fluch von ihm nehmen und ihm einen neuen, gesunden Körper geben.
Obwohl Ner’zhul einwilligte und offenbar darauf brannte, seine Rolle zu spielen, hegte Kil’jaeden Zweifel an der Loyalität seines Handlangers. Dass er dem Lichkönig keinen Körper gab und ihn in dem Kristallsarg gefangen hielt, sicherte vorerst sein gutes Benehmen, aber der Dämon wusste, dass er wachsam sein musste und ihn niemals aus den Augen lassen durfte. Aus diesem Grund rief Kil’jaeden die Elitewache seiner Dämonen herbei, die vampirischen Schreckensfürsten, damit sie Ner’zhul bewachen und gewährleisten sollten, dass er seine grauenhafte Aufgabe erledigte. Tichondrius, der mächtigste und verschlagenste unter den Schreckensfürsten, stellte sich der Herausforderung; ihn faszinierte das Ausmaß der Seuche und das beispiellose Potenzial zum Völkermord des Lichkönigs.
Eiskrone und Frostthron
Kil’jaeden beförderte Ner’zhuls Sarg aus Eis wieder in die Welt Azeroth. Der gehärtete Kristall schoss über den Nachthimmel und landete auf dem einsamen arktischen Kontinent Nordend, wo er sich tief in den Eiskronegletscher eingrub. Der durch den brutalen Absturz verformte und beschädigte gefrorene Kristall erinnerte an einen Thron und Ner’zhuls rachsüchtige Seele regte sich bald in seinem Inneren.
Aus der Enge seines Frosthrons sandte Ner’zhul sein riesiges Bewusstsein aus und berührte die Gedanken der Bewohner von Nordend. Ohne große Mühe gelang es ihm, die Gedanken der zahlreichen eingeborenen Kreaturen, darunter Eistrolle und wilde Wendigos, zu versklaven und ihre bösen Brüder unter seinen wachsenden Einfluss zu bringen. Seine übersinnlichen Kräfte schienen fast grenzenlos und er nutzte sie, um eine kleine Armee aufzustellen, die er in den verschlungenen Labyrinthen des Eiskronengletschers verbarg. Während der Lichkönig unter ständiger Beobachtung durch die Schreckensfürsten seine wachsenden Fähigkeiten meisterte, entdeckte er eine entlegene Menschensiedlung am Rande der großen Drachenverseuchung. Ner’zhul beschloss aus einer Laune heraus, seine Kräfte an den arglosen Menschen zu erproben.
Er schickte eine Seuche des Untodes, deren Ursprung tief im Frostthron lag, in die arktische Eiswüste hinaus. Allein kraft seines Geistes kontrollierte er die Seuche und brachte sie mitten in ein Menschendorf. Binnen drei Tagen waren alle in der Siedlung tot, doch wenig später standen die toten Dorfbewohner als Zombiekadaver wieder auf. Ner’zhul konnte ihre Seelen und Gedanken spüren wie seine eigenen. Durch die tosende Kakophonie in seinen Gedanken wurde Ner’zhul noch mächtiger, als würden ihn diese Seelen mit dringend benötigter Nahrung versorgen. Er stellte fest, dass es ein Kinderspiel war, die Aktionen der Zombies zu steuern und sie nach seinen Wünschen zu lenken.
Während der nächsten Monate experimentierte Ner’zhul weiter mit seiner Seuche des Untodes, indem er jeden menschlichen Bewohner von Nordend damit infizierte. Da seine Armee der Untoten mit jedem Tag wuchs, wusste er, dass der Tag seiner wahren Prüfung näher rückte.
Die Schlacht von Grim Batol
Derweil kämpften die versprengten Überreste der Horde in den vom Krieg gebeutelten Südländern um das nackte Überleben. Zwar konnten Grom Höllschrei und sein Kriegshymnenklan sich der Gefangennahme entziehen, Totauge und sein Klan des Blutenden Auges jedoch wurden eingekesselt und in die Internierungslager von Lordaeron gebracht. Trotz dieser verlustreichen Aufstände hatten die Aufseher der Lager bald wieder die Kontrolle über ihre ungebührlichen Schützlinge.
Eine große Streitmacht der Orcs jedoch streifte noch immer ohne Wissen der Allianz frei durch die nördlichen Wüsten von Khaz Modan. Der Klan des Drachenmals unter Führung des berüchtigten Hexenmeisters Nekros kontrollierte mit Hilfe eines alten Artefakts namens Dämonenseele die Drachenkönigin Alexstrasza und ihren Drachenschwarm. Mit der Drachenkönigin als Geisel stellte Nekros in der verlassenen – und, wie manche behaupten, verfluchten – Wildhammerfestung Grim Batol heimlich eine Armee auf. Nekros hatte vor, seine Streitmacht und die mächtigen roten Drachen gegen die Allianz ins Feld zu schicken, und hegte die Hoffnung, die Horde damit wieder zu vereinen und die Eroberung von Azeroth fortzusetzen. Seine Vision freilich wurde nicht Wirklichkeit: Einer kleinen Schar von Widerstandskämpfern unter dem Menschenmagier Rhonin gelang es, die Dämonenseele zu zerstören und die Drachenkönigin aus Nekros’ Bann zu befreien.
In ihrer Wut zerstörten Alexstraszas Drachen Grim Batol bis auf die Grundmauern und äscherten den größten Teil des Klans des Drachenmals ein. Nekros’ hochfliegende Pläne der Wiedervereinigung waren endgültig gescheitert, als Truppen der Allianz die überlebenden Orcs zusammentrieben und in die wartenden Internierungslager warfen. Die Niederlage des Klans des Drachenmals bedeutete das Ende der Horde und des wütenden Kampfrausches der Orcs.
Die Lethargie der Orcs
Monate vergingen und immer mehr Orcs wurden gefangen genommen und in die Internierungslager gesteckt. Aufgrund zunehmender Überfüllung der Lager war die Allianz gezwungen, neue Lager auf den Ebenen südlich des Alteracgebirges zu erbauen. Damit er die ständig wachsende Anzahl der Lager ordentlich unterhalten und versorgen konnte, erhob König Terenas eine neue Steuer von den Nationen der Allianz. Neben steigenden politischen Spannungen wegen Grenzstreitigkeiten sorgte speziell diese neue Steuer für zunehmende Unruhe. Es hatte den Anschein, als würde der Pakt, der die Nationen der Menschen in ihrer dunkelsten Stunde zusammengeschweißt hatte, jeden Moment zerbrechen.
Inmitten des politischen Aufruhrs bemerkten zahlreiche Lageraufseher eine beunruhigende Veränderung an den gefangenen Orcs. Im Laufe der Zeit hatten Fluchtversuche und selbst Kämpfe unter den Gefangenen deutlich nachgelassen. Die Orcs wurden in zunehmendem Maße verschroben und lethargisch. Es war kaum zu glauben, aber die Orcs – die einst als das aggressivste Volk auf Azeroth betrachtet worden waren – schienen ihren Kampfeswillen vollkommen eingebüßt zu haben. Diese seltsame Lethargie stellte die Führer der Allianz vor Rätsel und forderte zunehmend Tribut unter immer schwächer werdenden Orcs.
Spekulationen, nach denen eine seltsame, nur auf Orcs übertragbare Krankheit die merkwürdige Lethargie bewirkte, machten die Runde. Doch Erzmagier Antonidas von Dalaran stellte eine andere Hypothese auf. Antonidas erforschte das Wenige, das man über die Geschichte der Orcs wusste, und fand heraus, dass sie seit Generationen bereits unter dem verderblichen Einfluss dämonischer Mächte standen. Er mutmaßte, dass die Orcs schon vor der ersten Invasion von Azeroth von diesen Mächten missbraucht worden waren. Dämonen hatten ganz eindeutig das Blut der Orcs verunreinigt, was den Bestien wiederum unnatürlich übersteigerte Stärke, Belastbarkeit und Aggression bescherte.
Antonidas stellte die Theorie auf, dass die allgemeine Lethargie der Orcs keine Krankheit, sondern die Folge einer Reaktion auf den Entzug jener vergänglichen Hexenmeistermagien war, die sie zu furchteinflößenden, blutrünstigen Kriegern gemacht hatte. Die Symptome waren zwar klar, doch gelang es Antonidas nicht, ein Heilmittel für den momentanen Zustand der Orcs zu finden. Viele seiner Magierkollegen vertraten ohnehin die Meinung, dass es nicht klug wäre, ein Heilmittel für die Orcs zu suchen. Einige angesehene Führer der Allianz stimmten dem zu. Antonidas machte sich weiter Gedanken über den rätselhaften Zustand der Orcs und kam zu dem Ergebnis, dass nur eine spirituelle Heilung in Frage käme.
