Gruppenstart - Die Aldor
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[1] In jedem Ende liegt ein Anfang

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Beitrag  Elena Sa Okt 03, 2009 11:19 am

Die Nacht war noch jung und das Feuer flackerte hoch.
Die Funken tanzten im Wind und das leise Flüstern der Blätter war zu hören. Es war Sommer, die Grillen zirpten und die Sterne funkelten klar und mit aller Kraft.
Ruwa war nicht älter als 7, als sie mit staunenden Augen, zusammen mit ihrem Stamm am Lagerfeuer saß und den Geschichten aus alter Zeit horchte.
Die ehrwürdige Schamanin Eulenfeder streckte die Arme weit in den Himmel und tanzte behände, trotz ihres hohen Alters um das Feuer. Sobald sie inne hielt, fixierte sie jemanden mit ihren dunklen, gütigen Augen und es war als spärche sie für einen Moment nur zu ihm.
Ruwa hielt den Atem an, als der Blick der Schamanin auf ihr zur Ruhe kam und duckte sich unmerklich unter seiner Last.
"Stirbt eine Kojeneblume, überreicht sie zuvor all ihre verbliebenen Samen dem Wind. Sie überreicht sie ihm, im Namen der Erdenmutter, damit dieser sie weitertragen kann, um neue Kojeneblumen daraus entstehen zu lassen." ertönte es laut und klar aus ihrem Mund. Ruwa hatte dies schon oft gehört, es verwunderte sie, dass die Schamanin solch schlichte Worte für sie bereit gehalten hatte und war sichtlich mißgestimmt. Sie hatte sich bei ihrer Ersten Nacht der Geschichten und Weisheiten weit mehr erhofft, als eine altbekannte Lehre welche man schon den Kleinsten unter ihnen beibrachte.
Eulenfeder lächelte sie sanft an und legte den Kopf schief, ehe sie eine elegante Drehung vollführte und mit einem Holzschlegel gegen eine Trommel schlug die sie sich an ihr Bein gebunden hatte. "In jedem Ende liegt ein Anfang kleine Ruwa. Denk daran." Ruwa blinzelte und hauchte ein "Ja Schamanin Eulenfeder." Die Schamanin aber hatte ihre Aufmerksamkeit bereits jemand anderem geschenkt.
Angua zog das Mädchen an sich und strich ihr über die Mähne. Die wortlose Geste ihrer Mutter brachte Ruwa zum Lächeln, ungestüm schmiegte sie sich an sie und schloss zufrieden brummend die Augen.


Zuletzt von Elena am Di Okt 13, 2009 12:48 am bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
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Beitrag  Elena Sa Okt 03, 2009 11:39 am

"Ruwa! Wir müssen los Mädchen!" rief der Vater ungeduldig und schulterte seinen Stab, zusammen mit einem schwer aussehenden Beutel. "Ich komme schon!" Die kleinen Geschwister krallten sich an ihr Hemdt und wimmerten enttäuscht, als sie sich losmachte. "Ihr bleibt schön bei Mama ihr beiden." sagte sie im bestimmenden Ton einer großen Schwester und knuffte ihre Geschwister zum Abschied in die Seite. Die Kleinen wirbelten herum und liefen in die Arme ihrer Mutter die sie liebevoll betrachtete. "Kommt spätestens übermorgen wieder." bat die Frau streng und zog die Brauen zusammen. Es wurde eine große Gruppe Gnolle gesichtet, ich möchte mir nicht Tagelang Sorgen machen." Wegwanderer Mathok lächelte entspannt und legte seine Hand für einige Augenblicke an ihre Wange, ehe er sich wortlos umdrehte und Ruwa nachging die schon Richtung Waldrand davon gesprungen war.




Ein Hase briet über einem kleinen Feuer und verströmte einen wohltuenden Duft, Ruwa streute frische Kräuter über das Fleisch und atmete hörbar ein. "Das wird ein Festmahl kleine Wolke." Mathok grinste und nickte seiner Tochter anerkennend zu.
"Wir schlagen uns die Bäuche voll und legen uns gleich schlafen, morgen früh brechen wir zurück nach Hause auf. Deine Mutter wird sich freuen uns so bald wieder bei sich zu haben." Ruwa legte die Stirn in Falten und grunze ungehalten. "Wir waren nichtmal 2 Tage unterwegs! Ich wollte noch so viel mehr sehen!"
Mathok tätschelte ihr Bein und lächelte breit. "Ich weiss kleine Wolke, du wirst noch viele Jahre lang wandern können, aber dein Vater ist alt und sehnt sich nach den warmen Fellen seines Zuhauses."
Das Mädchen lachte vergnügt auf und schüttelte den Kopf. "Du bist doch nicht alt Vater, was erzählst du denn da? Du findest nur den Hasenbraten von Mutter besser... gib es zu." Mathok kicherte und wiegte sein Haupt hin und her, so als müsste er nachdenken und zwinkerte seiner Tochter dann schelmisch zu. Sein Gesicht wurde jedoch rasch wieder ernst. "Die Bäume warnen zur Vorsicht. Ich muss ihre Worte ernst nehmen meine Tochter. die Erdenmutter wacht nur dann über uns, wenn wir bereit sind ihr zuzuhören. Wir brechen morgen auf."
Ruwa nicke seufzend und fing damit an, den garen Hasen in mundgerechte Teile zu schneiden.