Die neue Horde
Aedelas Schwarzmoor, der oberste Aufseher der Internierungslager, wachte in seiner Gefängnisfestung Durnholde über die gefangenen Orcs. Einem bestimmten Orc galt sein besonderes Interesse: dem Waisenkind, das er fast achtzehn Jahre zuvor gefunden hatte. Schwarzmoor hatte den jungen Orc als seinen Lieblingssklaven aufgezogen und ihm den Namen Thrall gegeben. Schwarzmoor brachte dem Orc alles über Taktik, Philosophie und Kampf bei. Thrall wurde sogar zum Gladiator ausgebildet. Die ganze Zeit über versuchte der verderbte Aufseher, aus dem Orc eine lebende Waffe zu machen.
Trotz seiner harten Jugend wuchs der junge Thrall zu einem starken, scharfsinnigen Orc heran und wusste tief in seinem Herzen, dass er nicht bis an sein Lebensende das Dasein eines Sklaven fristen wollte. Während er heranwuchs, erfuhr er von seinem Volk, den Orcs, die er nie kennen gelernt hatte: Nach ihrer Niederlage waren die meisten Orcs in Internierungslager gesperrt worden. Man munkelte, dass Schicksalshammer, der Führer der Orcs, aus Lordaeron entkommen war und sich verborgen hielt. Nur noch ein einziger abtrünniger Klan agierte im Geheimen und versuchte, sich den aufmerksamen Blicken der Allianz zu entziehen.
Der erfindungsreiche, wenn auch noch unerfahrene Thrall beschloss, aus Schwarzmoors Festung zu fliehen und nach seinesgleichen zu suchen. Im Lauf seiner Wanderschaft besuchte Thrall die Internierungslager und sah, wie seltsam verzagt und lethargisch sein einst mächtiges Volk geworden war. Da er hier die stolzen Krieger nicht fand, auf die er gehofft hatte, machte Thrall sich auf, den letzten unbesiegten Orc-Häuptling zu finden, Grom Höllschrei.
Ständig von den Menschen gejagt, hatte sich Höllschrei den unbeugsamen Kampfeswillen der Horde bewahrt. Mit Unterstützung seines getreuen Kriegshymnenklans führte Höllschrei einen Guerillakrieg gegen die Unterdrückung seines bedrängten Volks. Unglücklicherweise fand Höllschrei nie eine Möglichkeit, die internierten Orcs aus ihrer Trägheit zu reißen. Unter dem Einfluss von Höllschreis Idealismus entwickelte der leicht zu beeinflussende Thrall eine starke Zuneigung zur Horde und ihrer Kriegertradition.
Auf der Suche nach der Wahrheit über seine eigene Herkunft reiste Thrall nach Norden, um den legendären Frostwolfklan zu finden. Thrall fand heraus, dass Gul’dan die Frostwölfe in den Anfangstagen des Ersten Krieges verbannt hatte. Und er erfuhr, dass er Sohn und Erbe des Orc-Helden Durotan war, des wahren Häuptlings der Frostwölfe, der vor fast zwanzig Jahren in der Wildnis ermordet worden war.
Unter den Augen des ehrwürdigen Schamanen Drek’Thar studierte Thrall die alte Schamanenkultur seines Volkes, die unter der Herrschaft des üblen Gul’dan in Vergessenheit geraten war. Mit der Zeit wurde Thrall ein mächtiger Schamane und nahm seinen rechtmäßigen Platz als Häuptling der verbannten Frostwölfe ein. Mit der Macht der Elemente selbst ausgerüstet und von dem Drang beseelt, sein Schicksal zu finden, brach Thrall auf, um die gefangenen Klans zu befreien und sein Volk von der dämonischen Verderbnis zu heilen.
Bei seinen Reisen traf Thrall auf den alten Kriegshäuptling Orgrim Schicksalshammer, der seit vielen Jahren als Einsiedler lebte. Schicksalshammer, der ein enger Freund von Thralls Vater gewesen war, schloss sich dem jungen Visionär an, um mit ihm zusammen die gefangenen Klans zu befreien. Mit Unterstützung vieler der alten Häuptlinge gelang es Thrall letztendlich, die Horde neu zu beleben und seinem Volk eine neue spirituelle Identität zu geben.
Als Symbol der Wiedergeburt seines Volkes kehrte Thrall in Schwarzmoors Festung Durnholde zurück und vereitelte die Pläne seines einstigen Herrn, indem er die Internierungslager belagerte. Doch der Sieg hatte seinen Preis: Bei der Befreiung eines Lagers fiel Schicksalshammer im Kampf.
Thrall nahm Schicksalshammers legendären Kriegshammer an sich, legte seine schwarze Rüstung an und wurde der neue Kriegshäuptling der Horde. In den folgenden Monaten zerstörte Thralls kleine, aber findige Horde die Internierungslager und vereitelte alle Anstrengungen der Allianz, ihrer listenreichen Strategie etwas entgegenzusetzen. Von seinem besten Freund und Mentor Grom Höllschrei ermutigt, machte Thrall es sich zur Aufgabe, dass kein Orc jemals wieder Sklave sein sollte.
Der Krieg der Spinne
Während Thrall seine Brüder in Lordaeron befreite, baute Ner’zhul das Zentrum seiner Macht in Nordend aus. Eine große Zitadelle wurde über dem Eiskronegletscher errichtet, um die wachsenden Legionen der Untoten aufzunehmen. Doch ein schattenhaftes Reich stellte sich dem zunehmenden Einfluss des Lichkönigs entgegen. Das alte unterirdische Königreich Azjol-Nerub, das von einem Volk böser humanoider Spinnen gegründet worden war, schickte ihre Elitekriegerwache aus, um Eiskrone anzugreifen und dem irren Machtstreben des Lichkönigs ein Ende zu bereiten. Zu seinem großen Ärger musste Ner’zhul feststellen, dass die bösartigen Neruber nicht nur gegen die Seuche, sondern auch gegen seine telepathische Beeinflussung immun waren.
Die Spinnenfürsten der Neruber befehligten unermessliche Streitkräfte und verfügten über ein unterirdisches Netzwerk, das sich fast über die halbe Breite von Nordend erstreckte. Mit ihrer Taktik, die Festungen des Lichkönigs anzugreifen und sich sofort wieder zurückzuziehen, vereitelten sie immer wieder seine Bemühungen, sie auszuschalten. Schließlich gewann Ner’zhul seinen Krieg gegen die Neruber durch schiere Erschöpfung. Mit Unterstützung der bedrohlichen Schreckensfürsten und seiner zahllosen untoten Krieger fiel der Lichkönig in Azjol-Nerub ein und ließ die unterirdischen Tempel über den Köpfen der Spinnenfürsten einstürzen.
Die Neruber waren zwar immun gegen seine Seuche, doch Ner’zhuls zunehmenden nekromantischen Kräfte ermöglichten ihm, die Kadaver der Spinnenkrieger wiederzuerwecken und seinem Willen zu unterwerfen. Als Anerkennung ihrer Zähigkeit und Furchtlosigkeit übernahm Ner’zhul die eigenwillige Architektur der Neruber für seine eigenen Festungen und Gebäude. Da er sein Königreich nun unangefochten beherrschte, begann der Lichkönig mit den Vorbereitungen für seine wahre Mission. Mit seinem grenzenlosen Bewusstsein drang der Lichkönig in die Länder der Menschen ein und rief jede dunkle Seele, die bereit war, ihm zuzuhören...
Kel’Thuzad und das Entstehen der Geißel
Es gab eine Hand voll mächtiger Individuen, die weit verstreut auf der ganzen Welt den mentalen Ruf des Lichkönigs in Nordend hörten. Unter ihnen war auch Kel’Thuzad, Erzmagier von Dalaran, eines der ältesten Mitglieder der Kirin Tor, des herrschenden Rats von Dalaran. Aufgrund der Hartnäckigkeit, mit der er die verbotene Kunst der Nekromantie studierte, war er jahrelang als Sonderling betrachtet worden. Er war besessen von dem Wunsch, alles über die Welt der Magie und ihre dunklen Wunder zu wissen, und frustriert ob dessen, was er für die altmodischen und phantasielosen Denkweisen seiner Kollegen hielt. Als er den Ruf aus Nordend vernahm, setzte der Erzmagier seine gesamte, nicht unerhebliche Willenskraft ein, um mit der geheimnisvollen Stimme in Kontakt zu treten. In der Überzeugung, dass die Kirin Tor zu zimperlich waren, Macht und Wissen der dunklen Künste zu nutzen, machte er sich daran, von dem übermächtigen Lichkönig alles zu lernen, was er nur konnte.
Kel’Thuzad ließ sein Vermögen und seine einflussreiche politische Position zurück, schwor den Kirin Tor ab und verließ Dalaran für immer. Von der beharrlichen Stimme des Lichkönigs in seinen Gedanken angetrieben, veräußerte er seinen gesamten riesigen Besitz und lagerte sein Vermögen ein. Allein reiste er zu Wasser und zu Lande viele Meilen, bis er schließlich die eisige Küste von Nordend erreichte. Der Erzmagier, fest entschlossen, den Eiskronegletscher zu erreichen und dem Lichkönig seine Dienste anzubieten, durchquerte die durch den Krieg verwüsteten Ruinen von Azjol-Nerub. Kel’Thuzad sah Ausmaß und Wucht von Ner’zhuls Macht aus erster Hand. Ihm wurde klar, dass es nicht nur weise, sondern obendrein wahrscheinlich höchst fruchtbar wäre, sich mit dem geheimnisvollen Lichkönig zu verbünden.
Nach monatelangen Reisen durch das lebensfeindliche arktische Ödland gelangte Kel’Thuzad schließlich zum dunklen Eiskronegletscher. Mutig näherte er sich Ner’zhuls dunkler Zitadelle... und erschrak, als die untoten Gardisten ihn stumm passieren ließen, als würde er erwartet. Kel’Thuzad stieg tief in das kalte Erdreich hinab und gelangte so zum Grund des Gletschers. Dort warf er sich in der endlosen, düsteren Eishöhle vor dem Frostthron auf den Boden und bot seine Seele dem dunklen Fürst der Toten an.
Der Lichkönig war zufrieden mit seinem jüngsten Diener. Er versprach Kel’Thuzad Unsterblichkeit und große Macht als Gegenleistung für Loyalität und Gehorsam. Kel’Thuzad, den es nach dunklem Wissen und Macht gelüstete, akzeptierte seine erste große Mission: Er sollte in die Menschenwelt ziehen und dort eine neue Religion gründen, die den Lichkönig als Gott verehren sollte.
Damit der Erzmagier seine Mission besser erfüllen konnte, ließ Ner’zhul Kel’Thuzads Menschsein unangetastet. Der betagte, aber dennoch charismatische Hexer sollte seine Kräfte der Illusion und Überzeugung nutzen, um die unterdrückten, geknechteten Massen von Lordaeron in einen Zustand von Vertrauen und Glauben zu ziehen. Und nachdem er ihre Aufmerksamkeit geweckt hatte, würde er ihnen in einer neuen Vision zeigen, wie die Gesellschaft aussehen könnte – und eine neue Galionsfigur, die sie ihren König nennen konnten.
Kel’Thuzad kehrte verkleidet nach Lordaeron zurück und verwendete in den kommenden drei Jahren sein gesamtes Vermögen und seine Gedankenkräfte darauf, eine geheime Bruderschaft gleich gesinnter Männer und Frauen ins Leben zu rufen. Diese Bruderschaft, die er Kult der Verdammten nannte, versprach ihren Akolyten gesellschaftliche Gleichstellung und ewiges Leben auf Azeroth als Gegenleistung für ihre Dienste und Gehorsam gegenüber Ner’zhul. Im Lauf der Monate fand Kel’Thuzad viele eifrige Freiwillige für seinen neuen Kult unter den erschöpften, überlasteten Arbeitern von Lordaeron. Es fiel Kel’Thuzad überraschend leicht, dieses Ziel zu erreichen: den Glauben der Bürger an das Heilige Licht zum Glauben an Ner’zhuls dunklen Schatten zu verwandeln. Während der Kult der Verdammten wuchs und sein Einfluss zunahm, achtete Kel’Thuzad akribisch darauf, seine Aktionen vor den Regierenden von Lordaeron verborgen zu halten.
Nach Kel’Thuzads Erfolg in Lordaeron traf der Lichkönig letzte Vorbereitungen für seinen Großangriff gegen die menschliche Zivilisation. Ner’zhul füllte seine Seuchenenergien in eine Reihe tragbarer Artefakte, die „Seuchenkessel“ genannt wurden, und befahl Kel’Thuzad, die Kessel nach Lordaeron zu bringen, wo sie in den zahlreichen vom Kult beherrschten Dörfern versteckt werden sollten. Die von den getreuen Kultisten beschützten Kessel sollten als Seuchengeneratoren fungieren und die Seuche unter den ahnungslosen Bürgern der Landstriche und Städte nördlich von Lordaeron verbreiten.
Der Plan des Lichkönigs ging voll und ganz auf. Viele der nördlichen Dörfer von Lordaeron wurden fast auf der Stelle verseucht. Bürger, die sich mit der Seuche ansteckten, starben, um als willige Sklaven des Lichkönigs wiederaufzuerstehen, genau wie in Nordend. Die Kultisten unter Kel’Thuzad waren begierig darauf zu sterben und in den Diensten ihres dunklen Fürsten ihre Auferstehung zu erleben. Sie bejubelten die Aussicht auf Unsterblichkeit in einem Dasein als Untote. Und je mehr die Seuche sich ausbreitete, desto mehr wilde Zombies erstanden in den Nordlanden. Kel’Thuzad betrachtete die wachsende Armee des Lichkönigs und nannte sie „die Geißel“, denn bald schon sollte sie zu den Toren von Lordaeron marschieren und die Menschheit ausrotten.
Die Allianz zerbricht
Ohne etwas von den Totenkulten zu bemerken, die in ihren Ländern entstanden, begannen die Führer verschiedener Nationen der Allianz einen kleinmütigen Zank und Streit um Territorialansprüche und schwindenden politischen Einfluss. König Terenas von Lordaeron hegte die Befürchtung, dass der Pakt, den sie in ihrer düstersten Stunde geschmiedet hatten, nicht mehr lange halten würde. Terenas hatte die Führer der Allianz dazu gebracht, dass sie Geld und Arbeitskräfte für den Wiederaufbau des südlichen Königreichs Sturmwind bereitstellten, das während der Besatzung Azeroths durch die Orcs zerstört worden war. In Verbindung mit den enormen Kosten für den Unterhalt der zahlreichen Orc-Internierungslager brachten speziell diese höheren Steuern viele Anführer – und hier besonders Genn Graumarn von Gilneas – zu der Überzeugung, dass für ihre Königreiche eine Abwendung von der Allianz von Vorteil wäre.
Erschwerend kam hinzu, dass die überheblichen Hochelfen von Silbermond der Allianz den Beistand aufkündigten und behaupteten, die schlechte Strategie der Menschen habe dazu geführt, dass ihre Wälder im Zweiten Krieg niedergebrannt worden seien. Terenas bezwang seine Ungeduld und brachte den Elfen taktvoll in Erinnerung, dass Quel’Thalas ohne die zahlreichen tapferen Menschen, die ihr Leben für seine Verteidigung gegeben hatten, vom Antlitz der Erde verschwunden wäre. Doch die Elfen beschlossen störrisch, eigene Wege zu gehen. Nach dem Abgang der Elfen entschieden sich auch Gilneas und Stromgarde für die Unabhängigkeit.
Die Allianz zerfiel, doch noch hatte König Terenas Verbündete, auf die er sich verlassen konnte. Admiral Prachtmeer von Kul Tiras und der junge König Varian Wrynn von Azeroth blieben der Allianz treu ergeben. Und die Hexer der Kirin Tor unter dem Erzmagier Antonidas versicherten Terenas weiterhin der unerschütterlichen Unterstützung durch Dalaran. Am beruhigendsten war aber der Schwur des mächtigen Zwergenkönigs Magni Bronzebart, der gelobte, dass die Zwerge von Eisenschmiede für immer in der Schuld der Allianz stehen würden, da sie Khaz Modan von der Herrschaft der Horde befreit hatte.
5. Kapitel
Die Geißel von Lordaeron
Warcraft 3: Reign of Chaos
Nach langen Monaten der Vorbereitung riskierten Kel’Thuzad und sein Kult der Verdammten schließlich den ersten Schlag, indem sie die Seuche des Untodes in Lordaeron freisetzten. Uther und die anderen Paladine untersuchten die infizierten Regionen in der Hoffnung, sie könnten eine Möglichkeit finden, die Seuche einzudämmen. Doch die Seuche breitete sich allen Anstrengungen zum Trotz weiter aus und wurde zur Zerreißprobe für die Allianz.
Während die Reihen der Untoten Lordaeron heimsuchten, nahm Prinz Arthas, der einzige Sohn von Terenas, den Kampf gegen die Geißel auf. Arthas gelang es zwar, Kel’Thuzad zu töten, aber die Reihen der Untoten schwollen dennoch mit jedem Soldaten an, der bei der Verteidigung seines Landes fiel. In seiner ohnmächtigen Wut auf diesen scheinbar unaufhaltbaren Feind griff Arthas zu immer extremeren Maßnahmen, um ihn zu besiegen. Schließlich warnten seine Kameraden ihn, dass er im Begriff wäre, seine Menschlichkeit aufzugeben.