Das Dorf war still. So still hatte sie es noch nie erlebt. Ängstlich blickte sie ihren Vater an, doch dieser hatte seine Augen geradeaus gerichtet, man sah ihm deutlich an, dass er versuchte in den Gesichtern der Leute zu lesen welche am Rand des Camps auf ihre Ankunft warteten. Sein gesamter Körper versteifte sich mit jedem Schritt den sie näher kamen. Ruwa rannte verwirrt neben Mathok her, er gab ein unheimlich schnelles Tempo vor. Als sie angekommen waren verlor sie ihn sofort aus den Augen, eine Schar von Frauen schloss sich wie ein Kreis um sie, es regnete Umarmungen und Steicheleinheiten, sanfte Laute des Trostes und von der Ferne hörte sie plötzlich einen herzzerreissenden Klagegesang. Ruwa versuchte sich loszumachen und hob die Hände in einer abwehrenden Geste des Unverständnisses. Aus den Augenwinkeln sah sie wie zwei kleine, helle Fellknäul auf sie zuschossen und sich in ihre Arme flüchteten, wie betäubt versuchte sie ihre kleinen Geschwister zu beruhigen.
Ein Ohrenbetäubender Schrei war zu hören... war es ein Schrei gewesen? Es klang so unwirklich, so als wäre dieser Laut nicht von dieser Welt gewesen und dennoch beantworte er jede Frage die sich Ruwa gestellt hatte. Es war eindeutig die Stimme ihres Vaters gewesen, verzerrt, voller Wut und Trauer, aber die Stimme ihres Vaters. Dies war unbestreitlich. Was konnte ihren sanften, ruhigen Vater zu einem solchen Ausbruch bewegen? Mit Mutter musste etwas nicht stimmen, ja mehr noch... sie musste tot sein. Alles andere hätte ihren Vater nicht so aus der Fassung gebracht. Weswegen sagte ihr niemand etwas? Die wimmernden Geschwister, die klagenden Frauen um sie herum waren alles andere als hilfreich. Schamanin Eulenfeder teilte die aufgebrachte Frauenschar und legt beide Hände an ihr Gesicht. Einige Momente vergingen ehe sie sprach: "Komm kleine Ruwa."
Eine der Frauen nahm sich ihrer Geschwister an und führte sie fort, Ruwa folgte der Schamanin auf wankenden Beinen in ihr Zelt.
Eulenfeder setzte sich auf ein weiches Kissen und klopfte mit einer Hand neben sich. Ruwa folgte der Anweisung und setzte sich neben sie. Stumm starrte sie geradeaus und versuchte ihre Gedanken zu ordnen.
"In jedem Ende liegt ein Anfang." flüsterte die Schamanin und legte ihre Hand auf Ruwas Rücken.
Ruwa nickte schwach, hielt ihre Tränen jedoch zurück, dafür war Zeit in der Nacht, wenn niemand sie sah.
"Die Erdenmutter hat deine Mutter zurück an ihre Seite geholt, wir müssen uns für sie freuen, dass sie so früh ihre Aufgaben hier bei uns erfüllen konnte. Die Erdenmutter muss sehr zufrieden mit ihr gewesen sein."
Ruwa schluckte hörbar und versuchte den Atem anzuhalten, zu groß wäre sonst die Gefahr gewesen in unreifes Schluchzen auszubrechen.
"Du bist jetzt 12 Jahre alt. Ich erkenne die Geister der Erde sind stark in dir...
Ich möchte dich zu mir nehmen Kind. Du sollst meinem Weg folgen und wiederum ganz neue Wege gehen." Die Schamanin klopfte dem Mädchen auf den Rücken und nickte ihr gewichtig zu.
Ruwa blinzelte irritiert und schüttelte nachdenklich den Kopf. Eine lange Zeit sagten sie beide nichts...

"Ich werde jetzt zu meinen Brüdern gehen. Sie brauchen mich."
Zitternd erhob sie sich und ging langsam aus dem Zelt.
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