Arthas’ Furcht und Entschlossenheit wurden ihm zuletzt zum Verhängnis. Er spürte dem Ursprung der Seuche bis nach Nordend nach, um der Gefahr für immer ein Ende zu machen. Doch stattdessen wurde Prinz Arthas schließlich selbst ein Opfer der schier unermesslichen Macht des Lichkönigs. In dem Glauben, sein Volk damit retten zu könnte, ergriff Arthas die verfluchte Runenklinge Frostgram. Das Schwert gewährte ihm zwar unauslotbare Macht, aber es stahl ihm seine Seele und verwandelte ihn in den größten der Todesritter des Lichkönigs. Nach dem Verlust seiner Seele und nicht mehr bei Sinnen führte Arthas die Geißel gegen sein eigenes Königreich. Am Ende schließlich ermordete Arthas gar seinen eigenen Vater, König Terenas, und zertrat Lordaeron unter den eisernen Absätzen des Lichkönigs.
Sonnenbrunnen – Der Fall von Quel’Thalas
Obwohl Arthas nunmehr alle Menschen getötet hatte, die er jetzt als seine Feinde betrachtete, quälte ihn immer noch der Geist von Kel’Thuzad. Der Geist flüsterte Arthas ein, dass er für die nächste Phase der Pläne des Lichkönigs wiederbelebt werden müsse. Zu diesem Zweck müsse Arthas Kel’Thuzads Überreste zum mystischen Sonnenbrunnen bringen, der im ewigen Königreich der Hochelfen Quel’Thalas verborgen lag.
Arthas und seine Geißel erstürmten Quel’Thalas und belagerten die Elfen, deren Verteidigung immer schwächer wurde. Sylvanas Windläufer, Waldläufer-General von Silbermond, kämpfte tapfer, aber Arthas löschte die Armee der Hochelfen letztlich dennoch aus und kämpfte sich bis zum Sonnenbrunnen durch. Als grausame Geste seiner Überlegenheit erweckte er sogar Sylvanas’ besiegten Leichnam wieder als Banshee, verflucht, im endlosen Untod in den Diensten der Eroberer von Quel’Thalas zu stehen.
Zuletzt tauchte Arthas Kel’Thuzads Überreste in die magischen Wasser des Sonnenbrunnens. Die starken Wasser der Ewigkeit wurden zwar durch diese Tat verunreinigt, Kel’Thuzad jedoch als zauberkundiger Lich wiedergeboren. Nachdem er als Wesen mit jetzt weitaus größerer Macht wiederauferstanden war, erläuterte Kel’Thuzad die nächste Phase der Pläne des Lichkönigs. Als Arthas und seine Armee der Toten endlich südwärts zogen, war kein einziger Elf in Quel’Thalas mehr am Leben. Das ruhmreiche Heimatland der Hochelfen, das mehr als neuntausend Jahre überdauert hatte, existierte nicht mehr.
Archimondes Rückkehr und die Flucht nach Kalimdor
Als Kel’Thuzad wieder geheilt war, führte Arthas die Geißel südwärts nach Dalaran. Dort fiel dem Lich das mächtige Zauberbuch von Medivh in die Hände, mit dessen Hilfe er Archimonde zurück in die Welt holte. Von diesem Moment an begann Archimonde höchstselbst die letzte Invasion der Legion. Nicht einmal die Zauberer der Kirin Tor konnten verhindern, dass Arthas’ Streitkräfte Medivhs Buch stahlen, und so hatte Kel'Thuzad bald alles, was er brauchte, um seinen Zauber auszuführen. Nach zehntausend Jahren erschien der mächtige Dämon Archimonde erneut in seinem Wirtskörper auf der Welt Azeroth. Doch Dalaran war nicht ihr letztes Ziel. Auf persönliches Geheiß von Kil’jaeden folgten Archimonde und seine Dämonen der untoten Geißel nach Kalimdor, um den Weltbaum Nordrassil zu vernichten.
Inmitten dieses Chaos erschien ein einsamer, mysteriöser Prophet auf der Bildfläche und bot den sterblichen Völkern seine Unterstützung an. Dieser Prophet war kein anderer als Medivh, der letzte Wächter, der auf wundersame Weise aus dem Jenseits zurückgekehrt war, um sich von früheren Sünden reinzuwaschen. Medivh erzählte der Horde und der Allianz von den drohenden Gefahren und beschwor sie zur Zusammenarbeit. Nach Generationen voller Hass wollten die Orcs und Menschen davon nichts wissen. Medivh musste sich um jedes Volk einzeln kümmern und es mit Prophezeiungen und Tricks über das Meer ins legendäre Land Kalimdor locken. Bald stießen Orcs und Menschen auf die lange verborgene Zivilisation der Kaldorei.
Unter Führung von Thrall mussten die Orcs auf der Reise durch das Ödland von Kalimdor eine Reihe von Rückschlägen hinnehmen. Sie schlossen zwar Freundschaft mit Cairne Bluthuf und seinen mächtigen Taurenkriegern, aber viele Orcs erlagen dem dämonischen Kampfrausch, der sie schon seit Jahren verseuchte. Grom Höllschrei, Thralls größter Offizier, verriet die Horde sogar, indem er seinen niederen Instinkten gehorchte. Als Höllschrei und seine loyalen Warsongkrieger durch die Wälder von Eschental schlichen, stießen sie auf die alten Schildwachen der Nachtelfen. In der Überzeugung, dass die Orcs zu ihrer kriegerischen Lebensweise zurückgekehrt waren, kam der Halbgott Cenarius herbei, um Höllschrei und seine Orcs zu vertreiben. Doch im Banne von übernatürlichem Hass und Wut konnten Höllschrei und seine Orcs Cenarius töten und den alten Wald verderben. Zu guter Letzt stellte Höllschrei seine Ehre wieder her, indem er Thrall half, Mannoroth zu besiegen, jenen Dämonenfürsten, der die Orcs ursprünglich mit dem Fluch seines Hasses und seiner Wut belegt hatte. Durch Mannoroths Tod wurde der Blutfluch der Orcs schließlich beendet.
Während Medivh noch die Orcs und Menschen von der Notwendigkeit einer Allianz zu überzeugen versuchte, kämpften die Nachtelfen auf ihre eigene heimliche Weise gegen die Legion. Tyrande Wisperwind, die unsterbliche Hohepriesterin der Nachtelfen-Schildwachen, kämpfte verzweifelt, um zu verhindern, dass die Dämonen und Untoten die Wälder von Eschental überrannten. Tyrande wurde klar, dass sie Hilfe brauchte, daher zog sie aus, die Druiden der Nachtelfen aus ihrem tausendjährigen Schlummer zu wecken. Tyrande rief ihren einstigen Geliebten Malfurion Sturmgrimm und schaffte es, ihre Verteidigung zu stärken und die Legion zurückzuschlagen. Mit Malfurions Hilfe erhob sich die Natur selbst und wehrte sich gegen die Legion und die verbündete Geißel.
Auf der Suche nach weiteren Druiden im Großen Schlaf fand Malfurion das alte Gefängnis im Grabhügel, wo er seinen Bruder Illidan angekettet hatte. Überzeugt, dass Illidan ihnen gegen die Legion beistehen würde, befreite Tyrande den Bruder ihres Geliebten. Tatsächlich unterstützte Illidan sie eine Zeit lang, doch dann floh er, um seine eigenen Pläne zu verfolgen.
Die Nachtelfen wappneten sich und kämpften voll grimmiger Entschlossenheit gegen die Brennende Legion. Die Legion suchte noch immer nach dem Brunnen der Ewigkeit, seit langem Quell der Stärke des Weltbaums und Herz des Königreichs der Nachtelfen. Sollte ihr geplanter Angriff auf den Weltbaum von Erfolg gekrönt sein, würden die Dämonen die Welt buchstäblich in Stücke reißen.
Die Schlacht am Berg Hyjal
Unter Medivhs Führung begriffen Thrall und Jaina Prachtmeer, die Anführerin der menschlichen Streitkräfte in Kalimdor, dass sie ihre Differenzen beilegen mussten. Ebenso stimmten die von Malfurion und Tyrande geführten Nachtelfen darin überein, dass sie sich zusammentun mussten, wenn sie den Weltbaum verteidigen wollten. Mit dem gemeinsamen Ziel vor Augen arbeiteten die Völker von Azeroth Hand in Hand, um die Energien des Weltbaums aufs Äußerste zu stärken. Es gelang dem mit der ureigenen Kraft der Welt ausgestatteten Malfurion, die Urgewalt von Nordrassils Wut zu entfesseln, damit Archimonde zu vernichten und die Verbindung der Legion zum Brunnen der Ewigkeit zu durchtrennen. Die letzte Schlacht erschütterte den Kontinent Kalimdor bis ins Mark. Da die Brennende Legion keine Macht mehr aus dem Brunnen beziehen konnte, zerbrach sie unter den vereinten Kräften der Armeen der Sterblichen.
Der Aufstieg des Verräters
Warcraft 3X: The Frozen Throne
Als die Legion Eschental erstürmte, wurde Illidan nach zehntausend Jahren der Gefangenschaft aus seinem Gefängnis im Grabhügel befreit. Er versuchte zwar, seine Kameraden zu beschwichtigen, nahm jedoch alsbald seine wahre Gestalt wieder an und verleibte sich die Energie eines mächtigen Hexenmeisterartefakts ein, das „Schädel des Gul’dan“ hieß. Damit entwickelte Illidan dämonische Eigenschaften und eine dramatisch höhere Macht. Überdies wurden ihm ein Teil von Gul’dans alten Erinnerungen zuteil – speziell die an das Grabmal von Sargeras, dem Insellabyrinth, wo sich Gerüchten zufolge die Überreste des dunklen Titanen Sargeras befinden sollten.
Illidan, der vor Macht brodelte und wieder frei durch die Welt streifen konnte, suchte nach seinem eigenen Platz im großen Plan des Lebens. Doch dann wandte sich Kil’jaeden an Illidan und machte ihm ein Angebot, das er nicht ausschlagen konnte. Kil’jaeden war zwar wütend über Archimondes Niederlage am Berg Hyjal, doch hatten wichtigere Dinge Vorrang vor seinem Durst nach Rache. Kil’jaeden spürte, dass der Lichkönig, seine eigene Schöpfung, so mächtig wurde, dass er ihn nicht mehr kontrollieren konnte, und befahl Illidan, Ner’zhul zu vernichten und der Geißel der Untoten ein für alle Male ein Ende zu machen. Als Gegenleistung sollte Illidan unerhörte Macht und einen gleichberechtigten Platz unter den verbliebenen Fürsten der Brennenden Legion erhalten.
Illidan willigte ein und machte sich unverzüglich daran, den Frostthron zu zerstören, jenen eisigen Kristallsarg, in dem der Geist des Lichkönigs residierte. Illidan wusste, er würde ein mächtiges Artefakt benötigen, um den Frostthron zu vernichten. So nutzte er das Wissen, das ihm aus Gul’dans Erinnerungen zuteil geworden war, um das Grabmal von Sargeras zu suchen und sich die Überreste des dunklen Titanen zu sichern. Er forderte einige alte Schulden bei den Hochgeborenen ein und lockte die Naga aus ihren dunklen unterseeischen Unterschlupfen. Angeführt von der verschlagenen Hexe Lady Vashj halfen die Naga Illidan, zu den verheerten Inseln vorzustoßen, wo sich das Grabmal von Sargeras angeblich befinden sollte.
Als Illidan mit den Naga aufbrach, eröffnete Aufseherin Maiev Schattensang die Jagd auf ihn. Maiev war zehntausend Jahre lang Illidans Kerkermeisterin gewesen und berauschte sich an der Aussicht, ihn wieder zu fassen zu bekommen. Doch Illidan überlistete Maiev und ihre Behüter und konnte das Auge von Sargeras all ihren Bemühungen zum Trotz erobern. Nachdem er das mächtige Auge in seinem Besitz hatte, begab sich Illidan zur einstigen Hexerstadt Dalaran. Illidan, dem die Leyenergielinien der Stadt zusätzliche Kraft spendeten, benutzte das Auge für einen zerstörerischen Zauber gegen Eiskrone, die Zitadelle des Lichkönigs im fernen Nordend. Illidans Angriff zerschmetterte die Verteidigung des Lichkönigs und riss das Dach der Welt entzwei. Erst im letzten Augenblick wurde Illidans zerstörerischer Zauber gestoppt, als sein Bruder Malfurion und Priesterin Tyrande eintrafen und Maiev unterstützten.
Illidan wusste wohl, dass Kil’jaeden höchst unzufrieden sein würde ob seines Versagens, und floh in die öde Dimension, die als die Scherbenwelt bekannt ist: die letzten Überreste von Draenor, der einstigen Heimat der Orcs. Er hatte die Absicht, Kil’jaedens Zorn auf diese Weise zu entgehen und sein weiteres Vorgehen zu planen. Nachdem sie Illidan erfolgreich aufgehalten hatten, kehrten Malfurion und Tyrande nach Eschental zurück, um über ihr Volk zu wachen. Maiev indessen wollte nicht so einfach aufgeben und folgte Illidan zur Scherbenwelt, fest entschlossen, ihn der Gerechtigkeit zu übergeben.
Der Aufstand der Blutelfen
Zu diesem Zeitpunkt hatte die Geißel der Untoten Lordaeron und Quel’Thalas schon weitgehend in die toxischen Pestländer verwandelt. Nur noch wenige Enklaven existierten, in denen die Allianz Widerstand leistete. Eine der Gruppen, die fast ausnahmslos aus Hochelfen bestand, wurde vom letzten Spross der Sonnenwanderer-Dynastie angeführt: Prinz Kael’thas. Kael, selbst ein fähiger Hexer, wurde der schwindenden Allianz überdrüssig. Die Hochelfen trauerten ob des Verlustes ihrer Heimat und beschlossen, sich ihrem gefallenen Volk zu Ehren Blutelfen zu nennen. Doch während sie sich daran versuchten, die Geißel in Schach zu halten, litten sie schwer darunter, vom Sonnenbrunnen, der Quelle ihrer Macht, abgeschnitten zu sein. Im verzweifelten Bemühen, ein Heilmittel gegen die vererbte Magiesucht seines Volkes zu finden, wagte Kael das Undenkbare: Er bekannte sich zum hochgeborenen Erbe seiner Vorfahren und tat sich mit Illidan und dessen Naga zusammen, um eine neue Kraftquelle der Magie aufzutun. Die restlichen Befehlshaber der Allianz bezeichneten die Blutelfen als Verräter und schlossen sie auf ewig aus ihren Reihen aus.
Kael und seine Blutelfen sahen keinen anderen Ausweg mehr, als Lady Vashj zur Scherbenwelt zu folgen und dort gegen die Aufseherin Maiev zu kämpfen, die Illidan wieder eingefangen hatte. Den vereinigten Naga- und Blutelfenheeren gelang es, Maiev zu besiegen und Illidan aus ihrem Griff zu befreien. Im Fremdland scharte Illidan daraufhin seine Streitkräfte für einen zweiten Schlag gegen den Lichkönig und dessen Festung Eiskrone um sich.
Bürgerkrieg in den Pestländern
Ner’zhul, der Lichkönig, wusste genau, wie knapp bemessen seine Zeit war. In seinem Gefängnis im Frostthron argwöhnte er, dass Kil’jaeden seine Agenten herschicken würde, um ihn zu vernichten. Der Schaden, den Illidans Zauber verursachte, hatte den Frostthron entzweigerissen; dadurch verlor der Lichkönig Tag für Tag an Macht. Im verzweifelten Bemühen, sich zu retten, rief er seinen größten sterblichen Diener an seine Seite: den Todesritter Prinz Arthas.
Arthas war, obwohl ihn die Schwäche des Lichkönigs seiner Macht beraubte, in Lordaeron in einen Bürgerkrieg verstrickt. Die Hälfte der stehenden Streitmacht der Untoten putschte unter Führung der Banshee Sylvanas Windläufer, um die Herrschaft über das Reich der Untoten an sich zu reißen. Arthas, den der Lichkönig gerufen hatte, war gezwungen, die Geißel seinem Offizier Kel’Thuzad zu überlassen, als der Krieg in den Pestländern eskalierte.
Schließlich und endlich übernahmen Sylvanas und ihre rebellischen Untoten (die „Verlassene“ genannt wurden) die zerstörte Hauptstadt von Lordaeron. Die Verlassenen errichteten ihre eigene Bastion unter der verwüsteten Stadt und schworen, dass sie die Geißel besiegen und Kel’Thuzad und seine Diener aus dem Land jagen würden.
Geschwächt, aber fest entschlossen, seinen Meister zu retten, traf Arthas in Nordend ein, wo er bereits von den Naga und Blutelfen erwartet wurde. Er lieferte sich nebst den verbündeten Nerubern einen Wettlauf mit Illidans Truppen zum Eiskronegletscher, um den Frostthron zu verteidigen.
Der Triumph des Lichkönigs
Es gelang Arthas trotz seiner Schwäche, Illidan auszumanövrieren und den Frostthron als Erster zu erreichen. Mit seiner Runenklinge Frostgram zerschmetterte Arthas das eisige Gefängnis des Lichkönigs und gab damit Ner’zhuls verzauberten Helm und Brustpanzer frei. Arthas setzte sich den unvorstellbar mächtigen Helm auf und wurde der neue Lichkönig. Die Geister von Ner’zhul und Arthas verschmolzen zu einem einzigen mächtigen Wesen, wie es Ner’zhul stets geplant gehabt hatte. Illidan und seine Truppen mussten entehrt zurück zur Scherbenwelt fliehen, während Arthas zu einer der mächtigsten Wesenheiten wurde, die die Welt je gesehen hatte.
Derzeit residiert Arthas, der neue und unsterbliche Lichkönig, in Nordend; man munkelt, dass er die Zitadelle Eiskrone neu aufbauen lässt. Kel’Thuzad, der Offizier seines Vertrauens, befehligt die Geißel in den Pestländern. Sylvanas und ihre rebellischen Untoten halten lediglich Tirisfal, einen kleinen Teil des von Kriegen gebeutelten Königreichs.
Alter Hass – Die Kolonialisierung von Kalimdor
Die sterblichen Völker errangen zwar den Sieg, doch ihre Welt war vom Krieg verwüstet. Die Geißel und die Brennende Legion hatten die Zivilisationen von Lordaeron so gut wie vernichtet und waren mit ihrer Arbeit auch in Kalimdor fast zu Ende. Nun galt es, Wälder zu heilen, Zwistigkeiten beizulegen und neue Heimatländer zu besiedeln. Der Krieg hatte tiefe Wunden bei allen Völkern hinterlassen, doch sie verbündeten sich selbstlos und versuchten einen Neuanfang, dessen ersten Schritt der brüchige Waffenstillstand zwischen der Allianz und der Horde bildete.
Thrall führte die Orcs zum Kontinent Kalimdor, wo sie mit Hilfe ihrer Taurenbrüder eine neue Heimat schufen. Die Orcs ließen sich in dem neuen Land nieder, das sie Thralls ermordetem Vater zu Ehren Durotar nannten, und begannen mit dem Wiederaufbau ihrer einst ruhmreichen Gesellschaft. Nach dem Ende des dämonischen Fluchs wandelte sich die Horde von einem kriegerischen Moloch zu einem lockeren Verbund, in dem Überleben und Wohlstand höher geschätzt wurden als Eroberungen. Mit Unterstützung der edlen Tauren und der listenreichen Trolle des Dunkelspeerstammes sahen die Orcs einer neuen Ära des Friedens in ihrem Land entgegen.
Die verbliebenen Streitkräfte der Allianz unter Jaina Prachtmeer ließen sich im Süden von Kalimdor nieder. An der Küste der Düstermarschen errichteten sie die Hafenstadt Theramore. Dort bemühten sich die Menschen und die mit ihnen verbündeten Zwerge, in einem Land zu überleben, das stets feindselig für sie bleiben sollte. Die Verteidiger von Durotar und Theramore wahrten zwar den nervösen Waffenstillstand untereinander, doch die Brüderlichkeit der Kolonien sollte nicht von langer Dauer sein.
Der Frieden zwischen Orcs und Menschen fand ein jähes Ende, als eine gewaltige Flotte der Allianz in Kalimdor eintraf. Die mächtige Flotte unter dem Befehl von Jainas Vater Großadmiral Daelin Prachtmeer hatte Lordaeron verlassen, bevor Arthas das Königreich zerstörte. Admiral Prachtmeer suchte nach Monaten der Entbehrung auf See nach Überlebenden der Allianz.
Prachtmeers Armada stellt eine schwere Bedrohung für die Stabilität der Region dar. Als gefeierter Held des Zweiten Krieges war Jainas Vater ein unerbittlicher Gegner der Horde und fest entschlossen, Durotar dem Erdboden gleichzumachen, bevor die Orcs in dem Land Fuß fassen konnten.
Der Großadmiral stellte Jaina vor eine schreckliche Wahl: ihn im Kampf gegen die Orcs zu unterstützen und ihre neuen Verbündeten zu verraten oder den eigenen Vater zu bekämpfen und den brüchigen Frieden zu erhalten, den Allianz und Horde endlich erreicht hatten. Nach langem und gründlichem Nachdenken entschied sich Jaina für Letzteres und half Thrall, ihren hasserfüllten Vater zu besiegen. Leider fiel Admiral Prachtmeer im Kampf, bevor Jaina sich mit ihm aussöhnen oder beweisen konnte, dass die Orcs keine blutgierigen Monster mehr waren. Als Dank für ihre Loyalität ließen die Orcs Jainas Streitmacht unbehelligt nach Theramore zurückkehren.
Warcraft 3: Reign of Chaos
Nach langen Monaten der Vorbereitung riskierten Kel’Thuzad und sein Kult der Verdammten schließlich den ersten Schlag, indem sie die Seuche des Untodes in Lordaeron freisetzten. Uther und die anderen Paladine untersuchten die infizierten Regionen in der Hoffnung, sie könnten eine Möglichkeit finden, die Seuche einzudämmen. Doch die Seuche breitete sich allen Anstrengungen zum Trotz weiter aus und wurde zur Zerreißprobe für die Allianz.
Während die Reihen der Untoten Lordaeron heimsuchten, nahm Prinz Arthas, der einzige Sohn von Terenas, den Kampf gegen die Geißel auf. Arthas gelang es zwar, Kel’Thuzad zu töten, aber die Reihen der Untoten schwollen dennoch mit jedem Soldaten an, der bei der Verteidigung seines Landes fiel. In seiner ohnmächtigen Wut auf diesen scheinbar unaufhaltbaren Feind griff Arthas zu immer extremeren Maßnahmen, um ihn zu besiegen. Schließlich warnten seine Kameraden ihn, dass er im Begriff wäre, seine Menschlichkeit aufzugeben.
Arthas’ Furcht und Entschlossenheit wurden ihm zuletzt zum Verhängnis. Er spürte dem Ursprung der Seuche bis nach Nordend nach, um der Gefahr für immer ein Ende zu machen. Doch stattdessen wurde Prinz Arthas schließlich selbst ein Opfer der schier unermesslichen Macht des Lichkönigs. In dem Glauben, sein Volk damit retten zu könnte, ergriff Arthas die verfluchte Runenklinge Frostgram. Das Schwert gewährte ihm zwar unauslotbare Macht, aber es stahl ihm seine Seele und verwandelte ihn in den größten der Todesritter des Lichkönigs. Nach dem Verlust seiner Seele und nicht mehr bei Sinnen führte Arthas die Geißel gegen sein eigenes Königreich. Am Ende schließlich ermordete Arthas gar seinen eigenen Vater, König Terenas, und zertrat Lordaeron unter den eisernen Absätzen des Lichkönigs.
Sonnenbrunnen – Der Fall von Quel’Thalas
Obwohl Arthas nunmehr alle Menschen getötet hatte, die er jetzt als seine Feinde betrachtete, quälte ihn immer noch der Geist von Kel’Thuzad. Der Geist flüsterte Arthas ein, dass er für die nächste Phase der Pläne des Lichkönigs wiederbelebt werden müsse. Zu diesem Zweck müsse Arthas Kel’Thuzads Überreste zum mystischen Sonnenbrunnen bringen, der im ewigen Königreich der Hochelfen Quel’Thalas verborgen lag.
Arthas und seine Geißel erstürmten Quel’Thalas und belagerten die Elfen, deren Verteidigung immer schwächer wurde. Sylvanas Windläufer, Waldläufer-General von Silbermond, kämpfte tapfer, aber Arthas löschte die Armee der Hochelfen letztlich dennoch aus und kämpfte sich bis zum Sonnenbrunnen durch. Als grausame Geste seiner Überlegenheit erweckte er sogar Sylvanas’ besiegten Leichnam wieder als Banshee, verflucht, im endlosen Untod in den Diensten der Eroberer von Quel’Thalas zu stehen.
Zuletzt tauchte Arthas Kel’Thuzads Überreste in die magischen Wasser des Sonnenbrunnens. Die starken Wasser der Ewigkeit wurden zwar durch diese Tat verunreinigt, Kel’Thuzad jedoch als zauberkundiger Lich wiedergeboren. Nachdem er als Wesen mit jetzt weitaus größerer Macht wiederauferstanden war, erläuterte Kel’Thuzad die nächste Phase der Pläne des Lichkönigs. Als Arthas und seine Armee der Toten endlich südwärts zogen, war kein einziger Elf in Quel’Thalas mehr am Leben. Das ruhmreiche Heimatland der Hochelfen, das mehr als neuntausend Jahre überdauert hatte, existierte nicht mehr.
Archimondes Rückkehr und die Flucht nach Kalimdor
Als Kel’Thuzad wieder geheilt war, führte Arthas die Geißel südwärts nach Dalaran. Dort fiel dem Lich das mächtige Zauberbuch von Medivh in die Hände, mit dessen Hilfe er Archimonde zurück in die Welt holte. Von diesem Moment an begann Archimonde höchstselbst die letzte Invasion der Legion. Nicht einmal die Zauberer der Kirin Tor konnten verhindern, dass Arthas’ Streitkräfte Medivhs Buch stahlen, und so hatte Kel'Thuzad bald alles, was er brauchte, um seinen Zauber auszuführen. Nach zehntausend Jahren erschien der mächtige Dämon Archimonde erneut in seinem Wirtskörper auf der Welt Azeroth. Doch Dalaran war nicht ihr letztes Ziel. Auf persönliches Geheiß von Kil’jaeden folgten Archimonde und seine Dämonen der untoten Geißel nach Kalimdor, um den Weltbaum Nordrassil zu vernichten.
Inmitten dieses Chaos erschien ein einsamer, mysteriöser Prophet auf der Bildfläche und bot den sterblichen Völkern seine Unterstützung an. Dieser Prophet war kein anderer als Medivh, der letzte Wächter, der auf wundersame Weise aus dem Jenseits zurückgekehrt war, um sich von früheren Sünden reinzuwaschen. Medivh erzählte der Horde und der Allianz von den drohenden Gefahren und beschwor sie zur Zusammenarbeit. Nach Generationen voller Hass wollten die Orcs und Menschen davon nichts wissen. Medivh musste sich um jedes Volk einzeln kümmern und es mit Prophezeiungen und Tricks über das Meer ins legendäre Land Kalimdor locken. Bald stießen Orcs und Menschen auf die lange verborgene Zivilisation der Kaldorei.
Unter Führung von Thrall mussten die Orcs auf der Reise durch das Ödland von Kalimdor eine Reihe von Rückschlägen hinnehmen. Sie schlossen zwar Freundschaft mit Cairne Bluthuf und seinen mächtigen Taurenkriegern, aber viele Orcs erlagen dem dämonischen Kampfrausch, der sie schon seit Jahren verseuchte. Grom Höllschrei, Thralls größter Offizier, verriet die Horde sogar, indem er seinen niederen Instinkten gehorchte. Als Höllschrei und seine loyalen Warsongkrieger durch die Wälder von Eschental schlichen, stießen sie auf die alten Schildwachen der Nachtelfen. In der Überzeugung, dass die Orcs zu ihrer kriegerischen Lebensweise zurückgekehrt waren, kam der Halbgott Cenarius herbei, um Höllschrei und seine Orcs zu vertreiben. Doch im Banne von übernatürlichem Hass und Wut konnten Höllschrei und seine Orcs Cenarius töten und den alten Wald verderben. Zu guter Letzt stellte Höllschrei seine Ehre wieder her, indem er Thrall half, Mannoroth zu besiegen, jenen Dämonenfürsten, der die Orcs ursprünglich mit dem Fluch seines Hasses und seiner Wut belegt hatte. Durch Mannoroths Tod wurde der Blutfluch der Orcs schließlich beendet.
Während Medivh noch die Orcs und Menschen von der Notwendigkeit einer Allianz zu überzeugen versuchte, kämpften die Nachtelfen auf ihre eigene heimliche Weise gegen die Legion. Tyrande Wisperwind, die unsterbliche Hohepriesterin der Nachtelfen-Schildwachen, kämpfte verzweifelt, um zu verhindern, dass die Dämonen und Untoten die Wälder von Eschental überrannten. Tyrande wurde klar, dass sie Hilfe brauchte, daher zog sie aus, die Druiden der Nachtelfen aus ihrem tausendjährigen Schlummer zu wecken. Tyrande rief ihren einstigen Geliebten Malfurion Sturmgrimm und schaffte es, ihre Verteidigung zu stärken und die Legion zurückzuschlagen. Mit Malfurions Hilfe erhob sich die Natur selbst und wehrte sich gegen die Legion und die verbündete Geißel.
Auf der Suche nach weiteren Druiden im Großen Schlaf fand Malfurion das alte Gefängnis im Grabhügel, wo er seinen Bruder Illidan angekettet hatte. Überzeugt, dass Illidan ihnen gegen die Legion beistehen würde, befreite Tyrande den Bruder ihres Geliebten. Tatsächlich unterstützte Illidan sie eine Zeit lang, doch dann floh er, um seine eigenen Pläne zu verfolgen.
Die Nachtelfen wappneten sich und kämpften voll grimmiger Entschlossenheit gegen die Brennende Legion. Die Legion suchte noch immer nach dem Brunnen der Ewigkeit, seit langem Quell der Stärke des Weltbaums und Herz des Königreichs der Nachtelfen. Sollte ihr geplanter Angriff auf den Weltbaum von Erfolg gekrönt sein, würden die Dämonen die Welt buchstäblich in Stücke reißen.
Die Schlacht am Berg Hyjal
Unter Medivhs Führung begriffen Thrall und Jaina Prachtmeer, die Anführerin der menschlichen Streitkräfte in Kalimdor, dass sie ihre Differenzen beilegen mussten. Ebenso stimmten die von Malfurion und Tyrande geführten Nachtelfen darin überein, dass sie sich zusammentun mussten, wenn sie den Weltbaum verteidigen wollten. Mit dem gemeinsamen Ziel vor Augen arbeiteten die Völker von Azeroth Hand in Hand, um die Energien des Weltbaums aufs Äußerste zu stärken. Es gelang dem mit der ureigenen Kraft der Welt ausgestatteten Malfurion, die Urgewalt von Nordrassils Wut zu entfesseln, damit Archimonde zu vernichten und die Verbindung der Legion zum Brunnen der Ewigkeit zu durchtrennen. Die letzte Schlacht erschütterte den Kontinent Kalimdor bis ins Mark. Da die Brennende Legion keine Macht mehr aus dem Brunnen beziehen konnte, zerbrach sie unter den vereinten Kräften der Armeen der Sterblichen.
Der Aufstieg des Verräters
Warcraft 3X: The Frozen Throne
Als die Legion Eschental erstürmte, wurde Illidan nach zehntausend Jahren der Gefangenschaft aus seinem Gefängnis im Grabhügel befreit. Er versuchte zwar, seine Kameraden zu beschwichtigen, nahm jedoch alsbald seine wahre Gestalt wieder an und verleibte sich die Energie eines mächtigen Hexenmeisterartefakts ein, das „Schädel des Gul’dan“ hieß. Damit entwickelte Illidan dämonische Eigenschaften und eine dramatisch höhere Macht. Überdies wurden ihm ein Teil von Gul’dans alten Erinnerungen zuteil – speziell die an das Grabmal von Sargeras, dem Insellabyrinth, wo sich Gerüchten zufolge die Überreste des dunklen Titanen Sargeras befinden sollten.
Illidan, der vor Macht brodelte und wieder frei durch die Welt streifen konnte, suchte nach seinem eigenen Platz im großen Plan des Lebens. Doch dann wandte sich Kil’jaeden an Illidan und machte ihm ein Angebot, das er nicht ausschlagen konnte. Kil’jaeden war zwar wütend über Archimondes Niederlage am Berg Hyjal, doch hatten wichtigere Dinge Vorrang vor seinem Durst nach Rache. Kil’jaeden spürte, dass der Lichkönig, seine eigene Schöpfung, so mächtig wurde, dass er ihn nicht mehr kontrollieren konnte, und befahl Illidan, Ner’zhul zu vernichten und der Geißel der Untoten ein für alle Male ein Ende zu machen. Als Gegenleistung sollte Illidan unerhörte Macht und einen gleichberechtigten Platz unter den verbliebenen Fürsten der Brennenden Legion erhalten.
Illidan willigte ein und machte sich unverzüglich daran, den Frostthron zu zerstören, jenen eisigen Kristallsarg, in dem der Geist des Lichkönigs residierte. Illidan wusste, er würde ein mächtiges Artefakt benötigen, um den Frostthron zu vernichten. So nutzte er das Wissen, das ihm aus Gul’dans Erinnerungen zuteil geworden war, um das Grabmal von Sargeras zu suchen und sich die Überreste des dunklen Titanen zu sichern. Er forderte einige alte Schulden bei den Hochgeborenen ein und lockte die Naga aus ihren dunklen unterseeischen Unterschlupfen. Angeführt von der verschlagenen Hexe Lady Vashj halfen die Naga Illidan, zu den verheerten Inseln vorzustoßen, wo sich das Grabmal von Sargeras angeblich befinden sollte.
Als Illidan mit den Naga aufbrach, eröffnete Aufseherin Maiev Schattensang die Jagd auf ihn. Maiev war zehntausend Jahre lang Illidans Kerkermeisterin gewesen und berauschte sich an der Aussicht, ihn wieder zu fassen zu bekommen. Doch Illidan überlistete Maiev und ihre Behüter und konnte das Auge von Sargeras all ihren Bemühungen zum Trotz erobern. Nachdem er das mächtige Auge in seinem Besitz hatte, begab sich Illidan zur einstigen Hexerstadt Dalaran. Illidan, dem die Leyenergielinien der Stadt zusätzliche Kraft spendeten, benutzte das Auge für einen zerstörerischen Zauber gegen Eiskrone, die Zitadelle des Lichkönigs im fernen Nordend. Illidans Angriff zerschmetterte die Verteidigung des Lichkönigs und riss das Dach der Welt entzwei. Erst im letzten Augenblick wurde Illidans zerstörerischer Zauber gestoppt, als sein Bruder Malfurion und Priesterin Tyrande eintrafen und Maiev unterstützten.
Illidan wusste wohl, dass Kil’jaeden höchst unzufrieden sein würde ob seines Versagens, und floh in die öde Dimension, die als die Scherbenwelt bekannt ist: die letzten Überreste von Draenor, der einstigen Heimat der Orcs. Er hatte die Absicht, Kil’jaedens Zorn auf diese Weise zu entgehen und sein weiteres Vorgehen zu planen. Nachdem sie Illidan erfolgreich aufgehalten hatten, kehrten Malfurion und Tyrande nach Eschental zurück, um über ihr Volk zu wachen. Maiev indessen wollte nicht so einfach aufgeben und folgte Illidan zur Scherbenwelt, fest entschlossen, ihn der Gerechtigkeit zu übergeben.
Der Aufstand der Blutelfen
Zu diesem Zeitpunkt hatte die Geißel der Untoten Lordaeron und Quel’Thalas schon weitgehend in die toxischen Pestländer verwandelt. Nur noch wenige Enklaven existierten, in denen die Allianz Widerstand leistete. Eine der Gruppen, die fast ausnahmslos aus Hochelfen bestand, wurde vom letzten Spross der Sonnenwanderer-Dynastie angeführt: Prinz Kael’thas. Kael, selbst ein fähiger Hexer, wurde der schwindenden Allianz überdrüssig. Die Hochelfen trauerten ob des Verlustes ihrer Heimat und beschlossen, sich ihrem gefallenen Volk zu Ehren Blutelfen zu nennen. Doch während sie sich daran versuchten, die Geißel in Schach zu halten, litten sie schwer darunter, vom Sonnenbrunnen, der Quelle ihrer Macht, abgeschnitten zu sein. Im verzweifelten Bemühen, ein Heilmittel gegen die vererbte Magiesucht seines Volkes zu finden, wagte Kael das Undenkbare: Er bekannte sich zum hochgeborenen Erbe seiner Vorfahren und tat sich mit Illidan und dessen Naga zusammen, um eine neue Kraftquelle der Magie aufzutun. Die restlichen Befehlshaber der Allianz bezeichneten die Blutelfen als Verräter und schlossen sie auf ewig aus ihren Reihen aus.
Kael und seine Blutelfen sahen keinen anderen Ausweg mehr, als Lady Vashj zur Scherbenwelt zu folgen und dort gegen die Aufseherin Maiev zu kämpfen, die Illidan wieder eingefangen hatte. Den vereinigten Naga- und Blutelfenheeren gelang es, Maiev zu besiegen und Illidan aus ihrem Griff zu befreien. Im Fremdland scharte Illidan daraufhin seine Streitkräfte für einen zweiten Schlag gegen den Lichkönig und dessen Festung Eiskrone um sich.
Bürgerkrieg in den Pestländern
Ner’zhul, der Lichkönig, wusste genau, wie knapp bemessen seine Zeit war. In seinem Gefängnis im Frostthron argwöhnte er, dass Kil’jaeden seine Agenten herschicken würde, um ihn zu vernichten. Der Schaden, den Illidans Zauber verursachte, hatte den Frostthron entzweigerissen; dadurch verlor der Lichkönig Tag für Tag an Macht. Im verzweifelten Bemühen, sich zu retten, rief er seinen größten sterblichen Diener an seine Seite: den Todesritter Prinz Arthas.
Arthas war, obwohl ihn die Schwäche des Lichkönigs seiner Macht beraubte, in Lordaeron in einen Bürgerkrieg verstrickt. Die Hälfte der stehenden Streitmacht der Untoten putschte unter Führung der Banshee Sylvanas Windläufer, um die Herrschaft über das Reich der Untoten an sich zu reißen. Arthas, den der Lichkönig gerufen hatte, war gezwungen, die Geißel seinem Offizier Kel’Thuzad zu überlassen, als der Krieg in den Pestländern eskalierte.
Schließlich und endlich übernahmen Sylvanas und ihre rebellischen Untoten (die „Verlassene“ genannt wurden) die zerstörte Hauptstadt von Lordaeron. Die Verlassenen errichteten ihre eigene Bastion unter der verwüsteten Stadt und schworen, dass sie die Geißel besiegen und Kel’Thuzad und seine Diener aus dem Land jagen würden.
Geschwächt, aber fest entschlossen, seinen Meister zu retten, traf Arthas in Nordend ein, wo er bereits von den Naga und Blutelfen erwartet wurde. Er lieferte sich nebst den verbündeten Nerubern einen Wettlauf mit Illidans Truppen zum Eiskronegletscher, um den Frostthron zu verteidigen.
Der Triumph des Lichkönigs
Es gelang Arthas trotz seiner Schwäche, Illidan auszumanövrieren und den Frostthron als Erster zu erreichen. Mit seiner Runenklinge Frostgram zerschmetterte Arthas das eisige Gefängnis des Lichkönigs und gab damit Ner’zhuls verzauberten Helm und Brustpanzer frei. Arthas setzte sich den unvorstellbar mächtigen Helm auf und wurde der neue Lichkönig. Die Geister von Ner’zhul und Arthas verschmolzen zu einem einzigen mächtigen Wesen, wie es Ner’zhul stets geplant gehabt hatte. Illidan und seine Truppen mussten entehrt zurück zur Scherbenwelt fliehen, während Arthas zu einer der mächtigsten Wesenheiten wurde, die die Welt je gesehen hatte.
Derzeit residiert Arthas, der neue und unsterbliche Lichkönig, in Nordend; man munkelt, dass er die Zitadelle Eiskrone neu aufbauen lässt. Kel’Thuzad, der Offizier seines Vertrauens, befehligt die Geißel in den Pestländern. Sylvanas und ihre rebellischen Untoten halten lediglich Tirisfal, einen kleinen Teil des von Kriegen gebeutelten Königreichs.
Alter Hass – Die Kolonialisierung von Kalimdor
Die sterblichen Völker errangen zwar den Sieg, doch ihre Welt war vom Krieg verwüstet. Die Geißel und die Brennende Legion hatten die Zivilisationen von Lordaeron so gut wie vernichtet und waren mit ihrer Arbeit auch in Kalimdor fast zu Ende. Nun galt es, Wälder zu heilen, Zwistigkeiten beizulegen und neue Heimatländer zu besiedeln. Der Krieg hatte tiefe Wunden bei allen Völkern hinterlassen, doch sie verbündeten sich selbstlos und versuchten einen Neuanfang, dessen ersten Schritt der brüchige Waffenstillstand zwischen der Allianz und der Horde bildete.
Thrall führte die Orcs zum Kontinent Kalimdor, wo sie mit Hilfe ihrer Taurenbrüder eine neue Heimat schufen. Die Orcs ließen sich in dem neuen Land nieder, das sie Thralls ermordetem Vater zu Ehren Durotar nannten, und begannen mit dem Wiederaufbau ihrer einst ruhmreichen Gesellschaft. Nach dem Ende des dämonischen Fluchs wandelte sich die Horde von einem kriegerischen Moloch zu einem lockeren Verbund, in dem Überleben und Wohlstand höher geschätzt wurden als Eroberungen. Mit Unterstützung der edlen Tauren und der listenreichen Trolle des Dunkelspeerstammes sahen die Orcs einer neuen Ära des Friedens in ihrem Land entgegen.
Die verbliebenen Streitkräfte der Allianz unter Jaina Prachtmeer ließen sich im Süden von Kalimdor nieder. An der Küste der Düstermarschen errichteten sie die Hafenstadt Theramore. Dort bemühten sich die Menschen und die mit ihnen verbündeten Zwerge, in einem Land zu überleben, das stets feindselig für sie bleiben sollte. Die Verteidiger von Durotar und Theramore wahrten zwar den nervösen Waffenstillstand untereinander, doch die Brüderlichkeit der Kolonien sollte nicht von langer Dauer sein.
Der Frieden zwischen Orcs und Menschen fand ein jähes Ende, als eine gewaltige Flotte der Allianz in Kalimdor eintraf. Die mächtige Flotte unter dem Befehl von Jainas Vater Großadmiral Daelin Prachtmeer hatte Lordaeron verlassen, bevor Arthas das Königreich zerstörte. Admiral Prachtmeer suchte nach Monaten der Entbehrung auf See nach Überlebenden der Allianz.
Prachtmeers Armada stellt eine schwere Bedrohung für die Stabilität der Region dar. Als gefeierter Held des Zweiten Krieges war Jainas Vater ein unerbittlicher Gegner der Horde und fest entschlossen, Durotar dem Erdboden gleichzumachen, bevor die Orcs in dem Land Fuß fassen konnten.
Der Großadmiral stellte Jaina vor eine schreckliche Wahl: ihn im Kampf gegen die Orcs zu unterstützen und ihre neuen Verbündeten zu verraten oder den eigenen Vater zu bekämpfen und den brüchigen Frieden zu erhalten, den Allianz und Horde endlich erreicht hatten. Nach langem und gründlichem Nachdenken entschied sich Jaina für Letzteres und half Thrall, ihren hasserfüllten Vater zu besiegen. Leider fiel Admiral Prachtmeer im Kampf, bevor Jaina sich mit ihm aussöhnen oder beweisen konnte, dass die Orcs keine blutgierigen Monster mehr waren. Als Dank für ihre Loyalität ließen die Orcs Jainas Streitmacht unbehelligt nach Theramore zurückkehren.
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